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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4291 1809 5 2 Ein kalter, rauer Tag. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zu Quarin um ein Krankheitszeugnis. Im Burgtheater „Ehescheuer (?)“, „Porträt der Erbin“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“. Im Theater an der Wien zum ersten Mal „Otto der Schütze“, Schauspiel in 5 Akten von Hagmann (?); die Rivolla’sche spielt darin. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse und Kárner. Aloys war unser Gast. Es heiterte sich aus. Nach Mittag schrieb ich an Grafen, Gräfin und Keglevich, und sandte ihnen den 14. und 15. Tagesbericht, Hauptquartier Katzenberg bei Cham am 25. April, welcher nur Details der vom 19. bis 25. April vorgefallenen Gefechte und sonst nichts von Bedeutung enthält. Ich ging zu Peter, es wurde Wasen gebracht und zu legen angefangen. Nachher zu Frey (?), expedierte meine Briefe und der Rivolla wegen mit Therese, Schmidt und Kollmann ins Theater an der Wien, wo wir uns recht sehr langweilten. Ich restaurierte mich während dem Stück bei Vogonedi. Band 06 (VI.), Seite 214r
4292 1809 5 3 Trüb. Im Theater an der Wien „Otto der Schütz“, im Kärntnertor-Theater „Fremde“, im Burgtheater „Agnes Sorel“. Früh schrieb ich meiner Mutter und sandte ihr alle Neuheiten und Proklamationen, dann zu Stessel, Brandmayer und Liebisch. Therese gab ihre Lektionen. Dem jungen Demmer seine Frau Sophie tritt heute zum ersten Mal im „Fremden“ als Frau des Hauptmanns Wartendamm auf. Aloys war unser Gast, nach Mittag schrieb ich dem Grafen, der Gräfin, dann in Peters Gesellschaft, wo das große Wasenlegen um Rooses Monument war. Ich schrieb die Inschriften in der Grotte, um selbe dem Bschaidner am Sonntag vorzulegen. Gegen Abend kamen Jungmann, Ullmann und Czaczek, wir sprachen bis gegen 8 h, von dem Anbot der bürgerlichen Kavallerie, im Felde zu dienen, welches der Kaiser mit Rührung verbat. Ich fand zu Haus die Hocheder, Schmidt und Martin, wir deliberierten über unsere düstere Lage. Band 06 (VI.), Seite 214r
4293 1809 5 4 Trüb, warm. Eröffnung des Augartens und des neu mit viel Geschmack hergerichteten Konzertsaales. Im Burgtheater „Machtspruch“, im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, junger Demmer als Pedrillo; im Theater an der Wien „Der lustige Schuster“ Früh mit Mafficioli zu Brandmayer, dann in den Augarten. Mit wahrem Vergnügen sahen wir den sehr schön möblierten Saal. Es waren nicht viele Menschen. Wir promenierten auf und ab und nahmen ein Déjeuner à la fourchette, eine Portion Bratwürstel kostet 24 x, eine kleine Seitel-Bouteille Österreicher 45 x. Dann suchten wir den Gärtner Neuberger und sahen die Orangerien des Augarten samt den Treibereien. Von da zum Peter in sein Gärtchen, zum Kárner, von dem ich Abschied nahm, der morgen samt dem Fürsten nach Eisenstadt emigriert. Der Fürst kam gestern früh aus Strengberg und reiste am Dienstag mittags da ab, als eben der Kurier kam, dass Hiller den Bessières angreifen und aus Österreich drücken will. Heute reisen die Kaiserin, Leopoldine und Louise nach Ofen und Rudolph nach Brünn, dann nach Olmütz ab. Alle Russen samt dem Gesandtschaftspersonale müssen Wien verlassen, eben auch alle Fremden. Die Kassen werden geschlossen und am ersten Wink zur Abreise bereit behalten. Der spanische, englische und sizilianische Gesandte sind nach Krems, wohin auch der Kaiser kommt, um da Konferenz zu halten. Vom Magistrat sind 1000 Mann zum Schanzen verlangt worden; verzweiflungsvolle Lage ! Mittags allein. Unterm Essen kam die rekonvaleszierende Josephine Goldmann, die Killitschky (?) wegen Arien und Czaczek, um ihren ersten Besuch zu machen. Ich las, arbeitete, schrieb an Grafen, Gräfin und Keglevich, blieb immer zu Haus und trank mit Goldmann russischen Tee. Abends kamen Mafficioli, die Hocheder und Schmidt. Nach Mittag regnete es und hielt den ganzen Abend an. Therese musste der Terzaghi einen Besuch machen. Band 06 (VI.), Seite 214v
4294 1809 5 5 Kalt. Früh arbeitete ich, dann zum Stessel, der auch heute abreist, dann in das Haus des Grafen, von dem ich sehnsuchtsvoll einen Brief erwarte. Im Burgtheater „Ostade“, „Weinlese“, Im Kärntnertor-Theater „Rettung für Rettung“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, im Leopoldstädter Theater „Haus in Wien“ Schenk (?) vom Neuling kam von Kassel und erzählte, dass am 23. und 24. April allda ein Bauernaufstand gegen den König Hieronymus unter Anführung des Gardeobristen Dörnberg ausbrach, der nicht ganz unterdrückt werden konnte, dass die Königin entkam und er im Palaste sich befindet, von Garden und Wachen mit gespanntem Hahn bewacht. Wenn dies nur von Folgen wäre ! Der König erließ eine Proklamation, worin der die Kasseler um Beistand auffordert und den Dörnberg für infam erklärt. In und um Wien schanzen mehr als 10.000 Menschen, jeder erhält 1 fl., Brot und Einquartierung. An den Toren werden die Mauthäuser, Wachstuben, Werkstände, im Stadtgraben die Magazine, Laboratorien und dergleichen abgebrochen und geschleift. Beim Roten Turm siehts gräulich aus. Auf den Basteien werden die Brustwehren erhöht und Kanonenbetten aufgeworfen. Ich schlenderte vor Mittag mit Peter herum, die Brandlische und Röckel waren unsere Gäste. Nach Mittag ging Therese mit ihr und Hocheder zum Roten Turm, um eben bayrische und französische Offiziers zu sehen, welche in Tirol gefangen wurden und sie auf die Wachtstube brachten. Ich schrieb den ganzen Nachmittag an den Grafen, von dem ich auf einmal 2 Briefe und um 9 h abends eine Estaffette erhielt, an die Gräfin und Keglevich die vollständigsten Tagesberichte. Die Hocheder und Schmidt waren den Abend bei uns. Therese war bei Terzaga. Band 06 (VI.), Seite 214v
4295 1809 5 6 Ein rauer, kalter düsterer Tag. Im Burgtheater „Faniska“, im Kärntnertor-Theater „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Um 7 h ins Quartier zum Grafen, um zum Packen und Fortsenden alle Anstalten zu machen. Nach Mittag expedierte ich alles noch hier befindliche, Silber, Porzellan, Wäsche, Garderobe etc. über Seibersdorf nach Preßburg, dann ging ich auf den Straßen herum. Unser Hauptquartier ist in St. Pölten. Hiller retiriert sich ohne zu schlagen. Die Franzosen sind schon seit 2 Tagen in Linz und rücken immer näher gegen Wien. Der Kaiser soll über Budweis nach Ungarn gehen. Ehz. Maximilian erließ heute eine Proklamation, dass alle schon gedienten Offiziers sich zur Annahme neuer Dienste bei der Verteidigung der Stadt Wien nach Mittag 4 h beim Generalkommando melden sollen. Mit der größten Anstrengung wird alles zur Verteidigung Wiens veranstaltet. Alle Magazine in den Stadtgräben, selbst das Theaterlaboratorium wurden heute schon abgebrochen. Auf den Basteien wird schweres Geschütz aufgeführt. Bei der Hauptmaut auf der Bastei wird das Pflaster aufgebrochen und das Tor vermauert. Beim Burg- und Kärntnertor wird von den Brücken das letzte Joch an die Stadtmauer abgebrochen und die Tore gesperrt. Die Proklamation vom Maximilian vom 6. Mai wegen Organisation des Landsturms auf dem flachen Lande, und Benennung der Sammelplätze, erschien heute. Mittags wegen dem Maler Bschaidner, der heute die Grotte zu malen begann, bei Peter, der Regen trennte die Gesellschaft. Ich schrieb an Grafen, Gräfin und Révay nach Spacza über Tyrnau. Abends im Leopoldstädter Theater zum ersten Mal „Die schöne Melusine“, Oper in 3 Akten, von Gottdank, Einnahme des Tuczek, leeres Haus. Ich unterhielt mich mit Stadler vom Staatsrat, Pfändler (?) und Hensler, welcher sehr ängstlich und wirklich in einer harten Lage ist. Band 06 (VI.), Seite 215r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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