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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1106 1800 8 16 Außerordentliche Hitze und trocken; erste deutsche Oper nach den Ferien. Früh ging ich ins Bureau, in die Theaterkasse und lud Klimbke zum Speisen ein; dann marschierte ich nach Haus. Später kam Klimkowsky, ich gab ihm die Symphonie von Salieri „Tempesta di mare“. Therese kam erst um 12 h nach Hause. Die Mutter schickte einen Gugelhupf; wir gingen hinaus und dankten beide. Klimbke kam, als wir schon bei Tische saßen, auch Eckhart; wir unterhielten uns angenehm. Klimbke erzählte, dass der neue deutsche Operndirektor und 9 neue Subjekte engagiert sind und dass die Umlauf Lini und Wallaschek abgedankt werden. Abends ins Burgtheater „Figaro“. Therese sang mit vieler Kunst und machte mir viel Freude. Im Parterre plauderte ich mit Wallishauser, Weidmann, Prantner und noch anderen, teils war ich auch auf dem Theater und zwischen den Akten soupieren im Michaeler Bierhaus. Nach der Oper gleich ins Bett. Am Abend ziehte sich am Horizont ein Gewitter herauf, doch der Wind vertrieb es. Band 03 (III.), Seite 6v
1107 1800 8 17 Sehr warm, heiter und die gestrige Hoffnung auf einen Regen vereitelt. Früh schrieb ich, um 9 h ging ich in die Segenmesse zu den Augustinern. Dann in die Theaterkanzlei wegen Billetts zu „Alceste“, die ich dem Cavriani gab. Im Burgtheater wurde die Mad. Braun von Linz als Eulalia probiert und gefiel; Braun war gegenwärtig. Mit Scheiger, Frau und mehr Bekannten plauderte ich. Mittags aßen wir allein, nach Tische erhielt Therese einen Brief vom Schuppanzigh, vielleicht war es nur in dessen Namen, der Brief selber von Wranitzky. Er enthält eine Einladung, am kommenden Donnerstag im Augarten zu singen. Therese war nicht sehr damit zufrieden, dennoch nahm sie es mir zuliebe an Uns besuchte Wokurka mit der Kleiner Liesi und der Josephine Hitz (?); alle führte ich ins Kärntnertor-Theater „Morto vivo“, „Alceste“. Durch Zufall kam ich mit Röhrich (?) in der Hofapotheke zusammen, trank bei ihm Himbeerwasser und unterhielt mich mit ihm lang. Ging dann ins Burgtheater, wo ich Therese erwartete; „Bürgermeister“ (?); ich unterhielt mich gut. Nach Ende des Stücks sahen wir noch den Höllen-Akt im Kärntnertor-Theater; dann nach Hause. Band 03 (III.), Seite 6v
1108 1800 8 18 Nach 7 h ging ich zum Grafen; er machte mir mit einem niedlichen Frack und ein Paar Angin-Beinkleidern ein Präsent; außerordentlich überraschte mich dies. Ich ging gleich nach Hause, um es Therese zu zeigen; alles gefiel ihr. Dann ging ich in die Lizitation von Callenberg, wohin auch der Graf kam. Nach Hause; da fand ich eben Schuppanzigh mit der Auswahl der Musik beschäftigt. Bis nach Mittag 4 h blieb ich zu Hause, nachher zum Grafen. Auf dem Wege kam ich mit Platzer und Richter, Verfasser des „Eipeldauer“, zusammen; wir schwätzten von seiner Transvestierung des „Urteil des Paris“. Mein Weib holte mich beim Grafen ab; nach 6 h gingen zum Neuen Tor ins Bad, es war so voll, dass wir überfahren und in eins der Bäder jenseits der Donau gehen mussten. Schon war es finster, als wir aus dem Bad gingen. Ich führte Therese zum Fischtrühel in den Garten, wo wir soupierten und Kollmann fanden, welcher uns um 10 h nach Hause begleitete. Band 03 (III.), Seite 7r
1109 1800 8 19 Schuppanzigh ließ die Probe absagen und für morgen früh 8 h bitten. Um 8 h ging ich ins Bureau, schrieb an Stessel vom Aufstand und der Gefangennehmung des Königs in Palermo, der deswegen vorgegebenen Unpässlichkeit der Königin, Abstellung des Cercle bei Hof und Festes in Laxenburg. Um 10 h mit des Grafen Perlen zur Fasserin Nitzky, wo ich bis 1 h blieb. Die Hitze erreicht ihren höchsten Grad und wird beinahe tödlich; ich musste schon viermal Hemden wechseln. Mittags waren wir allein, nach Mittag kam Salieri; Therese und Nina sangen das Quartett, Therese die Arie von Cimarosa, welche sie Donnerstags im Augarten singen wird. Bei Gelegenheit eines Diskurses erfuhren wir von Salieri, dass er am 29. August seinen Geburtstag feiert, welches auch für uns ein Festtag ist. Therese wünschte sich heute über etwas zu freuen; da ich machte ihr mit einer schönen englischen Schere ein Geschenk. Das liebe Weib freute sich und küsste mich. Abends sang Therese im Burgtheater „Griselda“, ich ging hinein; dann ins Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“. Im Burgtheater war Nelson und Hamilton mit der Frau. Abends 6 h trübte es sich; es warf ein paar Tropfen, schien sich aber dann zu verziehen. Band 03 (III.), Seite 7r
1110 1800 8 20 Unausstehliche Hitze; Hunger und seine schrecklichen Folgen kann die längere Dauer der Hitze verursachen. Um 6 h stunden wir von Schweiß ganz abgemattet auf. Um 8 h kam Schuppanzigh mit Neuherz, später Mayer, Teiner (?) und Seyfried vom Wiedner Theater. Sie probten das Quartett von Mozart und die Arie von Cimarosa. Nach 10 h ging ich mit den Perlen zu Cavriani, dann zu Wokurka und nahm die Liesi zum Essen mit. Indessen kamen Pepi Umlauf und Mayer; sie erzählten von dem Abschied der Schwester. Nach Mittag besuchte uns Fritzi und Frau. Abends führte ich die Liesi nach Hause und ging ins Burgtheater „Das Komplott“, Lustspiel in 4 Akten von Lippert; eine elende, langweilige Arbeit voll Immoralität und Sottisen, missfiel. Lippert saß vor meiner und fand die meisten Szenen vortrefflich und göttlich. Therese blieb zu Hause. Band 03 (III.), Seite 7r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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