Ein kalter, windiger Tag, nach Mittag Regen. Den Vormittag beim Grafen und in No. 810. Therese war bei Eberl wegen Schmalz. Mittags allein. Gleich nach Tisch gingen Therese und ich an der Donau zur Ascher, sahen die nahe Vollendung des neuen Brückenbaus. Die Ascher fuhr eben zu Lang in die Stadt, mit welchem sie ihr Verständnis wegen Kirstein hat. Das unsinnige Weib ! Eilt mit Vorsatz in ihr Verderben und bringt dem Schuft noch immer. Therese fuhr in die Stadt, ich ging zur Mutter der Ascher, dann in die Stadt und in No. 810. Abends ins Burgtheater „Porträt der Mutter“, wo ich Schönberger (?) und Wilhelmine (?) traf, dann ins Kärntnertor-Theater „Portugiesischer Gasthof“ und „Isthmische Spiele“. Vogovics begleitete ich, dann nach Haus. Therese war den Abend bei Braunmüller.
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Regen und kalt. Den Vormittag beim Grafen. In Cleynmanns Predigt, beim Brandl speiste ich. Therese war allein zu Haus. Nach Mittag spielte ich mit Brandl Billard, später sahen wir das Bürgerliche Zeughaus, welches sehr elegant, aber nicht auch so richtig rangiert ist. Die Denkmale des Kaisers, Ehz. Carls, von Württemberg, Saurau etc., dann des Magistrats sind schön und zierlich gearbeitet. Später zu Marsigli, dann ins Burgtheater „Achille“. Ich unterhielt mich mit Beinl (?), Frau; nach dem Theater ins Bett.
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Abwechselnd Regen. Früh beim Grafen und in No. 810, sonst zu Haus. Mittags speisten Neumann, Frau, Ascher und Schwester bei uns. Sie brachten mir Matrapes (?), Therese eine Chemisettl und einen Ring. Wir unterhielten uns zusammen bis 4 h, dann ging ich zu Croll, welcher mir das Geld für die Auslagen der Cantate mit 366 fl. 41x, auf Kárners Anweisung in einem Brief des Kühnel übergab. Zu Hause schrieb ich an Kárner und Kühnel, ersterem wegen dem Satiriker Svoboda, letzterem wegen der Unbesonnenheit der Beridez Therese in Bezug auf das Quartier in Zollers Haus. Therese ging mit der Babett in den 4. Stock des Kärntnertor-Theater, ich später ins Parterre. „Das 2. Kapitel“ von Solié; die Sängerin Schmalz in Ulanenuniform, in Neumanns – ihrer Schwester, erster theatralischer Versuch – in der Müller Rolle. Beide Schwestern haben gleiche Stimme, gleiche Aussprache, man verstand keine. Der Versuch misslang, denn sie hat eine schwache Stimme, fällt damit, ist unverständlich und ohne Spiel. Wenn einige nach einem Musikstück klatschten, wurde ein Tutti gezischt. Der weibliche Ulane sagte am Ende an, als die Kurtine fiel, einige klatschten, viele zischten, ging die talentlose Anfängerin gleich hervor und sagte: „Ihre fernere Güte und Nachsicht wird für mich das herrlichste Kapitel sein“. Ein Wettstreit zwischen Zischen und Klatschen. Zum Schluss gab man ein Terzett von Gioja anstatt dem angekündigten Pas de deux von Salvatore Viganò und DeCaro. Viganò tanzte nicht, weil sein Kontrakt am 1. Oktober zu Ende war und er sich mit Braun wegen der erwarteten Einnahme nicht ausgleichen konnte. Nach dem Theater nach Haus.
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Den Vormittag beim Grafen und in No. 810. Mittags speiste ich mit den Souffleurs im Jägerhaus, Therese beim Brandl. Abends in beiden Theatern, die Schmalz sang im Burgtheater im „2. Kapitel“.
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Kalt, aber heiter. Therese ging früh zur Ascher, ich zum Grafen, in No. 810, dann nach Haus, wo ich Therese wieder 6 Paar Tiroler Handschuhe kaufte. Um 12 h ging ich bei den Weissgärbern hinaus zur Ascher, überraschte Therese und speiste da. Nach Tische gingen wir in die Stadt, Ascher und Babett mit. Wir sahen am Tiefen Graben ein Quartier an, welches schon bestanden war. Therese zog sich an, Ascher fuhr mit ihr ins Kärntnertor-Theater „Räuberhöhle“. Therese spielte und sang mit so viel Laune, dass sie wirklich Furore machte und dreimal applaudiert wurde. Nach dem Theater nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).