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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2271 1803 10 23 Regen. Theresienredoute. Den Vormittag beim Grafen und zu Haus. Mittags in der Theaterkanzlei hatten wir den Jux, dass Klimbke ein Simandl-Diplom ausfüllte, Mayer, Haim und Baumann sich als Unter-Vorsteher, Ober- und Unter-Älteste, Scheiger aber als Ober-Vorsteher sich teils unterzeichneten, teils unterschrieben wurden. Klimbke besiegelte es auch gleich. Therese speiste allein und war den ganzen Tag zu Haus. Ich aß beim Brandl, war nach Mittag beim Grafen, in No. 810 und abends schlief ich von 6 bis 9 h. Unsere Billets gaben wir dem Storch, Nina ihres der Lavotta, welche Therese ein artiges Blumengirland schenkte, und eines der Brandl, welches Therese zur Rottensteiner trug. Nach 9 h holte ich Scheiger ab und wir gingen zusammen in die Redoute. Es waren beide Säle erleuchtet und nahe an 1800 Menschen. Ich unterhielt mich recht gut, fand Joseph Schaidegger (?) vom Pester (?), Stegmayer, Baumann, Mery vom Leopoldstädter Theater und mehrere Masken, die mich kannten, sich aber mir nicht entdeckten. Zu Joseph freute ich mich sehr der Bekanntschaft und werde den Namenskollegen morgen besuchen. Mit Fräule Reckenberg, eine verliebte Närrin von mehreren 60 Jahren, hatte ich auch meinen Spaß. Alles, was ich zu schenken erhielt, nahm mir die Scheiger. Um 4 h ging ich nach Haus und schlief bis 7 h. Band 04 (IV.), Seite 135r
2272 1803 10 24 Regen. Therese war den ganzen Tag zu Haus, ich ging früh zum Grafen, in No. 810, dann nach Haus. Mittags allein. Nach Mittag schlief ich, um 3 h ging ich zur Erlauer Bekanntschaft, blieb eine Stunde, dann zu Hitzinger, Brandl und nach Haus. Abends ins Burgtheater, Therese sang in „Räuberhöhle“. In der ganzen Oper allein wurde ihre 2. Arie beklatscht. Nach dem Theater nach Haus, soupierte etwas und ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 135v
2273 1803 10 25 Trübe, etwas Regen. Den Vormittag in No. 810 und beim Grafen. Da sprach ich mit der Laforet, die mir den schon für den Theresientag bestimmten Mantel für morgen versprach. Mittags war die Mayer, geborene Umlauf, unser Gast. Nach Tische arbeitete ich, ging in No. 810 und auf die Post. Therese brachte den Abend mit Stricken zu. Ich bestellte 6 Besteck-Standln bei Fantz (?), ging zu Teki (?), blieb da den Abend, wohin auch Baranyay und ein fremder Monsieur kamen. Später ins Burgtheater „Väterliche Rache“ und nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 135v
2274 1803 10 26 Früh besuchte und frisierte mich Walther, dann in No. 810 und zum Grafen. Der gab mir ein Billett zum Deutschen Ritterschlag des Ehz. Anton, der auch Koadjutor des Großmeisters wird. Die Feierlichkeit geschah in der Jesuitenkirche, wo für die Zuseher zu beiden Seiten Tribünen errichtet wurden. Ehz. Carl schlug ihn zum Ritter. Es dauerte ¾ Stunden, der Ritterschlag geschah während dem Amte. Ich hatte Langeweile. Zu Hause arbeitete ich bis nach 12 h. Therese ging schon früh zur Ascher. Mit dem Rechnungs-Konzipienten Groß aus Linz speiste ich in der Heiligen Dreifaltigkeit. Nach Tische in No. 810, dann mit ihm ins Gusshaus auf die Wieden, um die Statue und das Pferd von Zauners Arbeit zu sehen, den wir hier trafen. Nachher zeigte ich ihm den Stall von Albert. Ich ging zu meinen Pestern (?). Müller und Schaidegger vertrauten mir ihre Flucht aus dem mütterlichen Hause, erzählten mir, dass in der Zeit, als die Mutter mit der Schwester im Theater war, sie die Koffer aus dem Haus schafften und zu ihrem Wagen nach Ofen tragen ließen; der stand bei der Sattler, von welcher sie ihn einige Tage vorher von 350 fl. kauften, wozu sie von einer Freundin Geld aufnahmen. Beide Frauenzimmer fuhren allein früh nach Wien mit der Post. Wohlgemerkt, dass die Schaidegger gar nie, und die Müller 10 Jahre nicht in Wien war. Heiratszwang von Seiten der Mutter veranlasste die Flucht. Josephs Onkel, der Bankier von Braunschweig, Delorme (?) ist sein Name, wird sich ihrer annehmen, jetzt ist er eben in der Gegend der Stadt Steyr. Josephs Freundin, Frau von Wohlbesser (?) in Pest schreibt ihnen von allem, was in Pest vorgeht. Ihr unglücklicher abandonierter Bräutigam ist ein sehr begüterter, aber eben so fataler Edelmann von mehr als 50 Jahren, der sich nur allein durch sein Geld geltend zu machen sucht, und nennt sich Anton Thraschkoczy (?) Durch ihrer Mutter Beistand wollte er das unglückliche Schlachtopfer zum Altar schleppen. Abends war ich mit ihnen in der Loge „Haus zu verkaufen“, „Tänzerin aus Athen“. Im Burgtheater „Adelaide“, die Hackel sang zum 1. Mal Theresens Part. Als Therese schon zu Haus war, brachte ihr der Bediente Anton den Part von „Onkel in der Livrée“, Oper in 1 Akt, Musik vom seligen Della Maria, wo sie die Susanna spielt und schrieb ihr in des Brauns Namen ein verbindliches Billett, worin er sie um Verschwiegenheit und schnelles Einstudieren ersucht. Band 04 (IV.), Seite 135v
2275 1803 10 27 Ein schöner Tag. Therese hatte heute die erste Probe vom „Onkel in der Livrée“. Den Vormittag beim Grafen, welcher heute abreiste, dann in No. 810. Mittags allein. Nach Tisch fing ich in die Porzellanfabrik, nach Haus und zu den Flüchtlingen, wo ich bis 7 h blieb, dann ins Burgtheater ging, „Leichtsinn und gutes Herz“, dann zum 1. Mal „Der Abenteuer auf Extrapost“, Lustspiel in 2 Akten von Dr. Lindner. Das Stück ähnelt einer Farce, wurde rasch gespielt und lief durch, wozu der letzte Spaß am meisten beitrug, dass Roose die Rebhuhn-Geschichte erzählen will, und während er beginnt, die Kurtine fällt. Beim Herausgehen bemerkte ich Kárner, der heute von Eisenstadt kam. Ich begleitete ihn und blieb beinahe eine Stunde bei ihm. Er erzählte mir von Hurters Entlassung, seiner Conviction von beinahe 600 fl., der Aufnahme des Oberleutnants Canto als Stallmeister mit 1000 fl. Salär, der Einteilung der Buchhaltung und dgl. Als ich nach Hause kam, ging mir Therese mit dem neuen, langen schwarzen Mantel angetan entgegen, den ich bei der Laforet bestellt hatte und der geschickt wurde, während ich im Theater war. Er ist schön, blau gefüttert, lässt ihn gut und macht ihr außerordentliche Freude. Ich neckte sie eine Weile, als wäre er nicht ihr, am Ende gestand ich ihrs ein. Unendlich groß und angenehm war ihr diese Überraschung. Band 04 (IV.), Seite 136r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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