Fast den ganzen Tag trübe. Früh schon ging Therese zu Ascher, blieb bis nachts. Ich zum Grafen und mit ihm in No. 810, später ins Banco, dann nach Haus. Es kam die Benkó Nannerl und bat mich, die Seelenbeschreibung zu machen. Zum Brandl speisen; nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Abends ins Burgtheater „Polyxena“, auf einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“. Heute war im Burgtheater der Kronleuchter kassiert, und die Beleuchtung an den Wänden, aber mit Blenden, angebracht. Das Publikum duldet sie aber nicht, sondern losch sie aus. „Polyxena“ machte zum 3. Mal nur ein halb gefülltes Haus, wurde dafür aber sehr schlecht gegeben. Das Donnern vom betrunkenen Sanenz erregte allgemeines Gelächter. Im kleinen Redoutensaal war heute Sitzung und Wahl der Armenväter nach dem neuen Armenversorgungs-Plan. Nach dem Theater ging ich in die Krugerstraße und nach Haus. Ich fühle mich heute sehr matt.
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Den ganzen Tag Regen. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei. Heute ist im Burgtheater „Schachmaschine“ und im Kärntnertor-Theater „Musicomania“ und „Isthmische Spiele“, worin Vulcani zum 1. Mal anstatt Salvatore Viganò tanzt. Mittags allein mit Therese und Eckhart. Nach Mittag auf die Hauptmaut und in No. 810, abends ins Kärntnertor-Theater. Vulcani ließ das Ballon-Solo weg und tanzte am Schluss das Solo aus „Alceste“. Nach der Oper war ich auf dem Theater, im 3. Stock mit dem Laboratoriums-Storch (?) der Hofapotheke.
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Abwechselnd Regen und großer Kot. Den Vormittag beim Grafen, in die No. 810, mittags beim Brandl. Therese war den ganzen Tag bei der Ascher und kam abends mit so heftigen Kopfschmerzen nach Haus, dass sie sich gleich legen musste. Nach Mittag arbeitete ich bis 6 h, dann ins Burgtheater „Erwine von Steinheim“. Ich war meistens im 3. Stock, schlief auch eine Partie. Nach dem Theater nach Haus.
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Kalt, windig; den Vormittag wie gestern. Stegmayer, Frankstein und Groß – Magistratsrat aus Linz, den ich als einen gesellschaftlichen, angenehmen Mann kennen lernte – und ich speisten auf der Landstraße beim Hirschen. Nach Mittag spielten Frankstein und ich Billard, später führte ich Groß zur neuen Weissgärberbrücke, fuhren über und gingen ins Bierhaus hinter dem Marinellischen Theater. Dann kam Frankstein, zusammen begaben wir uns ins Marinellische Theater „Das Rendezvous beim Feuer“, Lustspiel in 2 Akten von Perinet, worin seine Frau debütierte; nachher die Operette „Die 2 kleinen Savoyarden“. Die Perinet spielte ganz artig, wurde dennoch mühsam hervorgerufen, trat vor die Kurtine mit den Worten: „Das was ich bin, verdanke ich meinem Mann, dies (das Hervortreten) verdanke ich Ihrer Güte und Nachsicht, und was ich einst leisten werde, verdanke ich ebenfalls Ihrer Huld, Ihrer Gnade“. Nach dem Theater nach Haus. Therese lag schon, sie sang im Burgtheater die Ippodamia in „Achille“.
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Ein heiterer, kalter Tag. Vormittag wie gestern, um 12 h ins Laboratorium zum Storch, dem ich das Redoute-Billett für morgen gab. Nachher in die Theaterkanzlei und mit Klimbke zum Hafner Winkler in die Roßau; da traf ich die Gräfin Trischenzky (?) und die Schönfeld (?). Mittags allein. Therese war vormittags bei der Probe vom „Stürmischen Abend“, worin die Rosalie die 1. Rolle hat, und die Dienstag mit einer Operette „Das Singspiel“ zugleich gegeben werden soll. Die erste Oper ist vom Stegmayer, letztere von Treitschke übersetzt. Treitschkes Bosheit will, dass Stegmayers Oper gestürzt werden, seine Oper aber, worin Saal, Tochter und Neumann spielen, den Olymp erreichen soll. Stegmayers Oper ist mit ihm, Rösner, Frau, Baumann und Hunnius elend besetzt. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Therese kaufte ich heute einen Ring von Topas mit blauer Emaille, des Jungen Philipp vom Scheiger erste Arbeit. Abends ins Kärntnertor-Theater „Maria von Montalban“. Die Rottruff kam und fuhr mit Therese ins Theater. Therese sang heute nicht so gut wie gewöhnlich und doch wurde ihr viel applaudiert. Im 3. Stock fand ich Emilien, eine Hauptmannstochter, die mich sehr dauert, dass sie gefallen ist. Sie ist ein schönes, blühendes Mädchen, blond und überrascht auf den ersten Blick.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).