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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1226 1800 12 14 Früh ließen wir uns von Brandl einladen, welcher uns von der Mutter Speck und Fisolen brachte. Er war bei der Gelegenheit vom Donnerstag nach Eisenstadt gefahren, als der Fürst von dem Kaiser, Kaiserin, Königin von Neapel und Großherzog wegen der Insurrektion Besuch erhielt. Sie kamen Donnerstag abends an, besahen Freitags nach dem Amt die Truppen. Abends war Musik im Kleinen Saal von Haydn und Fuchs, dann Sonnabend früh Manöver; nach der Tafel kehrten sie nach Wien zurück. Ich besuchte Kampf, welcher mir das ganze Haus zeigte, die Bildergalerie, Kupferstich- und Antikensammlung, Bibliothek und das niedliche Theater. Therese besuchte Braunmüller und erfuhr da des alten Pfallers Tod. Mittags speisten wir bei Brandl, eilten aber nach Hause, weil Salieri und Süssmayer kamen und Therese mit ihnen den Part der Kantate sang. Die Klagenfurter Nannerl kam und ich führte sie ins Kärntnertor-Theater „Vaterhaus“. Therese spielte im Burgtheater in „Gelosie“ Band 03 (III.), Seite 22v
1227 1800 12 15 Therese war immer zu Hause, ich beim Grafen und im Bureau. Mittags speiste Lippert bei uns, abends besuchten wir die Ascher. Ich ging um 7 h ins Burgtheater „Schachmaschine“; Nouseul spielte den Graf Balken und gefiel weniger als das erste Mal; die schwarze Perücke verunstaltete ihn ganz. Ich war im Orchester und im letzten Akt auf dem Theater. Band 03 (III.), Seite 22v
1228 1800 12 16 Ich war beim Grafen und meistens mit Spiegel-Einkauf beschäftigt, Therese in der Probe von der Kantate. Mittags aßen wir alleine. Gleich nach Tische ging ich wegen Geld für die Spiegel zum Grafen, Therese mit mir; dann blieben wir zu Hause und arbeiteten. Abends gingen Therese, die Benkó und ich und ich ins Kärntnertor-Theater „Besuch" von Kotzebue. Ich brachte auch der Kampf Billets und führte sie ins Theater. Gegen Ende des Theaters besuchte die Marsigli mit ihrer Magd den Galan Katter. Destefani schwur dem Katter schon lange Prügel, verfolgte sie und prügelte den Katter derb ab. Die Wache am Kärntner Tor kam dazu, führte beide mit 6 Mann auf die Tor-, dann weiter auf die Hof-Hauptwache. Um 12 h ließ der Hauptmann sie frei. Teuer mag ihm diese Gutherzigkeit zur Unzeit zu stehen kommen. Früh am Mittwoch meldete es der Feldwebel Wanzmann (?) dem Pfersmann, dieser hernach dem Baron. Band 03 (III.), Seite 22v
1229 1800 12 17 Früh ging ich auf die Löwelbastei Nr. 1234, die Spiegel abzuholen, und fand selbe nicht mehr; vermutlich hat sie die holde Frau schon an jemand anderem verkauft. Toll über diese Betrügung meldete ich es dem Grafen, welcher mir deswegen so bittere wie unbesonnene Vorwürfe machte. Ich ging deswegen zur Polizei, ins Rathaus und überall vergebens. Die Schüller und Neumann führte ich ins Tierkabinett, dann ging ich in die Generalprobe von Süssmayers Kantate, welche wegen der Probe zur Oper des Paër erst um 1 h anfing und wirklich sehr unvollständig war. Die Benkó war in der Probe und speiste nachher samt Eckhart, welcher zu Hause wartete, mit uns. Nach Mittag kam Salieri, die Schüller, da wurde gesungen. Therese spielte in „Molinara“, wozu auch „Alceste“ war. Ich blieb im Ballett auf dem Theater, Mayer und ich hatten mit Frankstein viel Spaß. Dem Passy und Schöpfer, dann Kohl schickten wir Billetts zur Kantate. Therese, die nach der Oper zur Traun zum Aufdrehen fuhr, fand ich schon im Negligé. Band 03 (III.), Seite 23r
1230 1800 12 18 Früh ging ich zum Grafen, dann wegen der Spiegelgeschichte zweimal zum Paumgarten. Er fuhr um ½ 12 h nach Preßburg, ich aber holte die Scheiger ab und führte sie in die Kantate. Quarin kam uns gleich in die Augen, mit diesem schwätzte ich lange. Der Saal war ziemlich leer. Um ½ 1 h begann eine Symphonie von Mozart, dann die Kantate von Süssmayer. Eckhart saß mir zur rechten, Scheiger zur linken Hand und so hörten wir aufmerksam dem Gesange zu. Therese sang mit viel Kunst und vielem Ausdruck, Weinmüllers herzlicher Gesang wurde wiederholt, und die Arie der Saal, trotz der vielen, aber schon bekannten Variationen, machte wohl Lärm, aber keine besondere Wirkung. Bei Theresems Gesang presste mir Liebe und eine zärtliche Angst eine Empfindung ab, die meine Nerven ganz spannte. Ich war auch oben bei Therese, plauderte mit ihr, Klimbke, dann mit Passy und Schöpfer. Mittags speiste Eckhart bei uns. Nach Mittag und abends arbeitete ich bis ½ 7 h. Therese ging zur Ascher und blieb den Abend da. Sie erhielt ein Paar kleine Reif-Ohrgehänge als Geschenk. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Poche, ma buone“ oder „Wenig aber derb“, Farce in einem Akt von Paër; eine Posse, die man schon vor vielen Jahren auf allen Kreuzertheatern vergaß. Es war sehr leer; dann „Dorfrichter“. Ich plauderte mit Schulz, Frau und Eckhart; zu Anfang des Balletts ging ich nach Hause. Die Gräfin Traun war so gütig und ließ Therese bei sich frisieren, und ich war so galant und ließ Theresen 2 Paar weiß- und 1 Paar grauseidene neue Strümpfe machen, welche ihr in der Thomasnacht beschert werden sollen. Band 03 (III.), Seite 23r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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