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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1111 1800 8 21 Diese Nacht war die Hitze schrecklich. Ganz durchnässt stunden wir um 5 h auf und fuhren nach 6 h zum Konzert im Augarten, frühstückten da, kamen mit Nina und der Maurerischen zusammen. Therese frühstückte nochmals Schokolade, Nina Obers. Um ½ 8 h begann das Konzert mit einer Symphonie von Haydn, nachher sang Therese ein Rondo aus der „Sonnenjungfrau“ von Cimarosa und später wurde noch ein Quartett von Mozart gemacht. Therese gefiel ganz außerordentlich. Herzog Albert klatschte ihr sehr viel, und das Publikum drückte ihr Gefühl für Kunst und vaterländisches Gefühl durch dreimaliges Klatschen aus. Nach der Musik gingen wir in die große Allee. Da begegnete uns wieder Herzog Albert, begleitet von vielen Damen. Er blieb stehen, machte Theresen eine Menge Komplimente über ihren Gesang und er schien sprechen zu wollen, dann zögerte er und kam beinahe nicht vom Platze. Dies lohnte Theresens Kunst so herrlich ! Um 11 h kamen wir nach Hause, machten es uns bequem und gingen bis abends 7 h nicht aus. Mittags waren wir allein, nach Tische besuchte uns Albert. Um 3 h trübte es sich ein und ein fruchtbarer Regen ging nieder; welche Wohltat ! Abends gingen wir ins Burgtheater „Cesare“, und später ins Kärntnertor-Theater „Komplott“. In letzterem fanden wir Eckhart; er ging mit uns zurück ins Burgtheater und begleitete samt Mayer uns nach Hause. Band 03 (III.), Seite 7r
1112 1800 8 22 Nach 7 h überraschten wir Eckhart mit einem Besuch, dann gingen wir ins fürstliche Haus. Der Portier bediente Therese mit Obst. Ich ging ins Bureau, Therese nach Hause. Nach 10 h ging ich in die Theaterkanzlei, dann holte ich Therese von der Probe zu „Figaro“ – wegen der Jagemann – ab und gingen zusammen nach Hause. Mittags speiste Eckhart mit uns. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Menschenhass“, Mad. Braun von Linz als Eulalia; sie hat eine hübsche Figur, aber ihr Spiel ist zu einförmig und ihre Stimme hat zu wenig Modulation. Sie gefiel wenig, wurde am Ende aber doch vorgerufen und dankte mit einem kurzen Epilog. Therese sang in „Soliman“. Wegen Mayer und dem Pressburger Theater schrieb ich Kárner. Band 03 (III.), Seite 7v
1113 1800 8 23 Früh ging ich zum Grafen. Um 11 h kam Therese und mit selber ging ich nach Mariahilf zur Muhme Tischlerin; sie staunte und freute sich, uns zu sehen. Bald nachher kamen die Nannerl und Reserl aus der Arbeit. Wir blieben eine Stunde, aßen Würste und schenkten den Kindern. Später suchten wir die Muhme Rose und schenkten auch der etwas. Um ½ 3 h kamen wir nach Hause, aßen alleine. Nachher kam die Jagemann; da wurde gesungen. Ich sprach noch den Grafen vor seiner Abreise nach Baden. Ging dann ins Burgtheater; abends sang Therese in „Molinara“, recht sehr hübsch. Ich unterhielt mich anfangs auf dem Parterre, nachher auf dem Theater. Band 03 (III.), Seite 7v
1114 1800 8 24 Trübe und windig. Um 9 h ging ich aus, zu Brandl, dann auf den Burgplatz. Heute ist Cercle und die Königin von Neapel zeigt sich dem Adel. Ich plauderte dann mit Brockmann, Mayer und Ziegler und erfuhr das Engagement mehrerer Glieder zur deutschen Oper, auch jenes der Saal mit 1500 fl.. Mittags aß die Hitzinger Nany bei uns. Nach Mittag blieben wir zu Hause. Abends gingen wir ins Wiedner Theater „Tugendprobe“, ein Ritterspiel, welches Kupfer (?) als Ritter Adelsberg vollends unerträglich machte. In Schönbrunn war abends eine Kantate von Weigl, wobei Weinmüller sang. Band 03 (III.), Seite 7v
1115 1800 8 25 Früh ging ich ins Bureau, dann zur Probe von „Figaro“ ins Kärntnertor-Theater. Nach selber mit Therese zum Kärntnertor hinaus auf die Glacis bis zur Ungargase; sahen schon den Dachstuhl vom Theater an der Wien. Mittags aßen wir beide in der Goldenen Birn im Garten und zwar sehr mittelmäßig. Nach Tisch erhob sich ein schrecklicher Sturm; wir wollten aber durch den Hafen (?) durchgehen, um den Kanal zu sehen, und warteten selben ab. Nachher gingen wir vom Kanal bis zum Brandl, machten da einen Besuch und sahen auch seinen äußeren Garten an; sahen den Kanal, ein großes, außerordentlich kostspieliges Unternehmen, für das man Millionen verwendet und noch lange ist kein Erfolg zu erwarten. Abends gingen wir ins Burgtheater „Beide Klingsberg“, Mad. Normann als Frau Wunschel. Die Ärmste missfiel ganz; mich dauert sie außerordentlich. Ich ging zu ihr auf’s Theater, tröstete sie und lud sie zu uns auf Mittag, oder wann sie uns besuchen wollte. Beim 4. Akt gingen wir nach Hause. Therese und ich hatten eine sehr traurige Szene wegen der so fatalen Mutter. Band 03 (III.), Seite 8r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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