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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2286 1803 11 7 Vormittag trübe, nach Mittag Regen. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“, nebst anderen Abänderungen Hunnius als Papageno, Stegmayer als Mohr. Ich war den ganzen Vormittag in No. 810, kaufte mir auf Schäffers Rat 31/3 Ellen stahlgrünes Tuch, besuchte die Viotti und ging über die Bastei nach Haus. Umlauf war unser Gast. Wir sprachen viel vom Theater. Er ist von des Schufts Treitschke Partei und so schwieg ich von allem. Nach Mittag schrieb ich, Therese ging zur Ascher und mit ihr ins Kärntnertor-Theater „Gasthof“ und Pas de deux von Giulio Viganò und Frau. Ich ging mit Umlauf zu Brandl, in No. 810, dann zum Reich, wo wir Ruster tranken. Von da zu Brandl und zu Schaidegger, wo ich den Abend blieb. Wir spielten, lasen und brachten so den Abend durch, dann nach Haus. Heute kaufte Therese Wolle und Zwirn nach Haus, für mich zu Leibln. Band 04 (IV.), Seite 138v
2287 1803 11 8 Den ganzen Tag Regen und außerordentlicher Kot. Den Vormittag beim Grafen und in No. 810. Mittags allein. Gewey erzählte mir, dass am Sonntag Nacht in der Nähe des Mondschein-Saals der Straßendirektor Krafft auf die unmenschlichste Art ermordet wurde und am Ufer der Wien mit Gesträuch überdeckt gefunden wurde. Mittags allein, nach Mittag besuchten uns Nadastini, Mayer und Pepi. Ich arbeitete bis ½ 5 h, da sah ich schon nichts mehr. Schrieb an Woller, schickte meine Kantate, ging in No. 810, dann ins Leopoldstädter Theater, plauderte mit Hensler, Müller, Th[addädl ?] Hasenhut, Baumann und Lessel (?). Zum Anfang „Die Heirat nolens volens“, dann Perinets erster Auftritt auf dieser Bühne „Orions Rückkehr auf der friedlichen Insel“, Gelegenheitsstück in 1 Akt von ihm selbst, Musik von Müller – er heiratete vor 8 Tagen meine Jugendfreundin, die Trautmann. Es ist voll Witz, sehr unterhaltend, hat viele Wahrheiten und passende Anspielungen. Der Namen eines jeden Mitspielers kommt passend in der Erzählung vor, z. B. „Was recht ist, ist Gott lieb“; „stille Wässer, nie traut man“. Ich fand viele Bekannte und das Theater trotz dem schlechten Wetter voll. Perinet wurde am Ende vorgerufen und sprach: „Ein solches Publikum bei einem solchen Wetter ! Wohl mir, mich schützen noch die Götter ! Ich hoffte nicht umsonst, ich hoffte nicht vergebens; ja ! dieser Abend ist der schönste meines Lebens.“ Nach dem Theater nach Haus. Therese spielte im Kärntnertor-Theater in der „Räuberhöhle“, wo Kaiser und Kaiserin waren und wartete meiner schon. Band 04 (IV.), Seite 138v
2288 1803 11 9 Trübe, abwechselnd Regen. Früh in No. 810, zum Grafen, dann wieder dahin. Therese strickte den Vormittag, speiste bei ihrer Mutter, wo sie bis 9 h blieb. Ich war bei Teki, speiste bei Brandl, arbeitete nach Mittag. Abends ins Burgtheater „Barbiere di Siviglia“, dann zu Schaidegger, wo alles sehr traurig war. Briefe von der Tollhofer (?), Pepis Freundin, dann Nachrichten von der Untreue des Geliebten der Tini, alles vereinigte ein ganzes Trauriges. Tollhofer schrieb ihr, dass Pepis Mutter sehr aufgebracht sei, dass Herr von Thraschkolczy auf seine Güter verreist ist, dass die Mama alles Mögliche anwendet, um Pepis Aufenthalt zu erfahren, zuletzt verlangt die Tollhofer die 300 fl., welche sie bei der Lebel aufgenommen haben. Die machte sie ganz bestürzt. Sie beschworen mich, die 300 fl. aufzutreiben, wozu ich keine Mittel weiß. Im Taroni plauderte ich noch mir Marcelli, dann nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 139r
2289 1803 11 10 Wie gestern. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“. Ich war den ganzen Vormittag beim Grafen und in No. 810. Mittags allein, Therese ging nach Tische zur Ascher, ich arbeitete zu Haus, schrieb ein Promemoria an Seine Majestät, dass Therese am Neujahrstag bei Hofe singen darf, und erwartete Salieri, der nicht kam. Ich ging zu Schaidegger, konnte nichts Tröstliches sagen, dann ins Kärntnertor-Theater „Vater von ungefähr“ und „Tänzerin von Athen“. Statt Angiolini tanzte heute die mittlere DeCaro. Therese sang im Burgtheater in „Achille“. Nach dem Theater nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 139r
2290 1803 11 11 Heiter, aber außerordentlicher Morast. Den Vormittag beim Grafen, in No. 810. Dem Schäffer zahlte ich sein grünes Tuch mit 29 fl. 20 x, dem Eberle unser Schmalz, dann besuchte ich die Viotti. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“, besuchte aber vorher den Salieri und ließ ihn das Konzept des Promemoria an den Kaiser lesen, mit dem er sehr zufrieden war. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese hatte Besuch vom Kammerdiener Denickel (?) des Grafen Kuefstein und seiner Frau. Um 4 h besuchte uns Salieri, dem ich unser Promemoria übergab, dann fuhren die Gulyás, Therese und ich zum Instrumentenmacher Müller in die Obere Gestättengasse No. 175, sahen verschiedene Instrumente, fanden aber alle zu teuer. Therese und Salieri blieben bei der Gulyás, ich ging zum Brandl, wo die Viotti war, blieb bis 6 h, begleitete sie, besuchte Schaidegger und ging einen Augenblick zum Schluss ins Burgtheater „Tag der Erlösung“. Plauderte da mit Brockmann und Rivolla im Camerin, dann nach Hause. Therese war um 9 h zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 139r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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