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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1141 1800 9 20 Früh ging ich ins Bureau, in die Theaterkanzlei und um 10 h mit Therese in die Generalprobe von „Lunara, Königin des Palmenhains“; Pepi begleitete uns. Auszeichnend höflich begegneten uns alle; am Ende gingen wir auf’s Theater. Therese empfahl Pepi dem Schikaneder, welcher ihr freundlich alles zusicherte. Pepi und Patsch speisten mit uns. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen und Stessel, schickte ihnen Abbildungen der Schützen und die Musik vom Liede. Abends ging die Agnes, Mayer und wir zum neuen Theaterbau, wo man eben begann, den Dachstuhl zu legen. Schikaneder, Mayer und Michel plauderten mit uns; dann gingen wir ins Theater, es war schon sehr voll. Das Stück „Das Porträt“ war ganz artig, auch die Oper gefiel. Sehr schüchtern und voll Furcht trat die Pepi als Königin auf. Sie sang angstvoll, doch gut, das Publikum empfing sie mit Klatschen und ihre Arie, wozu Teiner (?) sehr schön accompagnierte, wurde mit vielem Beifall aufgenommen. Sie wurde herausgerufen, dankte in einem Epilog und ging mit uns in die Stadt. Band 03 (III.), Seite 11r
1142 1800 9 21 Früh arbeitete ich. Da kam Schwarzgruber (?) mit der Nachricht, dass mein Vetter Dominikus Willmein (?) gestern in Hütteldorf am Schlag gestorben sei. Mich dauert herzlich die gute Muhme. Um 11 h ging ich zu Klimbke, dann mit ihm und Koch zur Generalprobe. Therese kam, ging aber bald und wir folgten ihr nach Hause, Koch speiste bei uns. Gleich nach Tisch gingen wir in die Probe; sie dauerte bis ½ 4 h und war voll Konfusion, denn die Musik strotzte von Fehlern. Dann ging ich auf die Mehlgrube in den Saal, wo ich dem Jux mit der Werbung zusah. Da fand ich Brockmann, Jahn und Hipfel (?) und mehr dergleichen, die alle ihren Patriotismus im Trinken übten. Heufeld (?) suchte mit Aufbietung aller Kräfte Würde zu verschaffen, und wie unglücklich; es gelang ihm nicht. Im Burgtheater auf der Bühne fand ich den Nouseul, Tochter, Klingmann, Ziegler und Tannenberg (?). Später ging ich ins Kärntnertor-Theater, 2. Akt „Contadina“ und zum ersten Male „Der wachsame Dorfrichter“ von Salvatore Viganò. Dessen Schwester Viganò de Rossi trat zum ersten Mal als Groteschi (?) auf und gefiel. Therese sang recht artig und war mit sehr viel Geschmack angezogen. Im Theater plauderte ich mit dem Schmirer, Frankstein, Marchini (?) etc. Band 03 (III.), Seite 11v
1143 1800 9 22 Trübe, nach Mittag starker Regen. Früh ging ich zum Kampf und übernahm die Beantwortung seiner Mängel von 1798. Bis 12 h arbeitete ich im Bureau, dann in die Theaterkanzlei; Klimbke erzählte mir von den Besuchen des Destefani (?). Nach Mittag las ich in dem Manuskript von „Gustav Wasa“; Pepi und Mayer besuchten uns. Abends ging ich ins Burgtheater „Das Neue Jahrhundert“ und „Dorfrichter“. Therese machte Besuch bei Margaritha. Nach 9 h ging ich nach Hause, rufte Therese und ging zu Sonnleithner zum Souper. Nebst der Phillebois'schen Familie waren da die Giannastasio und einige Männer. Wir blieben bis 1 h, doch war die Gesellschaft nicht sehr aufgeweckt. Band 03 (III.), Seite 11v
1144 1800 9 23 Erst um 9 h stunden wir auf. Ich verfügte mich ins Bureau, arbeitete bis 12 h, ging zu Klimbke, dann nach Hause. Da fand ich die Barany, Eckhart und Pepi, die beiden letzteren speisten mit uns. Nach Tische schrieb ich an den Grafen, schickte ihm die Aufforderung an die Tiroler und das Gedicht „An den Tempel zu Schönau“. Abends ging ich ins Burgtheater, zum ersten Mal „Der Erbprinz“, Schauspiel in 4 Akten von Ziegler. Das Stück ist sehr langweilig, voll Episoden und gefiel auch nicht. Ziegler dankte ab; das Klatschen bei seinem Auftreten war sehr unbedeutend. Therese ging zu Scheiger und blieb bis nach 10 h. Band 03 (III.), Seite 11v
1145 1800 9 24 Kalt und Regen. Früh ging ich ins Bureau und arbeitete an den Mängeln des Kampf, dann zu Brandmayer; nach 12 h in die Theaterkanzlei. Mayer kam auch und zusammen hatten wir eine Menge Spaß. Nach 3 h kam der Kaiser mit dem Grafen Lehrbach in Schönbrunn an; man spricht von einem Waffenstillstand. Wir aßen und waren auch mittags allein. Ich arbeitete bis ½ 6 h, dann machte ich einen Besuch bei Collet. Später ging ich ins Kärntnertor-Theater „Der Erbprinz“; es war leer; dann ins Burgtheater, ein Akt „Gelosie“ und „Dorfrichter“. War wenig auf dem Parterre und meistens auf dem Theater. Nach dem Ballett gingen Therese und ich nach Hause und gleich ins Bett. Es regnete den ganzen Tag. Band 03 (III.), Seite 11v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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