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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1246 1801 1 3 Feucht. Den ganzen Vormittag war ich beim Grafen, zählte ihm Gelder. Schnitt für Quarin Federn; mittags speiste Eckhart bei uns. Nach Mittag um 4 h ging ich zum Grafen. Vom Grafen ging ich wegen Teppich in die Linzer Wollzeugfabrik, zur Barany, zum Arnfeld; dann ins Burgtheater „Soliman“. Beim Eingang ins Parterre noble sprach ich den Stessel und sah auch den Schurken Paur. Ich plauderte mit Weidmann, Klimbke und war meistens auf dem Theater. Therese sang sehr schön; ich fuhr mit ihr nach Hause. Passy schrieb ich ein Billett und schickte ihm unsere Redoute-Billetts. Heute wurden unter den Namen Frh. v. Weber, Graf Kuefstein und Graf Kielmannsegg zwei Kundmachungen angeschlagen. In ersterer wird das Publikum im Namen des Kaisers aufgefordert, den nach dem Waffenstillstande sich annähernden Armeen Beiträge in Form von Wein, Branntwein, Gemüse, Hülsenfrüchten, Kleidungsstücken, Leinwäsche, Spitalgerätschaften, Fahnen usw. zu leisten; in der zweiten wird das Publikum angewiesen, alle diese Beitrage zum Magistrate, den zwei hierzu verordneten Regierungsräten v. Hackher und v. Lorenz gegen Empfangsschein abzugeben. Am Schlusse wird noch hinzugefügt, dass die Verteilung dieser Beiträge Ehz. Carl selbst übernimmt. Band 03 (III.), Seite 26v
1247 1801 1 4 Früh ging ich zum Mayer, gab ihm die 6 fl. vom Grafen, dann plauderte ich mit Stessel. Von selbem ging ich zu Distler, zahlte ihn und gab ihm die 25 fl. Neujahr. Dann ging ich zum Grafen. Mit Quarin plauderte ich, begleitete ihn; er gab mir 6 Redoutebillets, 3 gab ich dem Mayer, eines dem Stessel, eines dem Eckhart und eines dem Uhrmacher Joseph. Gewey begegnete ich; er begleitete mich und sagte, dass er mit seiner Frau uns nach Mittag besuchen wird. Mittags speisten wir alleine; ich ließ Therese Krapfen backen. Zu Hause fand ich die Reine, welche sich anfangs versteckte und Therese erzählte, dass sie sehr bald den Arzt Schmidl in Königswarth heiraten wird; wie unerwartet kam mir dies ! Nach Mittag schrieb ich meiner Mutter. Dann kam Gewey mit seiner Frau, Barany, Walther, die Reine, alle gingen ins Kärntnertor-Theater „Leichtsinn und gutes Herz“, und „Alceste“. Es war sehr voll; wir plauderten und unterhielten uns angenehm. Nach dem Theater gleich ins Bett. Erste Redoute, 872 Personen. Band 03 (III.), Seite 27r
1248 1801 1 5 Früh ging ich zum Stessel, von welchem ich ½ Metzen Mehl erhielt, dann zum Grafen, welchem ich die Proklamation von Moreau an die Armee brachte. Später bestellte ich für den Grafen französische Kalender beim Trattnern, besuchte Klimbke und ging mit ihm zur Probe vom „Opferfest“ ins Kärntnertor-Theater. Mittags speiste Eckhart mit uns. Nach Mittag quälte ich die Mme Fritsch wegen der Spiegelgeschichte. Um 4 h gingen Eckhart und ich auf die Bastei, zum Neuen Tor hinaus und beim Schottentor hinein. Wir sahen nichts außer Kanonen auf den Schanzen und einen Laufgraben im Stadtgraben, denn alle Arbeiten sind eingestellt. Im Schottenhofe sind 14 Feldküchen, wo Tag und Nacht gebacken wird. Abends war die Reine mit der Schwester Chatrin und dem Koch Petri bei uns, tranken Kaffee, mussten aber um 7 h wieder gehen. Nun waren wir den Abend allein und legten uns schon um 9 h. Band 03 (III.), Seite 27r
1249 1801 1 6 Dreikönigsfest. Früh besuchte ich Stessel, dann ging ich zum Grafen. Um 12 h begegnete mir Schöpfer; ich führte ihn in die Theaterkanzlei und zeigte ihm die Galerie der Schauspieler, dann plauderte ich mit Klimbke. Mittags speiste mit uns die Tischlerin und wir schnitten den neu angekommenen Schinken an. Nach Mittag machten wir eine Promenade auf die Bastei, sahen den Ehz. Carl vom Albert wegreiten. Als wir nach Hause kamen, fanden wir die Kampf bei uns. Sie trank Kaffee und lud uns am Donnerstag Mittag zum Speisen ein. Sie blieb noch und ging dann ins Kärntnertor-Theater „Verwechslung“, „Alceste“. Dem Schöpfer begegnete ich und nahm ihn mit. Wir unterhielten uns bei der Eröffnung des Theaters, brachten hernach Billetts zum Portier für die Kampf, gingen wieder ins Theater, durchgingen die Stöcke und tranken beim Eigner (?) Bier. Bei Anfang des Balletts ging ich ins Burgtheater „Figaro“ und blieb bis zum Ende auf dem Theater. Ich plauderte mit den meisten und trollte mich dann nach Hause. Band 03 (III.), Seite 27r
1250 1801 1 7 Kalt und neblig, um Mittag heiter. Früh ging ich zum Grafen, zu Klimbke um die Austeilung, wo ich erfuhr, dass am 23. v. M. der Kurier mit der Vollmacht an Cobenzl abgeschickt wurde, den Frieden zu schließen. Später sah ich den Bau des neuen Theaters an. Ging zum Tischler Aschkan, dann ins Kärntnertor-Theater zur Probe von „Opferfest“. Mittags speiste Eckhart mit uns. Rautenstrauch starb nach Mittag um ½ 4 h an Schlag; vor Mittag war er noch beim Monarchen zur Audienz, dann auf der Reitschule. Nach dem Kampf für den Frieden sterben ! Schon wieder erhielt der Patriotismus einen Stoß durch sein Nichtmehrsein. Nach 5 h gingen wir zur Reine, bei Ziegler wurden wir mit Kaffee bedient. Um ½ 7 h ging ich ins Burgtheater; es war ein stinkender Nebel. Ich war im Orchester und sah zum ersten Mal „Der seltene Ehemann“, Schauspiel in 5 Akten von Ziegler; unterhielt mich wenig, gefiel auch nicht sehr. Klimbke erzählte mir, dass heute der Befehl gegeben wurde, das Aufgebot aufzulösen. Therese blieb bei den Metternichschen und unterhielt sich bis ½ 10 Uhr. Nach Mittag wollten wir den Quarin besuchen; er speiste bei Natorp und war nicht zu Hause. Band 03 (III.), Seite 27v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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