Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [917]

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Kalt und gefroren. Schon um 6 h früh kam Kutschersfeld und jammerte, dass der Graf ihn gestern besuchte und sagte, dass es um unser beider Entlassung angetragen sei. Mich erschütterte dies nicht sehr, weil ich schon gewohnt, gerade das Gegegenteil von dem erdulden zu müssen, was mein Herz wünscht, und ich mich Recht fordern kann. Bis 10 h arbeitete ich, dann ging ich ins Haus, wo ich Theresens Redoutebillett erhielt und selbes dem Kampf brachte; jenes vom Klingmann gab ich gestern dem Geyersperg. Auch zu den Jungfern ging ich, um etwas Angenehmes zu erfahren, erfuhr nichts. Die Fürstin aber kam heraus, ich oder Therese möchte suchen, mit der Kammerfrau Ducrez (?) der Kaiserin bekannt zu werden, dass sie im Namen der Kaiserin zum Stephan Zichy sagte, der Fürst möchte die Heirat doch erlauben, die Kaiserin ist der Gassmann gewogen und sähe es gern. Die Fürstin glaubt, auf diese Art ginge es gewiss. Mittags sagte ich es Therese. Morgen wird sie zur Traun gehen und sie bitten. Ich zweifle an allem guten Erfolg. Kutschersfeld ließ mich nach 11 h an allen Orten suchen, man fand mich im Hause und ich ging zur Huber. Da hörte ich den Spektakel, welchen der Schwester ihr Mann mit noch 2 anderen Männern anfing. Dringend bat man mich, zur Polizei zu gehen und um Genugtuung zu bitten; das Weib ging mit. Klimbke war mein Führer. Ich schämte mich außerordentlich, als ich erfuhr, dass sie bei der Polizei schon lange als eine Canaille bekannt sei; in welchem Lichte mag ich wohl vor Löwenau (?) und Hofer (?) erschienen sein ! Dieses Streichs will ich ewig gedenken ! Bei Tische war ich sehr ernst. Nach Mittag spielte ich mit der Mama. Abends war ich bei Czech und Lampl; da hörte ich auch Gewinsel und Jammern; so ist mein Leben eine Kette von Elend. Abends nach 9 h ging ich nach Hause und ins Bett; ich schlief so ziemlich gut.
Band 02 (II.), Seite 66r
09.02.1800
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