Ich war immer mit dem Grafen beschäftigt. Therese ging zum Scheiger und kaufte mir heimlich einen runden Hut, um mir eine Surprise zu machen. Mittags speisten die Scheiger und Carl bei uns. Nach Mittag spazierten wir auf den Markt, dann gingen wir zum Scheiger, wo wir den Abend blieben. Ging zum Rahl, um mich wegen dem Billett zu verabreden. Später kamen wir wieder zu Scheiger, Kumpfhofer und wir plauderten bis 9 h. Philipp brachte den Hut; zum Unglück war er zu klein. Kumpfhofer begleitete uns.
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Leopoldsfest. Früh ging ich im Putz zum Grafen, Therese kam um ½ 11 h; zusammen gingen wir zur Traun, wo wir die Hadik und die Rossi fanden. Alle waren mit uns sehr charmant. Von da ging ich in die Kanzlei zu Pfersmann. Brandl machten wir einen Besuch und baten ihn, zu unserem von Walther geschickten Schwein zu kommen. Dann ins fürstliche Haus; beim Portier schrieben wir uns auf, besuchten Walther. Dann ging’s zu Eckhart, bei welchem wir uns aufschrieben und die von Therese gestrickte Weste abgaben. Von da zu Scheiger; die Frau und Carl speisten bei uns den Fasan. Nach Mittag ruften wir Scheiger und zusammen gingen wir beim Burgtor auf die Bastei bis zum Stubentor. Dann besuchten wir die Hitzinger; nach 6 h kamen wir nach Hause. Ganz allein waren wir bis 8 h, da kam die Sepherl, nachher Richter und Jean; sie blieben bis ½ 10 h. Wir legten uns und so plauderten wir zusammen im Bette.
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Früh ging ich zum Grafen. Ich hatte heute mit ihm viel Verdruss wegen elendem Gezisch seiner Dienstleute und wegen der neuen spanischen Wand. Um 11 h holte ich Therese in der Kirche des Deutschen Hauses ab und begleitete sie zur Szilinska. Ich ging über die Bastei zum Burgtor herab über Graben und Kohlmarkt, plauderte mit Waldon, Gewey, Frankstein und erwartete Theresen am Graben. Eckhart begegnete und begleitete uns. Mittags waren wir alleine. Adler zerlegte das Schwein; ich führte ihn mit Rahl und Bruckmann (?) ins Kärntnertor-Theater, „Octavia“. Die Barany besuchte Theresen und kam nach. Ich plauderte im Orchester mit Mayer, ging dann auf’s Theater und nach dem 2. Akt nach Hause. Therese hatte Petrowitz, Passy und Schöpfer zu Besuch. Letzterer war schon fort und Petrowitz folgte ihm bald, Passy soupierte mit uns. Um ½ 10 h lagen wir schon.
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Trübe und Regen. Früh war ich beim Grafen, wo ich wegen des Hofmeisters Rechnungen und Bemerkungen viel Verdruss hatte. Dann ging ich in die Dietrichsteinsche Kanzlei. Therese begegnete ich, gingen zusammen ins fürstliche Haus, trafen mit Haydn zusammen, der uns zu sehen verlegen war, doch tat er sehr galant. Beim Theater lud ich Lippert auf Mittwoch zu Mittag ein. Therese ging zum Scheiger wegen meinem Hut, ich zum Grafen, um ihm eine recht glückliche Reise zu wünschen; um 12 h fuhr er weg, welche Beruhigung für mich ! Ich ging zu Klimbke, plauderte mit ihm, dann nach Hause; wir aßen allein.Therese erzählte ich die gestrigen, aus dem Vorwurf einer Feigheit entstandenen Gefechte zwischen 3 Bataillons in der Alsterkaserne, dass 5 Mann tot, und 20 Verwundete, dass selbe anfangs mit Bajonetten, dann mit Flinten schossen, und dass nur der Kaiser mit einigen anderen Cavaliers Frieden stiften konnte; dass von den Franzosen der Waffenstillstand aufgekündigt wurde, dass Fleisch und Brot teurer werde. Traurige Aussichten ! Eine Auflösung der Monarchie !!! Nach Mittag arbeitete ich, Therese ebenfalls. Schrieb an Stessel, meine Mutter und Csekonics. Brachte Klimbke Schwarzwildpret, er fand es zu teuer für 17 x; dies ärgerte mich, dass mein guter Wille so verkannt wurde.Therese und ich saßen alleine zu Hause; sie arbeitete, ich las in der „Laterne des Diogenes“.
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Regen. Früh ging ich zu Walther, frühstückte.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).