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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2281 1803 11 2 Sehr kalt. Früh kam Koch und passierte mit Therese die Rolle. Kárner schrieb mir, dass ich bei Zoller das Quartier bestellen soll. Therese und ich schrieben meiner Mutter. Um ½ 12 h hatte Therese Generalprobe und abends im Kärntnertor-Theater Produktion vom „Onkel in der Livrèe“, Singspiel in 1 Akt nach Duval, von Treitschke übersetzt, Musik von Della Maria. Die Fräule Turnau besuchte Therese vor Tische. Heute ließ ich durch die Maler ausbessern. Die Agnes, Moreau waren unsere Gäste. Ich war am Vormittag im Haus No. 810 und bei Viotti. Nach Mittag arbeitete ich. Um 5 h wurde die Benkó fortgeführt, mich dauert ihr Verlust sehr. Ich besuchte unsere Flüchtlinge, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater, die Operette zu sehen, nach selber waren der Pas de deux mit DeCaro und Gioja. Die Operette wurde solenn ausgezischt, für den folgenden Tag annonciert, aber vermög Brauns Verbot nicht mehr gegeben. Alle spielten höchst mittelmäßig, besonders missfielen aber Saal und Rösner. Nach der Oper war ich auf dem Theater, Therese fuhr gleich nach Haus Band 04 (IV.), Seite 137v
2282 1803 11 3 Schneegestöber, erster Schnee. Therese ging zur Traun gratulieren. Ich arbeitete früh, ging in No. 810, begegnete Wollee, besuchte Zoller und nahm in Kárners Namen bei Hauter das Quartier auf. Mittags speiste Patsch bei uns. Nach Mittag ins Quartier, abends besuchten uns Nina und Hocheder, blieben aber nicht lange, denn Therese war bei der Heidukin Bolzano (?) einkaufen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Gasthof“ und „Isthmische Spiele“, dann einen Augenblick ins Burgtheater „Aussteuer“, Mad. Bulla debütierte als Rätin Wollmann. Ich blieb nicht lange und besuchte unsere Flüchtlinge. Bei Therese waren den Abend die Ascher und ihre Schwester. Als ich nach Hause kam, fand ich sie noch und begleite sie. Ascher machte mir ein Douceur mit einem artigen Schnupftuch. Heute schrieb ich dem Grafen. Band 04 (IV.), Seite 137v
2283 1803 11 4 Früh schrieb ich dem Kárner. Mein erster Gang war zu Prantner, dem ich gratulierte und das gestern der Nina geschickte Holz bezahlte. Von da in die No. 810, in die Tuchniederlage des Fürsten, wo ich wegen meliertem Tuch mit dem Direktor Tisz und Werkmeister Schäffer sprach. Von da zur Woller gratulieren, mit ihr unterhielt ich mich und versprach ein Exemplar meiner Kantate. Mittags speiste ich mit Stegmayer, Frankstein, Maisano, Wallaschek, Gewey, Pelikan und Beethoven in der Roßau beim Schwan. Therese konnte wegen der Ween am Auge nicht ausgehen, bei ihr speiste Mayer allein, sie blieb zu Haus. Nach Tisch tranken wir bei der Schalle (?) Kaffee, Frankstein und ich spielten Billard. Von da gingen wir an der Glacis bis zum Burgtor in die Stadt. Ich nach Haus, später ins Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“, im Burgtheater „Fassbinder“ und „Tanzschule“. Ich blieb in keinem Theater, sondern ging zu Schaidegger und spielten Saunikel bis ½ 10 h, dann nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 138r
2284 1803 11 5 Feuchte Witterung, Schnee. Christ[ian ?] Alb[recht ?] Gottfrieds Einnahme in der Josephstadt „Die Ruine bei Pulgawa (?)“ oder die „Höhle der Siebenschläfer“, romantisches Schauspiel in 3 Akten. Früh ließ mir der Graf seine Ankunft melden und so verschwand meine Bequemlichkeit. Ich machte mich zusammen, ging zu ihm, in No. 810 und blieb bis 12 h. Mittags suchte ich den Koch Keller auf, um mit ihm wegen einem Geldgeschäft zu reden. Therese und ich speisten alleine. Sie erzählte mir, dass heute wieder Probe von „Onkel in der Livrèe“ war, dass Rösners Part abgekürzt wurde und dass morgen, nachdem sie schon in den Skart gelegt war, wieder gegeben wird. An der Wien wurde sie mit wütendem Applaus aufgenommen und repetiert, Caché in Neumanns Rolle hat Furore gemacht. Am Ende dankte er ab und sagte für morgen das Lustspiel „Tot und lebendig“, übersetzt von Castelli, und der Oper Wiederholung an, sagte aber das „tot“ traurig, machte eine Pause und dann im muntersten Ton „und lebendig“. Der Gedanke wurde mit einstimmigem Lärmen aufgenommen, Caché, nachdem er im Hoftheater engagiert ist, nahm man dies sehr übel auf. Nach Mittag arbeitete ich, suchte nochmals den Keller, ging in No. 810 und ins Josephstädter Theater. Bei Therese waren die Ascher, Babett, Schmirer Jeanette. Im Theater war es sehr [voll ?], es ging auch sehr lustig, sehr lärmend zu und gab manchen Spaß. Das ganze ist ein Gottfriedischer Unsinn, aber nicht so amüsant wie der „Totenreiter“. Schikaneder war als Zauberer fürchterlich angetan, er sang ein Duett mit der Mad. Hain, während welchem gelacht, gelärmt, geklatscht und laut gesprochen wurde. Vom 3. Stock rief einer ins Parterre: „Ös Leopoldstädter Laterngsindl, halts das Maul für engeren Siebenzehner !“. Nun wurde applaudiert, der Lärm dauerte. Endlich fing Schikaneder vom Theater ins Publikum zu reden an und sagte: „Ich bitt, seids still, man hört ja gar nichts !“ Darauf Gelächter und Applaudissement. Am Ende wurde vorgerufen Mayer, Gottfried und Schikaneder. Ersterer machte eine Anspielung auf das unruhige Publikum – da er mit dem verletzten, sich aber noch bewegenden Ungeheuer sprach – die nicht verunglückte. Nach dem Theater nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 138r
2285 1803 11 6 Sehr kalter Wind. Vormittag beim Grafen und um 10 h zur Institutssitzung beim Mayer. Um ½ 1 h fuhren Therese und ich ins Lerchenfeld Nr. 30 zum Tischler Geiss (?). Mittags allein. Nach Tisch mit dem Zimmerputzer Joseph in die No. 810, dann zu Schaidegger und abends ins Kärntnertor-Theater „Richard Wanderer“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Englischen. Seit der Stephanie Tod zum ersten Mal wieder, statt ihr Mlle. Hruschka. Ich saß im Orchester, schlief mitunter und trollte mich nach dem Theater nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 138r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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