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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1116 1800 8 26 Nach 8 h kam Schuppanzigh, um mit Therese wegen der Arie zum Konzert am Donnerstag zu reden. Später fuhr sie in die Probe zu „Figaro“; ich ging ins Bureau und um 11 h um Therese aus der Probe zu holen. Die Jagemann kam zu uns; wir plauderten eine volle Stunde an ihrem Tore, wozu sich auch Teiner (?) gesellte. Wir kauften 3 Melonen, eine schenkten wir dem Teiner (?), und eine der Mama. Um ½ 1 h kamen wir nach Hause; zwischen dem Essen kam Agnes. Nach Mittag besuchte uns die Normann (?) und blieb bis zur Theaterzeit. Salieri repetierte mit Therese das Rondo von Mozart, welches selbe am Donnerstag im Augarten singen wird. Im Kärntnertor-Theater „Figaro“, die Jagemann als Susanne; sie gefiel. Das Duett im 3. Akt wollte das Publikum mit Ungestüm repetiert sehen. Der Lärm dauerte anhaltend fort; Therese sah Braun an, welcher endlich winkte und es wurde mit dem größten Beifall repetiert. Diese Szene war wirklich sehr merkwürdig. Am Ende wurde die Jagemann vorgerufen; sie sagte: „Voll Vertrauen auf die Nachsicht des Publikums, das nur Vollkommenes zu sehen gewohnt ist, versuchte ich es, hier aufzutreten und ich danke von ganzer Seele, dass Sie mein Vertrauen bestätigen.“ Therese sang vortrefflich und machte mir unendliche Freude. Band 03 (III.), Seite 8r
1117 1800 8 27 Füh war Probe vom Quintett, worin Therese, Nina, Rathmayrer, Teiner (?) und Mayer sangen, dann vom Rondeau. Jagemann kam auch dazu und blieb den Vormittag. Ich ging zum Grafen und in die Theaterkanzlei. Mittags speiste mit uns Neuherz, und mit diesem verabredeten wir morgen, als am Vorabend er Geburtsfeier von Salieri, ihm Musik zu machen. Therese ging nach Mittag zu Braun, ich zum Grafen. Später marschierten wir zusammen in die Porzellanfabrik. Die Petrowitz besuchte uns, blieb aber nicht. Schöpfer begleitete sie und nachher meine Frau nach Hause. Abends ging ich ins Burgtheater „Bruderzwist“; die Normann (?) als Frau Griesgram gefiel heute, welches mich sehr freute. Ich plauderte mit ihr eine Weile auf dem Theater. Als ich nach Hause kam, lag Therese schon, Agnes war eben im Ausziehen begriffen. Wir hatten noch Spaß mit ihr und so wurde es spät, ehe wir einschliefen. Abends regnete es. Band 03 (III.), Seite 8r
1118 1800 8 28 Um 5 h stunden wir auf und fuhren um ½ 7 h zum Konzert in den Augarten; der Morgen war kühl und angenehm. Schuppanzigh wartete unser schon im Vorsaale. Therese sang mit seltener Kunst. Schon empfing man sie mit Klatschen, und am Ende lohnte man ihren Gesang mit dreimal Klatschen. Ehz. Albert bewillkommnete Therese auf eine ausnehmend gütige Art. Agnes ging nach der Musik nach Hause, die Rotter, Maurerische, Nina und ich in die Brigittenau; da aßen wir Rostbraten und tranken Obers. Der Mad. Haquet ihr Kaltbad besuchten wir auch. Zu Hause musste alles gehen; es war warm. Um 1 h waren wir zu Hause und ließen uns es bequem geschehen. Mit uns speisten Nina und Neuherz, weil die fatale Mutter ausging, ohne zu sagen wohin. Nach Mittag machten wir ein Schläfchen, später las ich. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Male „Der Hut“, Lustspiel in einem Akt, dann „Der Bettelstudent“. Therese blieb zu Hause und probierte mit Nina ein Duett. Nach dem Theater kamen Schuppanzigh, Stadler, Neuherz, Pesinger (?) und ein Violoncellist, und wir gingen zusammen nach 10 h zum Salieri ins Haus, der morgen seinen fünfzigsten Geburtstag feiert. Ein Quintett von Mozart und ein Duett von Salieri war alles, was sie in der Serenade machten. Therese und Nina ersuchten wir, ein paar Duette zu singen, und sie sangen nicht. Diese getäuschte Erwartung kränkte mich außerordentlich und brachte mich in die größte Traurigkeit. Um 12 h kamen wir nach Hause. Therese, die wirklich wenig Schuld hatte, woran der Schwester Laune den größten Anteil hatte, und ich söhnten uns bald aus, und eine herzliche Szene machte uns einschlummern. Band 03 (III.), Seite 8v
1119 1800 8 29 Ein angenehmer Tag. Früh ging ich ins Bureau, dann zu Brandl. Koch kam zu mir, begleitete mich. Auf dem Hof naschten wir Obst, dann gingen wir auf unser Bankl, plauderten da; ging auch in die Theaterkanzlei. Um 1 h nach Hause; ich freute mich, mein liebes Weib zu sehen und wir küssten uns innig. Nach Tische besuchte uns Barany. Therese arbeitete an einer Haube, nach dem Muster jener Haube, die ihr Bartenstein schickte. Therese blieb zu Hause, ich ging ins Burgtheater. Normann (?) spielt heute im „Hausfrieden“ die Mad. Stahl und missfiel ganz; sie war heute so unverständlich. Im Theater überfiel mich Langeweile und ich machte ein Schläfchen. Als ich nach Hause kam, fand ich Therese schon im Bette. Ihr war nicht wohl und dies machte mich sehr besorgt. Band 03 (III.), Seite 8v
1120 1800 8 30 Ein angenehmer Tag. Früh ging ich ins Bureau, später ins fürstliche Haus; da hörte ich Kampfs Entlassung und dass Croll (?) an seinen Platz komme. Den Mayer – Hofmeister – besuchte ich auch. Später war ich auf dem Theaterbankl, mittags speiste Klimbke bei uns. Nach Mittag besuchte uns die Normann (?); da kam der Tischler und brachte das Bidet für Therese .Abends gingen wir zum Bau des neuen Theaters, dann ins Wiedner Theater zum ersten Mal „Die Mutter, der Tochter Nebenbuhlerin“, Lustspiel in 3 Akten von Schikaneder. Elise Giannastasio trat zum ersten Mal als Sophie auf und gefiel. Im Theater plauderten wir mit Scheiger wegen dem Quartier. Band 03 (III.), Seite 8v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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