Karlsfest. Nach 6 h wurde bei St. Stephan Feuer angeschlagen, und neben uns in der Küche des Uiberacker brannte es lichterloh auf. Wir waren eben im Aufstehen begriffen, so hörten wir Abbrechen, Fenster einwerfen, Gemurmel von Leuten und fühlten eine unerträgliche Angst. Ich warf mich in die Kleider, sprang hinab in den Hof, auf die Straße und von allem visam repertam aufzunehmen; sah, was ich schon oben erwähnte, doch ohne Gefahr, denn alle Löschanstalten waren schon in voller Ausübung. Zu den Beängstigten kehrte ich also gleich zurück und versicherte sie, dass sie ohne Angst ruhig bleiben könnten. Um 8 h ging ich ins Bureau, zu Stessel, zu Scheiger, um mit dem Kupferstecher Rahl (?) wegen Billett der Klob und einem neuen Gedanken für uns zu reden. Später ging ich in die Theaterkanzlei, um Klimbke zu gratulieren. Dann nach Hause, speisen; Eckhart speiste mit uns. Nach Mittag ging ich in die Wohnung des Grafen, schrieb meiner Mutter. Ging in die Theaterkanzlei, um Klimbke für sein artiges Angebinde – es waren 2 Ellen schwarzer Atlas – recht herzlich zu danken, welches er mir in der Vermutung gab, als wäre heute mein Namensfest. Das Feuer verursachte uns eine Menge Besuche, die Willmein (?), Barany, Urbain, Passy und Schöpfer schickten, der Störr und Oeppinger. Abends im Burgtheater zum ersten Mal „Der Taubstumme“ von Kotzebue. Mayer rufte mich ins Orchester. Wetteifernd spielten alle mit angestrengtem Fleiße. Koch hat sich selbst übertroffen; mich rührte ihr Spiel bis zu Tränen. Zu Hause fand ich noch Richter und Jean; wir rechneten noch wegen Arrosierung der Kapitalien bis ½ 10 h.
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Früh ging ich einen Augenblick zu Stessel, dann ins Bureau, wo ich mit Wokurka und Klimkowsky wegen Arrosierung der Kapitalien rechnete. Um 11 h ging ich nach Hause und brachte Stessel einige Bücher von Baumann zu kaufen; er nahm aber nichts. Die kranke Brandl besuchte ich auch, dann sah ich auch den Markt an. Mittags speisten Pepi und Giannastasio bei uns. Nach Mittag las ich, ging ins Quartier. Dann ins Kärntnertor-Theater „Taubstumme“; die Petrowitz, Pepermann und Gewey führte ich hinein. Beim 3. Akt ging ich nach Hause, fand Therese allein. Meine Mutter schickte uns Enten und Obst. Wir plauderten eine Weile, dann legten wir uns. Nach 10 h schlug man an, es war bei einem heftigen Wind Feuer in Matzleinsdorf. Den ganzen Tag war ich übel gelaunt.
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Ein heiterer Morgen. Früh schrieb ich meiner Mutter ein paar Zeilen, dann ging ich ins Bureau; da kam der Richter von Großtelzendorf (?) und bat mich um eine Bittschrift an den Grafen, welche ich verfertigte und daran bis 12 h arbeitete. Von da zu Klimbke, wo wir mit Mayer wegen einer Rolle in „Die Sucht zu glänzen“ Hetze hielten. Dann nach Hause; ich fand die Weinmüller mit der Mutter. Klimbke speiste bei uns, nach Tisch besuchte uns die Rubana, später die Petrowitz und Walther. Ich ging ins Quartier, dann ins Kärntnertor-Theater „Fiesko“. Blieb ein paar Akte und plauderte eine Weile; ging dann nach Hause.
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Kalt, aber heiter. Früh ging ich zu Walther, dann ins Bureau. Ins Quartier, zu Scheiger, um mit dem Kupferstecher Rahl (?) zu sprechen, wegen unserem Billett. Ich fand Rahl nicht, unterhielt mich mit seinem Compagnon, welcher mir ihre Sammlung von Kupferstichen wies. Auf morgen lud ich beide zu uns ein, um sie ins Kärntnertor-Theater zu führen. Die Pepi speiste bei uns; nach Tisch kam Scheiger und wir fuhren alle zur Bauerin. Therese brachte ihr Cacao und Zucker, ich zeigte ihnen die Ochsenmühle und führte sie an den Kanal von der Linie bis zum Brandlischen Hause. Der Wagen fuhr nach, da stiegen wir ein und so ging’s nach Hause. Ich sah im Quartier nach, ging abends auf eine Weile ins Kärntnertor-Theater „Morto vivo“ und „Dorfrichter“; fand es sehr leer und trollte mich gleich wieder. Die Urbain, Richter und Bruder besuchten uns; letzterer schnitt mir die Haare. Wir plauderten zusammen bis 10 h. Heute kündigte mir der Scheurich die Bedienung auf.
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Trübe und Regen. Früh ging ich ins Bureau, dann ins Quartier. Auf den Markt, zu Brandl, in die Theaterkanzlei, wo wir wegen Ausstopfen eines Ritters viel Spaß hatten. Mit Klimbke sprach ich wegen eines Mannes zur Bedienung. Mittags aßen wir allein, nach Mittag arbeitete ich. Später ging ich ins Quartier; der Graf kam an und ich fand ihn schon in den Zimmern. Wir durchgingen alles, er äußerte sein Wohlgefallen, dies freute mich besonders. Um ½ 6 h ging ich nach Hause; Therese und ich waren allein. Ich las und wir unterhielten uns bis 10 h, dann ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).