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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2261 1803 10 13 Den Vormittag wie gestern. Die Ascher war unser Gast. Therese ging mit ihr gratulieren zur Maurer, Brandl, ich nach Mittag, nachdem ich Kárner geschrieben, in die Porzellanfabrik, zu Kaiser und ins Burgtheater Gasthof und Terzett. Ich unterhielt mich mit Beindl (?) und soupierte mit Papa Hilger (?) im Michaeler Bierhaus. Meiner Mutter schickte ich eine Bittschrift um Pensionsvermehrung. Band 04 (IV.), Seite 133v
2262 1803 10 14 Ein schöner Tag. Den Vormittag wie gestern. Therese hatte Besuch von der Brandlin und Mädl, der sie Fuß- und Handschuhe schenkte und ging um 10 h zur Ascher. Vormittag war ich in der Probe von „Polyxena“. Sie war feierlich und ging gut zusammen. Ich speiste mit Marsano, Frankstein und Stegmayer beim Hirschen auf der Landstraße, wo wir Poltoni, Korntheuer, Krickl und Tuscher trafen. Nach Tische gingen Stegmayer und ich über die Glacis auf die Wieden, Paniglgasse, Neuwieden, Margarethen, Magdalenengrund in die Stadt ins Kärntnertor-Theater „Svizzeri“ und Pas de deux mit DeCaro und Gioja anstatt Salvatore Viganò. Es war niemand im Theater und ich begab mich gleich ins Burgtheater „Verwandtschaften“, ebenfalls leer. Ich saß eine Weile im Parterre, ging zu Cachèe in die Loge und dann nach Haus. Therese kam um 7 h schon von der Ascher an. Band 04 (IV.), Seite 133v
2263 1803 10 15 Meines lieben Weibes Namensfest. Früh kam der Bonbon und machte am ersten mit seinem neuen Halsband Gala, dann die Muhme Uhrmacherin, Sepherl, Rosalie, welche Therese und mir von Nina Verse, Therese aber 2 Untersatzl zu den Bestecken brachte. Ich gab ihr nichts als die 6 Paar Tiroler Handschuhe, das andere wurde nicht fertig. Ich machte meine Gänge zum Grafen und in No. 810, dann nach Haus. Die Woller Lisette war da, welche ich über die Bastei nach Haus begleitete. Mittags waren Ascher, Babett und Umlauf Pepi unsere Gäste. Nach Tisch ging ich in den Tiefen Graben, um für die Ascher eine Wohnung von 2 Zimmern für monatlich 22 fl. zu bezahlen. Therese ging mit der Ascher und Schwester zu Mälzel, um sein mechanisches Orchester zu hören. Ich suchte Kárner auf, der eben von Eisenstadt kam, fand ihn zu Haus. Zusammen gingen wir zum Taroni, da erzählte er mir von der Entlassung des Schurken Hauter, der Pensionierung des Croll und dass der Fürst Therese und mir 300 fl. für die Kantate als ein Douceur anwies. Die Laforet mit ihren Niècen warteten meiner im Michaelerhaus, ich führte sie ins Burgtheater ins Parterre. Zum 1. Mal „Polyxena“, Trauerspiel in 5 Akten von Collin. Ich holte Kárner vom Taroni ab und führte ihn ins Parterre noble; wir plauderten bis zum Anfang, dann begab ich mich zur Laforet, der ich wegen Theresens Mantel die Cour machte. Nach dem Theater regnete es; ich führte sie noch auf die Wieden zum Schwarzenberg-Garten vis-à-vis des Theresiano. „Polyxena“ ist sehr lang, für ein Publikum geschrieben, das vertraut mit der griechischen Geschichte, äußerst aufmerksam und empfänglich für eine Schreibart in Jamben ist. Nouseul als Hekabe, Roose als Polyxena, Klingmann als Neoptolemos, Brockmann als Kalchas spielten vortrefflich, Koch als Agamemnon, Lang Odysseus, Korn Talthybios, Reil als Achilleus' Schatten mit der Frankstein als Chilandra hatten unbedeutende Rollen. Die Lefèvre spielte die Seherin Kassandra wider alles Hoffen und Erwarten sehr brav. Im Ganzen langweilte es, besonders der 4. Akt zwischen Kalchas und Neoptolemos. Am Ende versuchten einige Buben das so schön geschriebene Stück zu zischen, doch des gerechten Publikums Beifall drang mächtig durch. Therese blieb mit der Ascher, die einen Anfall von Fieber erhielt, und Babett zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 133v
2264 1803 10 16 Heiter. Früh zum Grafen, zu Quarin, dann nach Haus. Um 12 h machte ich eine Promenade auf Graben und Kohlmarkt. Ascher, Babett und Kárner waren unsere Gäste. Nach Tische kamen die Schmirer Jeanette und Salieri. Wir schickten zum Marinelli, Platz aufheben. Kárner schickte uns durch Rosenstingl (?) die 300 fl. vom Fürsten. Nach 4 h gingen wir 5 – mit der Jeanette 6 - ins Leopoldstädter Theater. Zum 2. Mal „Die Lazzaroni“, Schauspiel in 4 Akten von Meisl. Elenderes sah ich noch nicht. Neben Michl (?) kam ich zu stehen und mit diesem unterhielt ich mich. Selbst die Amalie spielte und sah grimmig aus, auf dem Kopf mit einem gewissen schwarzen Hut. Spiel und Buch ist unter jeder Kritik. Kárner fuhr mit den 3 Weibern, ich ging mit Jeanette. Band 04 (IV.), Seite 134r
2265 1803 10 17 Vormittag trübe, nach Mittag heiter. Therese ging früh zu Scheiger, brachte ihm für die Ringe 200 fl. à conto und ihm ein Paar gestrickte Ärmeln. Den ganzen übrigen Tag war sie bei der Ascher, die im Fieber liegt und Fatalitäten in Menge hat. Mit dem Gerichtsdiener suchte man heute den Kirstein bei ihr, nahm dessen Kleidung und Wäsche mit. Ein Frauenzimmer forderte mit Ungestüm Kirsteins Auslieferung. Ich ging zum Antonio, in No. 810, zum Banco und zum Prantner wegen Holz. Nach Mittag besuchte ich Kárner und blieb mit ihm, bis er nach Mittag 5 h wegfuhr. Wir fuhren in Geschäften herum, speisten beim Traiteur Mounier. Nach Mittag führte er mir den künftigen Stallmeister auf, Canto, Oberleutnant und Adjutant beim General Webern. Als Kárner weg war, ging ich nach Haus, zu Laucher und ins Burgtheater „Helene“, dann aber ins Kärntnertor-Theater „Puls“ und Terzett. Nach dem Theater nach Haus. Sepherl holte Therese ab. Band 04 (IV.), Seite 134r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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