Düster, starker Nebel. Früh zu Kárner, um ihm den Kleinheinz als Kapellmeister an die Wien zu empfehlen, und Donnerstags zum Speisen zu laden. Um 9 h mit Peter zum LaTraite nach Penzing und Mayer nach Hetzendorf, mit Burgunder, um eine Zypresse abzuholen. Lefévre brachte ich 2 Bouteillen, wegen Procura dieser schönen, 6 Schuh hohen Zypresse, die wir gleich zum Peter führten. Heute ist im Burgtheater für den Theatral-Armenfonds die Wiederholung der „Wehrmannslieder“ von Collin und Weigl. Beim Speisen waren wir allein. Nach Mittag zu Peter, wo ich Erhart fand und wegen Grundieren des Monuments sprach. Abends zu Haus. Es kamen Goldmann, Schmidt, Werlen und Gewey mit dem „Oculisten“ (?), den er uns vorlas. Besonders gefiel nur das Gedicht an Sommer von Sonnenschild. Der „Oculist“ ist sehr beißend geschrieben und wird nicht erlaubt werden. Abends Regen.
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Ganz umzogen mit düsteren Wolken. Regen. Erste Mette. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb dem Grafen nach Ács, ging zu Keglevich und zur Lizitation des Fassbender. Den Klaviermacher Moser (?) sprach ich wegen der schuldigen 1000 fl; er bat um Termin. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, ging zu Cartier (?), wo Hauptmann Jeschke (?) war, zu Brandl, wo ich nur Lamento hörte, zur sehr schwachen Karilla, der ich Bücher brachte und die Kleinmütige tröstete. Endlich suchte ich Compagnie, um etwas zu soupieren. Bei Therese waren Schmidt und Werlen.
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Gründonnerstag. Ein feuchter, düsterer, regnerischer Tag. Früh arbeitete ich, ging zum Grafen, schrieb Ihm nach Ács, und schlos ihm zwei Gedichte bei, „An Napoleon“ und „Die Stimme aus der Wüste“, beide mit Energie geschrieben. Später zu Keglevich, Geissler und in die Theaterkasse. Francois Obermayer rangierte heute die Confitüren für das große Diner. Therese war den Vormittag vollauf mit dem Arrangement der Tafel beschäftigt. Freund Kárner, Baron Peck, Kridl, Wagner, Lang, Zanini, Peter, Jeanette und Goldmann Therese waren unsere Gäste. Meine kranke Mutter schickte einen prächtigen Schlegel und Schinken, der vortrefflich schmeckte. Wir waren sehr lustig und tranken mit Champagner auf die deutsche Freiheit. Am Schlusse tranken wir mit Tokajer pro patria und auf alles, was wir lieben. Peck machte der Jeanette total die Cour. Nach 6 h ging alles auseinander. Ich schrieb meiner Mutter, und brachte der armen Karilla Schreibmaterialien, um dem verehrungswürdigen jungen Baron Froon (?) schreiben zu können. Ich fand sie sehr schwach, sie stirbt. Meiner Mutter schrieb ich auch, und schickte ihr die beißenden Gedichte auf Napoleon, schloss ihr 20 fl. auf Abrechnung bei. Nach Tische heiterte es sich etwas aus. Es kamen Nina, Kleinheinz. Die Goldmann Josephine liegt an einem Katarrh-Fieber. Ich blieb den Abend in Peters Gesellschaft, welcher mich um 9 h in die Stadt begleitete. Bei Therese waren die Schmidt und Werlen.
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Karfreitag. Trübe und feucht. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb dem Grafen wegen der kranken Pferde nach Ács und schlich herum. Therese gab ihre Lektionen. Mittags waren Kutschersfeld, Brandl und Rosalie unsere Gäste. Kutschersfeld versprach, sich des Vinzenz anzunehmen, um selben mittels des Generalmajors Radetzky vom Befehls-Departement zu befreien. Ich setzte selbem einen Brief auf. Therese war nicht wohl und lag nach Mittag an Kopfweh. Um 4 h ging ich herum, war stets auf dem Kohlmarkt und Graben, sah alle Menschen. War bei der Geissler, sprach Tannenberg (?), Castelli, Michel, Suchodolsky, Krauss, Kárner und Werlen. Mein Bruder war bei uns und sagte, dass er von der Landwehr befreit und der Feiglischen Familie Ruhe wieder hergestellt sei. Meine arme Mutter, Schwester und wir leben wieder auf, denn dieser Schritt, der von meinem Bruder so unüberlegt war, kümmerte uns sehr. Carl Etzelt, sein Leutnant, soll sehr mitgewirkt haben. Werlen, Schmidt, Mafficioli waren bei uns.
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Abwechselnd heiter und trüb. Früh erwachte ich über dem 35. Geburtstag meines braven Weibes, die mir alles ist. Mit einem Dutzend Batist-Tüchern mit Bordüre, einem Kleide von rot gedrucktem Calicut und 100 fl. – statt des sehr gesunkenen Bancozettel-Loses – band ich sie. Die Güte genügte sich sehr und freute sich. Beim Frühstück war Nina da. Da fing es stark zu regnen an und verdarb unsere vorgehabte Reise und Wallfahrt nach Hernals. Ich fuhr zum Brandmayer, Keglevich, Theaterkasse und zur Terzaga, und schrieb an den Grafen. So passierte der ganze Vormittag. Mittags traktierte ich Nina und Rosalie, nach Mittag ging ich zu Brandls und schlenderte auf dem Graben und Kohlmarkt herum. Abends waren wir zu Haus, denn es regnete sehr stark und hielt von 4 h nachmittags bis spät an. Der Peter hatte heute den Maler Bittermann (?) zum Malen der Wand im Garten, welches durch das schlimme Wetter sehr erschwert wurde. In der St. Stephans-Kirche fand ich Werlen und Erhart (?), zu Hause Hocheder, Goldmann Therese, Schmirer, Peck, Mafficioli, Schmidt (?) und Nina. Wir lasen, discurierten, schäkerten, aßen Schinken, Kalb, Salami und so ward es unvermerkt 10 h. Therese besuchte heute die sehr schwache Karilla.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).