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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1121 1800 8 31 Kühl; mittags und nach Tische regnete es. Therese und ich machten früh eine Promenade an der Wien bis Margarethen, da hörten wir die Messe, gingen über die Wien nach Gumpendorf, sahen die Kirche und tranken im Kaffeehause Kaffee, kamen um 11 h nach Hause. In der Kärntnerstraße begegnete uns der Graf. Ich zog mich an und ging ins Burgtheater, da spielte Mad. Carl vor dem Ausschuss die Clotilde zur Proberolle und gefiel wenig. Nachher wurde ein Weilchen auf dem Bankl gesessen. Mittags aßen Therese und ich allein. Nach Mittag ging ich zum Grafen, abends ins Kärntnertor-Theater, „Figaro“, die Jagemann zum zweiten Mal als Susanne. Das Theater füllte sich ungewöhnlich stark; ich führte die Margaritha und Schwester hinein, später kamen auch Barany und Röschen. Die Jagemann gefiel weniger, auch wollte sie den Kniff ausführen und Therese bewegen, am Schlusse des Duetts den Triller wegzulassen, welcher so allgemein gefällt. Therese gab aber nicht zu, und so erhielt abermals den Sieg über sie. Der Lärm beim Duett war außerordentlich, die Repetition aber unterblieb. Die ersten Akte plauderte ich im Parterre, die letzten auf der Bühne. Heute erhielt durch ein Zirkular die italienische Gesellschaft mit Ende des Karnevals ihre Entlassung; der Kontrakt des Paër und des neuen Tenoristen Brizzi dauern noch 2 Jahre. Band 03 (III.), Seite 8v
1122 1800 9 1 Kühl, aber angenehm. Früh ging ich zum Grafen, dann ging ich zum Kampf, später in die Theaterkanzlei. Der Graf schickte Theresen 2 Melonen aus Ungarn. Mittags waren wir allein, nach Mittag erhielten wir Besuch vom Fritzi, seiner Frau, dem Kornherr (?) und dem Kanzlisten vom Erdödy. Später ging ich zum Grafen, dann ins Burgtheater „Das rächende Gewissen“, Mad. Braun als Jolanthe; missfiel, welches sie so gar nicht verdiente; sie ist Schauspielerin, obwohl sehr monoton. Therese war mit; ich unterhielt mich meistens auf dem Theater. Therese hat Schmerzen im Kreuz, Ekel, Neigung zum Brechen und – das Wesentlichste – das Monatliche bleibt aus: durchaus Kennzeichen einer Schwängerung. Das käme viel zu früh ! Band 03 (III.), Seite 9v
1123 1800 9 2 Früh ging ich mit Therese in die Roßau zum Siegel, zum Hofrat Erben, ins Bureau. Für Dietrichstein machte ich ein Exemplar vom „Eilfertigen", Lustspiel in 2 Akten, ausfindig und gab es Wokurka. Mit Stessel sprach ich einen Augenblick. Mittags speisten Klimbke und die Umlauf Pepi bei uns, nach Mittag besuchten uns Eckhart und Salieri, welcher Therese eine Arie aus „Griselda“ variierte. Abends gingen Therese und ich ein paar Kommissionen machen, dann ich ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Ginevra“ von Paër. Die Oper gefiel, doch hat sie 4 Akte und ist sehr langweilig. Seyfried und Stegmayer waren von der Musik ganz hingerissen. Therese ging nach Hause, wo sie sich mit Arbeiten unterhielt. Nach 10 h kam ich nach Hause und fand Therese schon im Bette. Band 03 (III.), Seite 9v
1124 1800 9 3 Der anhaltende Regen hielt mich den ganzen Tag zu Hause. Früh besuchten uns Mayer und Agnes, später dem Mayer seine Frau und die Sanenz, welche nach Steyr zum fürstlich Lambergischen Theater abreisen; sie blieben den ganzen Vormittag bei uns. Therese hatte Probe von den Arien, die sie morgen im Augarten singen wird. Mittags speiste die Umlauf Pepi bei uns; nach Mittag sang Therese wieder. Schuppanzigh, Neuherz, Seyfried und Mayer waren da. Abends blieben Mayer Violon (?) und Pepi bei uns. Nach ½ 9 h legten wir uns. Band 03 (III.), Seite 9v
1125 1800 9 4 Ein schöner und angenehmer Tag. Therese und ich fuhren in den Augarten zum Konzert. Sie sang eine Arie von Paër und ein Rondeau von Weigl. Nach der Musik fuhr Therese mit Koch in die Probe. Ich blieb im Garten und ging mit Preindl und Frau in die Stadt; Preindl bat Therese künftigen Montag in der Kirche zu St. Peter zu singen, welches sie ihm auch zusagte. Auf dem Hohen Markt stand der räuberische Meuchelmörder des k.k. Beamten Maximilian auf der Bühne. Nachher ging ich nach Haus, mittags aßen wir allein. Nach Mittag besuchte uns die Barany. Abends spielte Therese im Burgtheater einen Akt „Molinara“, dann „Alceste“; im Kärntnertor-Theater „Emilia Galotti“. Mad. Braun als Orsina missfiel. Nach dem Theater erwartete ich Therese auf der Bühne, und wir gingen zusammen nach Haus. Band 03 (III.), Seite 9v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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