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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1241 1800 12 29 Früh schrieb ich meiner Mutter und Stessel zum Jahreswechsel, dann ging ich in die Theaterkanzlei und zum Grafen. Heute wurde der Polizeibefehl wegen Abschaffung der Fremden erneuert. Man spricht von Einquartierung von 10.000 Soldaten, der Errichtung verschiedener Depots, auch eines Pulvermagazins in der Stadt und am Mittwoch von der Abreise des Hofes. Um 12 h ging ich in die Theaterkanzlei, Therese kam nach. Wir speisen heute in Gesellschaft des Eckhart. Der Hof und die Kassen bleiben hier. Mit aller Anstrengung aber werden die Befestigungs- und Schanzarbeiten fortgesetzt, und die meisten Klöster mit Mehl angefüllt, wozu auch alle Privatpferde einteilungsweise verwendet werden. Das Aufgebot beginnt mit großem Eifer. Das Militär hat die Bürger von den Wachen abgelöst. Nach Mittag ging ich zum Grafen, abends ins Burgtheater, Nouseuls letzte Debütrolle als Advokat Cytborn; missfiel, auch nahm er ihn so lokal, welches den Zweck, hier zu gefallen, diesmal ganz verfehlte. Therese war bei der Scheiger zu Besuch, wo ich sie hinführte und wieder abholte. Band 03 (III.), Seite 25v
1242 1800 12 30 Feuchtes, ungesundes Wetter. Früh ging ich zum Grafen, dann zu Kampf, ins Bureau zu Brandl, in die Theaterkanzlei; Therese hatte Probe vom „Opferfest“. Mittags waren wir allein; ichts Neues, Anstalten zur Verteidigung und Verproviantierung. Nach Mittag schrieb ich dem Klimbke etwas von seiner Theaterrechnung, die 320.000 fl. Ausgabe im verflossenen Jahr betrug. Nach Mittag rangierte ich unsere Neujahrsbillets. Abends ging ich zum Grafen, zu Klimbke. Dann ins Burgtheater „Soliman“; mit Therese fuhr ich nach Hause; mit ihr hatte ich den Spaß, dass ein Kind geboren wurde, das so viele Augen hat, als das Jahr Tage zählt. Ich war heute immer sehr übel gelaunt. Band 03 (III.), Seite 25v
1243 1800 12 31 Heute wurde die Kundmachung wegen Aufgebot und Waffenstillstand angeschlagen, mit Unterdruckung des Lehrbach, auf ganzen Bögen abgedruckt. Früh war ich beim Grafen, dann ging ich ins fürstliche Haus, zu Dietrichstein, Braun und Cavriani mich aufschreiben. Therese hatte Probe vom „Opferfest“. Mittags speiste die kleine Lotte Müller bei uns. Wallishause schenkte uns eine Sammlung Wünsche, unter dem Namen der Gratulant, welche ich Therese wiedergab. Unter Tisch kam Anton, dem ich unsere Billetts auszutragen gab; dann besuchten uns Agnes, die Scheiger, Eckhart und Seltenheim (?). Wir blieben den Abend zu Hause, waren ganz allein. Ich schrieb meiner Mutter, ordnete unser Hauswesen und las Zeitung. Abends regnete es sehr stark. Im St. Anna-Gebäude sah ich heute Mehl einführen, Im Stadtgraben werden Gräben aufgeworfen. Das in Braunau eingeschlossene 1. Bataillon der Freiwilligen ist frei und auf dem Marsch nach Wien begriffen. Klimbke besuchte uns und erzählte, dass ein guter Freund, welcher Beamter bei der Wollzeugfabrik in Linz ist, hier ankam und sagte, dass am 21. Dezember früh 8 h der General LeBlanc mit 300 Mann in Linz einrückte. Die Mannschaft blieb bis 12 auf dem Platze, indessen wurde für selbe Quartier gemacht. Die Kommissare nahmen sogleich bei allen Silber- und Goldarbeitern Silber und Gold in Beschlag und zahlten es mit Bancozetteln – vermutlich eigener Fabrik – höher aus, als sie selbst taxieren. Sie besahen die Wollzeugfabrik und wählten sich die schönsten Teppiche, welche sie gleich fortschickten; die Post besuchten sie auch, öffneten alle Pakete und mehrere Briefe. Für Linz und das Land schrieben sie Brandschatzung von 8,000.000 Livres aus, welche binnen 12 Tagen in 3 Terminen zu erlegen sind. Für einen Teil wollen sie Kronentaler, einen Teil in Banco, und ein Teil in Waren; übrigens betragen sie sich ruhig. An die Regierung gelangte heute der geheime Auftrag, mit allen Verteidigungsarbeiten innezuhalten, die Leute zum Aufgebot nicht aufzumuntern, jene aber, welche sich noch einschreiben lassen, wegen ihrem Mut, ihrem Patriotismus zu beloben, sie aber mit dem Bescheide nach Hause zu schikken, dass sie indessen ruhig arbeiten sollen; im Falle der Notwendigkeit werde man sie rufen. Band 03 (III.), Seite 25v
1244 1801 1 1 Früh brachte die Sepherl einen Glückwunsch in Knittelversen von Nina und mir ein recht niedliches Billett auf Atlas gedruckt. Therese und ich waren früh schon wach und versicherten uns herzlicher Liebe und Wohlwollens. Früh machten wir die ersten Glückwünsche dem Baron, dann ging’s zum Ferdinand Hartig (?), zur Traun und zum Grafen Carl; dann besuchten wir die Hitzinger. Therese ging zu St. Peter in die Kirche, ich über Graben und Kohlmarkt nach Hause. Mittags aßen wir allein. Nach Tisch besuchte uns der Bruder, dann machten wir den ersten Besuch bei der Laager (?), welche uns mit ihren Unglücksgeschichten unterhielt, die sich aber mit dem sicheren Frieden tröstete. Von da gingen wir ins Marinellische Theater, den „Teufelstein in Mödling“ zu sehen: eine Farce, wie alle übrigen und viel fürs Auge. Nach Mittag fror es und war trocken, so war unser Rückweg nicht sehr angenehm. Band 03 (III.), Seite 26v
1245 1801 1 2 Kalt und trocken. Ich ging zum Grafen und blieb bis 1 h. Kampf wegen seiner Rechnung konnte ich erst nach Tisch besuchen. Beim Wechsler Neuling war ich, wohnt in der Wollzeil No. 824. Dann plauderte ich wegen dem Quarin seinen Federn, die ich für ihn schnitt. Therese hatte Probe vom „Opferfest“. Nach Mittag kam Schüller, Therese ging mit ihr zur Tante, dann nach Hause, wo sie den Abend blieb. Ich ging zu Kampf, zum Grafen, zu Klimbke. Ins Burgtheater „Emilia Galotti“, Tilly von Feldsberg in 1. Gastrolle als Marinelli; gefiel wenig. Die ersten Akte war ich im Orchester, dann auf dem Theater und plauderte. Heute kam die Nachricht von der verlorenen Schlacht am Oglio, welche Lebrun unter Begünstigung eines Nebels dem Bellegarde vollkommen abgewann. Nach dem Theater ging ich zu Schüller, blieb noch eine Weile, dann gingen Therese und ich nach Hause. Band 03 (III.), Seite 26v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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