Abwechselnd Regen. Früh zum Grafen, zu Uffenheimer, in No. 810 und wegen nied[erländischen ?] Talern für L'Abbè zu einigen Bankiers. Sonst arbeitete ich zu Haus, mittags allein. Therese singt heute im Kärntnertor-Theater in „Achille“, ich bestimmte, ins Burgtheater zu gehen. Zum 1. Male „Die deutsche Familie“, Lustspiel in 5 Akten, nach Engels Lorenz Stark von Schmidt (?) bearbeitet. Koch als Lorenz Stark feierte den Triumph der Kunst. Ich habe nie was Schöneres, Herzlicheres gefühlt, als mir Kochs Kunst einflösste. Aber auch nur einzig diesem so schönen Spiel, wozu auch alle anderen Mitspielenden das Ihrige mit wahrem, angestrengtem Kunsteifer beitrugen, verdankt dieses Interesse- und Handlungslose sein Gefallen, seine gute Aufnahme. Im Theater plauderte ich mit Cleynmann, der mir erzählte, dass er Bräutigam sei und die Nichte des Staatsrates Fechtig (?) heirate. Nach dem Theater ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 132r
2252
1803
10
4
Trüb. Früh zum Grafen, in No. 810, dann nach Haus, um Kárner zu schreiben. Da fand ich bei Therese eine Kammerdienerin vom Hof, ein Fräule Turnau, Muhme des Kanzlisten, welcher Therese die Rolle der Schmiedin italienisch im „Dorfbarbier“ einstudierte. Aigner zeigte mir im Großen Redoutensaal das Theater. Heute zum Namensfest unseres gnädigsten Landesvaters gibt man den „Dorfbarbier“ italienisch, dann als Ballett, vorher aber eine deutsche Farce in 3 Akten vom Weidmann. In der Oper spielt Brocchi den Barbier, Eybler den Joseph, Paër (?) den Adam, Schosulan den Schneider, Eberl den Schulmeister, Pfersmann und Rathmayer die Geschworenen, Fräule Altomonte das Suschen und Fräule Turnau die Schmiedin. Lotti (?) dirigierte am Klavier. Pfersmann und seine Kinder tanzten auch im Ballett, Pfersmann den Schulmeister; das hätte ich sehen mögen ! So feierte man die Namensfeier des Kaisers der Deutschen ! Mittags allein. Nach Mittag fuhr ich zum Tischler, in No. 810. Therese plagte sich wieder mit dem Fräule Turnau. Turnau selbst kam und bat Therese für seine Nichte. Neumann besuchte uns. Mit diesem ging ich zum Reich, Ofner trinken. Wir sprachen viel von der Ascher, ihrer Gutmütigkeit, aber auch von ihrem Leichtsinn, der Duldung des Kirstein, der sie ganz aufzehrt, ihrem Engagement beim Zitterbarth, und beschlossen den Bassisten Mayer morgen zur Ascher zu führen, dass er singen höre, dann aber mit Zitterbarth rede. Abends ins Burgtheater „Deutsche Treue“, „Portugiesischer Gasthof“ und Vogel-Pas de deux, später ins Kärntnertor-Theater „Deutsche Familie“. Heute und morgen spielt Beschart an der Wien zum letzten Mal den Carl Ruff in der „Schachmaschine“. Therese war im Kärntnertor-Theater in der Loge, wir gingen zusammen nach Haus.
Band 04 (IV.), Seite 132v
2253
1803
10
5
Kalt und trübe. Früh zum Grafen. Mit Klimbke gelang mir eine Spekulation wegen Wein, welche mir 82 fl. 30 x trug. Mit dem Grafen fuhr ich in No. 810, dann zum Prantner (?) wegen Holz. Dann nach Haus, wo ich eben Fräule Turnau bei Therese im Danken begriffen fand. Bei der Scheiger war ich, und brachte ihr für heute die Loge ins Kärntnertor-Theater „Erwine von Steinheim“, Trauerspiel in 5 Akten von Blumauer, welches seit Saccos (?) Abgang von der Bühne, vielleicht 12 Jahre, nicht gegeben wurde. Therese hatte Probe von „Adelaide“ und singt im Burgtheater heute die Sophia zum letzten Mal, weil sie die Rolle an die Hackel abgab. Nach Mittag ging ich in die Hauptmaut und in No. 810. Im Kärntnertor-Theater hatte ich in „Erwine“ wirklich Langeweile. Es war schlecht memoriert, Klingmann, Lange und Krüger als Henneberg, Urach und Kaiser Heinrich V. versprachen sich oft, hielten lange Pausen und machten, dass das wirklich schön geschriebene Stück missfiel. Ich plauderte mit dem Kammerdiener von Braun, seiner Schwester Jeanette und Wisenfeld. Nach dem Theater soupierte ich mit Gewey bei Riedl im Bierhaus. Er erzählte mir, dass seine travestierte „Erwine von Steinheim“ auf Theresia in Laxenburg gegeben wird. Riedl spielt den Henneberg, Weinmüller den Urach, die Fräule Huber die Erwine, ihr Bruder Vogt (?) etc.
Band 04 (IV.), Seite 132v
2254
1803
10
6
Ein angenehmer Tag. Früh beim Grafen, dann ging ich mit Gewey herum. Sonst den Tag auf der Hauptmaut und zu Hause. Mittags allein. Abends ging ich ins Burgtheater „Bruderzwist“, sehr leer, und ins Kärntnertor-Theater „Räuberhöhle“, ein schönes Theater. Therese sang und spielte mit vieler Laune. Ich traf im 3. Stock die Frau des jungen Benkó, welche ich nach Haus begleitete. Im Theater erzählte mir Neumann, dass er gestern mit Mayer vom Theater an der Wien bei der Ascher war, dass sie sang, ihm recht wohl gefiel und dass er wegen ihr mit dem Zitterbarth reden wird, dann dass der Betrüger Kirstein sich am Montag früh zusammenpackte und entfloh. Wohl ihr ! Er hat ihr viele Tausende gekostet, aber doch wohl ihr, dass sie von dem Schuft befreit ist !
Band 04 (IV.), Seite 132v
2255
1803
10
7
Ein schöner Tag. Den Vormittag auf der Hauptmaut, in No. 810 und bei Laucher. Therese ging früh zur Ascher und blieb den ganzen Tag. Sie fand große Verwirrung und viel Zurückhaltung. Ich speiste mit Stegmayer, Frankstein, Gewey und dem Leichenbeschauer Kerndl, den ich als einen offenen, fidelen Menschen kennen lernte, im Gasthaus bei den Sieben Kurfürsten, wo wir Hasenhut, Sartory Johann, Bondra und Ziegelhauser fanden. Nach Tisch gingen wir in den Prater, tranken Kaffee; ich unterhielt mich recht angenehm. Abends einen Augenblick ins Burgtheater „Eraklito“, dann ins Kärntnertor-Theater „Emilia Galotti“; im ersteren leer, im letzteren mittelmäßig. In der Loge fand ich Laucher, dann Hauptmann (?) und Detrie (?) Nach dem Theater nach Haus. Die Sepherl holte Therese ab und kam um 9 h nach Haus.
Band 04 (IV.), Seite 133r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).