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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1146 1800 9 25 Ein wahrer Herbsttag. Um 9 h ging ich ins Bureau, arbeitete an den Mängeln und schrieb auch dem Stessel. Um 10 h ging ich in die Probe von „Soliman“, dann zu Brandl. Mittags waren wir mit Eckhart allein. Kaufte das Theaterjournal, worin mich ein Aufsatz „An den seltsamgesitteten Verfasser der Modesitten“ sehr unterhielt. Gewey wird darin schändlich bedient. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Soliman“, die Jagemann als Marianne. Wie gewöhnlich wurde die Jagemann mit Klatschen empfangen und bei der Arie im 1. Akt wurde zum Repetieren applaudiert. Das Orchester fing nicht an, sie erschien aber gleich und begann ihre Arie ohne Orchester zu singen; wie dreist ! Das Duett im 4. Akt wollten sie auch repetiert haben; viermal wurde geklatscht, die Saal fing aber nicht an. Endlich unterdrückte trotz der vielen Verneigungen der Jagemann doch das Zischen das Klatschen. Am Ende wurde sie vorgerufen und sagte: „Mit dem größten Danke erkenne ich Ihr Wohlwollen und erkenne darin den Wunsch, mich länger hier zu sehen. Er soll mich aneifern, um durch mein Bestreben Ihr Wohlwollen mehr zu verdienen.“ Therese sang mit sehr viel Kunst und Stärke und erhielt nicht minder Beifall als die protegierte Jagemann. Ein sehr starker Landregen hielt viele vom Theater ab. Im Burgtheater „Komödie aus dem Stegreif“ und „Dorfrichter“. Der Kaiser erschien mit dem jungen Hof. Erstlich empfing man ihn, dann die Kaiserin mit Klatschen und Vivat-Rufen. Band 03 (III.), Seite 12r
1147 1800 9 26 Trübe, kalt. Früh ins Bureau, dann zu Kampf, welchem ich seine bearbeiteten Mängel übergab. Vogel (?) besuchte uns und brachte die „Lauretta Pisana“ nach Rousseau, welche sehr schön geschrieben ist. Mittags waren wir allein, nach Mittag arbeitete ich und las. Abends ging ich ins Burgtheater „Komplott“; sehr leer. Ich unterhielt mich auf dem Theater mit Weidmann, welcher mir erzählte, dass die Ascher morgen im „Soliman“ nicht singen will, dass der Baron ihr schrieb, sie sei auf der Stelle abgedankt, wenn sie nicht gleich in die Stadt kommt und ihre Schuldigkeit erfüllt. Mit dem Billett sollte der Bediente noch in der Nacht auf den Gersthof. Dann plauderte ich mit der Leifer (?), Schütz, Reil (?), Koch etc. Gegen Ende des Stücks ging ich auf’s Parterre, fand Klimbke und Pauer und mit diesen ging ich nach Hause. Therese blieb zu Hause und ich fand sie schon im Bette. Band 03 (III.), Seite 12r
1148 1800 9 27 Kalt und abwechselnd mit Regen. Früh arbeitete ich zu Hause, später ins Bureau. Dann in die Theaterkanzlei; da fand ich Brockmann und Haim, sie erzählten mir gleich den Auftritt mit der Ascher, dass sie auf zweimaligen Befehl des Barons ihm endlich schrieb, es wäre ihr auf dem Lande schon so unangenehm, nur hätte sie kein anständiges Quartier; wenn er die Charge übernehmen wollte, ihr eines zu suchen, so wäre es ihr sehr lieb. Auf dieses Billett ließ der Baron gleich den Polizeikommissär Tannenberg (?) und Klimbke um sie hinausfahren, mit dem Auftrag, sie gleich ins Polizeihaus zu führen und ihr da ein anständiges Quartier anzuweisen. Indessen gingen Therese, die mich in der Kanzlei abholte, und ich in die Roßau zum Brandmayer, dann nach Haus. Brockmann begegnete uns und erzählte, die Polizei hätte die Ascher zum Baron geführt, Tannenberg wäre hinaufgegangen, weil sie so geweint, gebeten und gesagt habe, sie hätte es nicht so gemeint, und ihn um Nachsicht ersucht; und so fuhr Ascher frei in ihre Wohnung. Diese Anekdote ist ein Pendant zu jener, am 22. dieses im Burgtheater geschehen, wo Salvatore Viganò dem Rossi wegen Probenzank eine so tüchtige Ohrfeige gab, dass letzterer gleich ein mit Blut unterlaufenes Auge erhielt .Mittags waren wir allein, nach Mittag arbeitete ich. Abends ging ich mit Therese in des Grafen Wohnung. Als ich in das Theater gehen wollte, kam der Graf an und ließ mich gleich zu sich rufen. Ich war bei ihm bis zur Theaterzeit und dann ins Burgtheater „Menschenhass und Reue“. Mad. Fischer, das arme, ganz beraubte Weib, spielte als zweite Gastrolle die Eulalia; sie spielte wirklich nicht schlecht, doch erhielt sie keinen Beifall. Meistens unterhielt ich mich auf dem Theater. Klimbke erzählte mir als Nachtrag zum Leichtsinn der Ascher, dass sie unter Mittag auf Anstiften eines elenden Winkeladvokaten dem Braun einen sehr beleidigenden Brief schrieb. Braun schickte um 4 h den Polizeikommissar Tannenberg zu ihr, dieser musste sie zu ihm führen, welcher sie derb hernahm. Sie weinte, bat um Verzeihung und er verzieh. Therese ging aber nicht ins Theater. Band 03 (III.), Seite 12r
1149 1800 9 28 Früh besuchte ich Kárner in der Krone und lud ihn zu Mittag, dann ging ich zum Grafen, wo ich bis 11 h blieb. Auf der Post empfing ich vom Grafen auf ein Mal 4 Briefe. Von da ging ich zu den Augustinern, Wenzeslausfest; Therese sang eine Arie von Pichl. Von da mit Mayer zur Pepi, Therese blieb. Uhrmacher Hitzinger begegnete mir, ich mit Mayer nach Gumpendorf zum Maschinisten. Mittags hatten wir unseren lieben Kárner erstmals bei uns zu Tische; nach Mittag besuchte uns die Tischlerin mit der Nany. Abends führte ich die Mutter, welche nie ein Theater sah, ins Kärntnertor-Theater „Soliman“ mit der Jagemann. Therese sang vortrefflich. Ich war meistens auf dem Theater, denn es war sehr voll. Band 03 (III.), Seite 12v
1150 1800 9 29 Heiter aber kalt. Früh ging ich zum Grafen, dann mit Therese zu Pable auf die Wieden. Mittags war Klimbke bei uns, nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Abends ins Burgtheater „Beide Figaro“; Therese war zu Hause. Pichl brachte Therese 3 Pfund Schokolade als Präsent. Band 03 (III.), Seite 12v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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