Früh ging ich zu Quarin, um – da abwesend – mich für seinen Geburtstag aufzuschreiben. Im Bureau kam Brandmayer, ich schrieb ihm einen Brief, schrieb dem Grafen und verfertigte für der Sepherl ihren Bruder eine Bittschrift. Ging wegen Elisabethenfest zur Barany, fand das Röschen.
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Kalt und feucht. Heute hat sich Scheurich von mir empfohlen und bleibt weg. Ging ins Quartier, wo mich der Tischler um Geld ansprach, dann besuchte ich zum ersten Mal Kampf, er zeigte mir sein sehr angenehmes Quartier und gab mir auch Arbeit; richtete für ihn das Kellerbuch ein. Therese kam in die Theaterkanzlei und brachte 50 fl, die ihr die Traun auf ein Kleid schenkte. Dem Tischler zahlten wir à conto 10 fl.
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Heute Nacht fiel in diesem Winter der erste Schnee und am Morgen schneite es sehr stark. Therese frisierte mich heute das erste Mal und wirklich sehr gut. Früh war ich in der Kanzlei, bei Scheiger.Therese erwartete mich in der Theaterkanzlei, da erzählte sie mir, dass der Baron zu ihr schickte und sie ersuchen ließ, Sonntag zum ersten Mal zu singen, aber mit Weglassung der Arien. Zusammen gingen wir zur Tante gratulieren, blieben bis ½ 2 h, dann nach Hause.
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Meiner Mutter Namensfest; sehr kalt, aber heiter. Früh ins Bureau, dann zu Geyersperg und ins Quartier. Um 12 h ging ich in den Redoutensaal um die Tänze (?)-Probe von der Musik des Pichl zu hören. Therese erwartete mich. Wir machten einen Geniestreich und ließen durch Seyfried den Kohl – welcher beim Neuen Tor No. 195, 1. Stock wohnt – um 2 Billetts für morgen ersuchen, gegen Erstattung von 4 Billetts für die Frühlingsredouten, welches er sehr gerne zusagte. Dann gingen wir zu Brandl, unsere Einladung zu wiederholen, auf den Markt. Nach Hause, wo wir Eckart fanden, der mit uns speiste. Nach Mittag arbeitete ich; Walther kam und bat mich um einen Brief an den Fürsten, den ich ihm verfertigte. Therese ging heute mit der Brandlin zum ersten Mal ins Kärntnertor-Theater „Agnes Bernauerin“ von der Roose; ich folgte mit der Reserl nach. Roose gefiel nicht sehr, und Reil (?) gar nicht. Therese und ich wurden schläfrig. Im Theater überfiel Therese eine Anwandlung unglücklicher Eifersucht, welche mich beinahe umgestimmt hätte. Klimbke brachte mir ein Billett, welches ich gleich dem Eckart gab.
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Künstlerredoute. Früh arbeitete ich bis 11 h, dann ging ich in den Kleinen Redoutensaal zur Musikprobe von den Tänzen des Seyfried. Therese kam nach, Schönfeld ging mit mir. Die Kohl sprach mich im Saale an, es freute und überraschte mich und Therese die besondere Gefälligkeit des Kohl und seiner Frau. Um ½ 1 h gingen wir nach Hause und fanden schon die Brandlische Familie und Pepi, welche bei uns speisten. Nach Tische kam Störr und die Scheiger .Therese sang zum ersten Mal im Burgtheater in „Gelosie villane". Ich ging mit Brandl ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater auf die Bühne, blieben bei der Oper und beim Terzett. Brandl unterhielt sich gut. Vom Theater ging’s gleich in die Redoute; es war außerordentlich voll und warm. Wir blieben bis 2 h, dann schlafen. Ich war heute so matt, so wenig empfänglich für Freude, dass ich mich wirklich nach Ruhe sehnte. Mit den unerträglichen Geschäften der Mutter hatte ich auch viel Verdruss.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).