Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [938]

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Kalt und Schnee. Schlaflos brachte ich die Nacht zu. Früh arbeitete ich an meiner Futterrechnung, weil sie gestern den Bestand zu wissen verlangten; vermutlich zielt es dahin, um sie einem anderen zu übergeben. Später kam Kutschersfeld; er trug mir an, wegen dem Wagen zur Fürstin Witwe zu gehen, welches ich für keinen Preis tun würde. Ich rangierte meine Sachen, weil ich mein Schlafzimmer dem neuen Stalldirektor überlassen muss. Mit Kutschersfeld sprach ich im Taroni wegen Batard der Fürstin Witwe, welchen samt dem Schwimmer vom Graffenburg (?) der Brandmayer hat. Beim Gönner war ich auch, nur Bedauern, und sonst nichts. Mittags sprach ich mit Stessel; noch wusste er nichts. Bei Tische fehlte Nina, sie war bei Braunmüller. Nach Mittag hatte ich wieder mit der Alten unausstehlichen Verdruss. Ich leide ohne Ende. Sie verbot mir, gegen das Mädchen meiner Seele Du zu sagen, war äußerst grob. Am Ende erklärte ich ihr mit Anstand, dass wir in den Jahren, in den Verhältnissen sind, wo der hohe Begriff der Ehre uns ewig heilig sei, darum würden wir den bisher mit Hoffnung einer Erlösung erlittenen Zwang ablegen, werden zusammen Theater besuchen, Spaziergänge machen und überall da erscheinen, wo Sittlichkeit und Wohlstand es erlauben. Das brachte die boshafte Alte beinahe in Wut. Nina erschien; ich ging in der traurigsten Stimmung ins Kärntnertor-Theater. Zum ersten Male „Paul und Virginie“, eine mittelmäßige Oper, welche ganz durchfiel und am Ende zum ersten Mal ganz ausgezischt wurde. Simoni prellte sich beim Herabspringen vom Felsen den Fuß, dies machte sie noch geschwinder enden. Therese bat ich zu schreiben, da sie im 1. Akt frei ist. Sie schrieb und schickte nichts; in meiner Situation kränkte mich dies außerordentlich. Nach dem Theater sprach ich mit ihr auf der Bühne. Ihre knechtische Furcht vor ihrer bösen Mutter, ihr Wollen, und nicht Wollen brachte mich voll um den Verstand. Ich sagte ihr, dass sie mich ganz opfere, dass ich ihr fluchen müsste, dass ich sie nicht sehen kann und morgen nicht komme. So schied ich von dem besten, aber auch schwächsten Mädchen. Zu Hause erzählte mir Stessel, dass Joël ihm sagte, ich hätte Haber verkauft, und da ich hier ganz unnötig bin, werde man mich hinab auf Eisenstadt geben. Hauter versicherte ihm, dass er keinen Rechnungsführer brauche, keinen neben sich duldete und dass ich sicher weg muss. Noch sagte Joël, dass meine Rechnungen von 1798 und 1799 nochmals würden revidiert; welch schändliches Misstrauen ! Bei Gott ! Zuviel Qual auch für die leichtsinnigste Kreatur. Ich fürchte all dem Elend zu unterliegen. Elend und in Verzweiflung brachte ich die Nacht zu.
Band 02 (II.), Seite 70r
02.03.1800
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