Heiter. Früh kam ich bei Stessel mit dem Grafen zusammen, dann ging ich in die Theaterkanzlei und nach Hause schreiben. Beim Portier vom Cavriani fand ich die 11 Ellen Taffet für Therese zu einem Nelson. Mittags waren wir allein, nach Mittag besuchten uns Patsch, der Joseph Hitzinger, und später hernach kam Mayer mit Pepi, Schwarzgruber und Lorenz (?) mit dem jungen Stumpf von Eisenstadt. Letzteren führte ich ins Burgtheater 1. Akt „Donna volubile“ und „Alceste“. Ich schlenderte herum, war bei der Oper und dem Ballett zu Anfang auf dem Theater, dann im Parterre und unterhielt mich recht gut. Therese fand ich schon im Bette.
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Früh sehr kalt. Früh war ich beim Grafen und mit ihm ins neue Quartier, dann ordnete ich seine Sachen zu Hause. Therese wartete meiner beim Portier und wir gingen zusammen essen; Patsch speiste bei uns. Nach Mittag besuchte uns Hoffmann, dann waren wir allein. Therese besuchte Agnes, die Scheiger; ich arbeitete zu Hause, ging von der Agnes mit Therese zu Scheiger. Dann ich allein ins Burgtheater „Erbprinz“, wo ich mit dem Grafen sprach. Heute kaufte ich Therese Börteln zu einem Überrock, Handschuh mit Tricot und 1 Paar weiße und 1 Paar grauseidene Strümpfe, die ich schon vor 6 Wochen bestellte. Mit Klimbke machte ich zwischen dem Theater einen Besuch beim Wallishauser, dann ging ich auf’s Theater und hörte von dem sonntägigen Spiel der Jagemann als Cleopatra ein paar Anekdoten, die mich unterhielten: erstlich in der Rede der Octavia zu Cleopatra „Wirf deine Maske weg, die Rolle wird dir zu schwer“ fing das Publikum zu klatschen und lachen an; kurz, sie missfiel noch weit mehr als das erste Mal. Dann kam sie voll wütendem Lächelns ins Camarin und sagte: „Das Publikum ist mir nicht günstig, es hat mich ausgelacht; jetzt werde ich wohl nicht engagiert werden, hu, hu, hu !“ und so persiflierte in ihrem Zorn fort, ohne dass jemand ein Wort darauf antwortete. Mayer ging mit mir nach Hause, wir ruften auch Therese vom Scheiger.
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Kalt und trüb. Früh mit Therese zum Hofrat Erben, dann in die Roßau zum Hafner Winkler; zum Brandl. Therese ging nach Hause wegen Holz, ich zu Wallishauser, ins Bureau. Später in das neue Quartier, dann nach Hause speisen; die Pepi speiste bei uns. Vor Tisch gab es eine kleine Eifersuchtsszene, weil die Pepi sagte, ich hätte am Sonntag im Kärntnertor-Theater geliebelt; ich machte mir den Spaß und sagte nicht, mit wem ich geliebelt hätte. Nach Tisch söhnten wir uns aus; es war so herzlich. Dann gingen wir zur Reyher, ins Burgtheater „Beide Klingsberg“, dann ins Kärntnertor-Theater „Amanti comici“ und „Waldmädchen“; nirgends hielten wir uns lange auf. Um 8 h hatten wir uns schon nach Hause getrollt und gleich ins Bett.
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Neblig, nach Mittag heiter. Früh war ich im Bureau, im neuen Quartier, in der Theaterkanzlei. Mittags speiste die Brandlin bei un. Nach Tisch ging ich wegen Vers drucken zum Jahn, dann mit der Brandlischen zum Bau des neuen Theaters und zum Burgtor herein ins Burgtheater „Stille Wasser sind betrüglich“. Ich war auf dem Theater und im Parterre; Klimbke begleitete mich.
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Ein angenehmer Tag. Früh besuchten wir Eckhart, dann ging ich mit den Perlen zur Fasserin. Zum Jahn wegen den Versen, ins neue Quartier, ins Bureau, wo ich die Geschenke Theresens zusammenrichtete. Um 11 h ging ich in die Theaterkanzlei, hörte von den Prügeln, welche die Freiwilligen dem Heufeld aufluden, ging mit Klimbke und Klingmann auf die Bastei. Dann zum Speisen; wir aßen allein, nach Mittag besuchten uns Mayer und Pepi. Letztere nahm ich mit ins Kärntnertor-Theater „Soliman“, Jagemann zum letzten Mal. Die erste Arie wiederholte sie gleich und fing ohne Musik an. Am Ende wurde sie hervorgerufen und sagte: „Wenn mein geringes Talent Ihnen halb so viel Vergnügen machte, als mir Ihr Beifall, Ihre Nachsicht gewährte, so nehme ich Ihr Andenken mit und reise froh von hier“. Ihr Betragen war sehr schnippisch und kleinstädtisch. Anfangs war ich im Parterre, lud die Benkó zur Musik ein, dann auf dem Theater, wohin auch Eckart mit Nina kam. Mayer und Pepi gingen mit mir nach Hause; letztere schlief ihrer Unpässlichkeit wegen bei uns.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).