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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1161 1800 10 10 Ein angenehmer Herbsttag. Früh war ich im Quartier, im Bureau, wo ich mit Mayer das Orchester und unsere Gäste zusammenschrieb, dann bei Klimbke. Auf dem Graben begegnete mir Gewey, mit dem wir uns wegen seiner Zurechtweisung viel Spaß machten und ihn aufforderten, ja gewiss zu antworten. Mittags speisten Eckart, Pepi und Neuherz bei uns, wir unterhielten uns angenehm. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen. Später kam Mayer, wir gingen zum Bau des Theaters an der Wien, dann zur Pepi, wo wir Sonnleithner fanden. Der Giannastasio Liebhaber Uibelein (?) kam auch, blieb aber in der Küche und hofierte da. Um ½ 9 h ging Sonnleithner mit uns in die Stadt und wir nach Hause. Band 03 (III.), Seite 14r
1162 1800 10 11 Kalt und Regen. Früh ging ich zum Brandl, zum Jahn wegen den Versen, in das neue Quartier, ins Bureau. Dann in die Theaterkanzlei; um 11 h kam ich nach Hause und fand Therese im Bett wegen Kopfschmerzen. Nach Tische las ich den „Wallenstein“ von Schiller, dann ging ich zu Jahn wegen der Korrektur. Abends ins Burgtheater „Molinara“, „Dorfrichter“. Therese befand sich im Theater sehr schwach; mir ist sehr bange. Im Theater brachte mir der Portier vom Cavriani einen Brief vom Grafen, und erzählte mir, dass er den Cavriani von Galántha nach Preßburg begleitete. Auf der Straße lag ein totes Pferd, die Bauernpferde wurden scheu und stürzten den Grafen mit der Jungfer in einen Graben. Ersterer schnitt sich beinahe die Nase entzwei, verlor bei drei Maß Blut und wurde ohnmächtig nach Preßburg gebracht. Nach dem Theater kam noch der Hofmeister ohne Zopf im größten Negligé zu mir und jammerte über diesen Fall. Heute bekam ich den neuen Mantel ganz mit Croisett gefüttert; er ist sehr schön. Band 03 (III.), Seite 14r
1163 1800 10 12 Kalt aber heiter. Früh ging ich zur Illésházy mit des Grafen Brief, dann zu Cavriani und Quarin, wo ich 2 Stunden mit ihm plauderte, bis mich Graf Brown ablöste. Dann ging ich auf’s Bankl, Therese kam später. Wir blieben eine Weile, es war Probe von „Gustav Wasa“. dann begleitete ich Therese zum Oeppinger und ging nach Hause. Weinend kam sie, fiel mir in die Arme und sagte, dass ihr Oeppinger gesagt hätte, sie käme ums Kind; welche Empfindung für die Gute ! Er riet ihr einen Aderlass; ich schickte aber noch unterm Essen zu Eckhart. Er kam bald, verschrieb ihr und sie blieb ruhig im Bette liegen; das Blut ließ nach. Nach Mittag ging ich nicht aus. Wir hatten Besuche vom Uhrmacher und Frau, und der Cipriani (?). Ich schrieb dem Grafen. Abends ging ich ins Burgtheater „Bürgermeister“. Dem Rösler (?) gab ich die Zeichensprache der Taubstummen. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater um wegen der Musik mit Umlauf und Mayer zu reden; die Pepi ist auch krank. So wird mir jede Freude schon im Werden verdorben. Um 8 h war ich zu Hause und legte mich ins Bett. In der Nacht war Therese besser; wie sehr beruhigte mich dies ! Band 03 (III.), Seite 14r
1164 1800 10 13 Früh befand sich Therese besser. Ich arbeitete, schrieb die neuen Staatsbeförderungen ab und gab selbe Eckart, welcher um 10 h kam, und mit Theresens Befinden sehr zufrieden war. Welche Freude für mich ! Später ging ich ins neue Quartier, ins Bureau, in die Theaterkanzlei, nach Hause. Eckart speiste bei uns, Therese lag im Bette. Abends ging ich, um mit Mayer und Umlauf zu reden, ins Burgtheater „Indianer in England“, dann nach Hause. Es war die Scheiger da, auch kam Eckart. Um 8 h ließ mich Sonnleithner zu sich bitten; ich blieb bis ½ 10 h in Gesellschaft und unterhielt mich angenehm. In der Nacht um 2 h weckte mich Therese und heftig fing Blut zu fließen an. Die Sepherl lief gleich zu Eckart, er kam und blieb 3 Stunden beim Bett sitzen. Band 03 (III.), Seite 14v
1165 1800 10 14 Ein trauriger Tag. Das Blut bei Therese floss unaufhaltsam, zwischen 10 und 12 h bekam sie rasende Schmerzen und nach Mittag um 4 h trennte sich die Frucht von ihr. Ich war vor Mittag im Quartier, dann im Bureau, brachte Therese die Geschenke zum Namensfeste. Nach Mittag ging ich zum Uhrmacher und Brandl; Röserl brachte ich ein Paar Schuhe. Scheiger und Eckart speisten bei uns. Sonst war ich immer zu Hause und Zeuge von den Leiden Theresens; was ich dabei litt, welche gewaltsamen Empfindungen sich in mein Herz drängten, dazu kann ich nur sagen, dass sie mein ganzes Wesen erschütterten. Die Mutter, Schwester und Scheiger waren bei ihr, und draußen eine ganze Menge Gratulanten, die unsere Verlegenheit noch vermehrten. Abends befand sie sich besser. Ich legte mich schon nach 7 h; Nina blieb bis 12 h; die Nacht war gut. Band 03 (III.), Seite 14v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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