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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4246 1809 3 18 Kotig, trüb. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zum Grafen. Therese ging zu ihren Lektionen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Erste Liebe“, Lustspiel in 3 Akten von der Weissenthurn, im Kärntnertor-Theater „Dankbarkeit“, Lustspiel in 1 Akt, „Gespenst im Traum“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“ von Goethe. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein, nach Tische kam die Brandl Reserl, der ihr Bruder Vinzenz in der Fuhrwesens-Kanzlei ist. Um 3 h fuhren Therese und ich zum Nitschner, der alten Frau gratulieren, welche uns sehr herzlich empfing. Therese blieb zu Haus und empfing mehrere Gratulanten, ich ging zu Rohrweck, Peter, wohin Jungmann, Ullmann mit der Czaczek (?) kamen, in deren Gesellschaft ich den Abend passierte. Bei Therese waren Werlen und die Schmidt. Band 06 (VI.), Seite 205v
4247 1809 3 19 Trübe, dann heiter. Therese erfreute mich mit einem schönen schwarzseidenen Beinkleid, welches ich mir schon lange wünschte. Nach 8 h gingen Therese und ich zum Quarin, der gestern selbst bei uns war, dann zum Grafen. Graf Louis geht heute mit Lebel auf die Reise und zuerst nach Preßburg. Dem Scheiger machte ich selbst einen kurzen Besuch. Im Burgtheater „Dankbarkeit“, „Gespenst im Traum“, im Kärntnertor-Theater „Erste Liebe“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags mit Therese, Nina und Goldmann bei Peter, wozu sich Jungmann, Ullmann und die Czaczek gesellten. Die Rodler hatte zu nun und kam erst nach Tisch, nach ihr kam Werlen und die Carolin, später Schröder. Wir waren bis 10 h beisammen. Nach Tische wurde gesungen, erzählt, deklamiert, geschäkert, und ernsthaft meditiert darüber, dass heute vor Mittag im Rathause der Bürgermeister Wohlleben vom Schlage gerührt wurde und gleich die Sprache verlor. Peter sandte uns 2 gläserne Blumensvasen charmoir, und Rodler eine schöne Tabatiere von Schildkrot, auf dem Deckel in goldenem Reif Mosaik, worauf ein Krug. Wie originell dieser Einfall ist – da ich keinen Tabak nehme – lässt sich kaum denken. Moreau brachte mir Brünner Komödienzettel und erzählte, dass sein Bruder nach Linz engagiert sei. Band 06 (VI.), Seite 205v
4248 1809 3 20 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Intermezzo“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“, Grüners Einnahme. Früh zum Grafen, Keglevich und Kárner, der noch immer kränkelt. Therese gab heute wieder alle Lektionen. Mittags allein, es kam Weber und sagte, dass sich die Brandlin so verschlimmere, dass sie kaum den heutigen Tag aushalten wird. Er bat mich gleich hinzukommen, welchem ich auch entsprach. Wie sehr leid ist mir um das vortreffliche Weib ! Vor 3 h war ich schon bei der Brandlin, fand sie äußerst schwach und dem Tode nahe. Wassersucht und Lungenbrand zehren ihre Kräfte äußerst schnell auf, denn sie warf lauteres Blut aus. Er, Vinzenz und Reserl waren zu Haus, dann auch die Grünwald, Rottensteiner und Bauer vom Wüff (?), welcher das Testament schrieb. Ich sprach mit ihr, tröstete sie und hob sie ein bisschen auf die Polster, ließ von mir einen Schlafsessel bringen, in welchem sie aber nicht lange blieb. Mit Vinzenz fuhr ich in die Fuhrwesen-Kaserne zum Wachtmeister Schiffer (?) vom Befehls-Departement, ein artiger Mann, und bat ihn aus, bei seiner Mutter bis zum nahen Tod bleiben zu können. Auch Kleinheinz kam und bat mich, wegen seinem Oratorium um 5 h mit ihm zu Kárner zu kommen, welches ich auch zusagte. Ich blieb bei Brandl bis 5 h, dann zu Kárner. Ich war kaum fort, so verschied die Dulderin, die gute Mutter, würdige Hausfrau und treue Freundin. Sie brachte ihr gramvolles Leben bis ins 63. Jahr. Die Familie verliert ihre Stütze. Kárner empfahl ich Kleinheinz, blieb bis 6 h, dann ging ich ins Theater an der Wien. Sehr voll, ich fand gleich Compagnie, langweilte doch und schlief viel. Bei Therese war die Schmidt, Werlen und die Rekonvaleszentin Jeanette. Band 06 (VI.), Seite 205v
4249 1809 3 21 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Allzu scharf macht schartig“, im Kärntnertor-Theater „Heftige Frau“ und „Gespenst im Traume“, aufgewärmt von Giulio Viganó, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh zum Grafen, Keglevich, dann zu Brandl, um zu sehen, was die Familie macht, ob sie nicht etwas bedarf. Therese gab ihre Lektionen, wat bei Stöger und Rivolla. Mittags ging ich mit Ullmann, Jungmann und Peter zur Rottensteiner, das Behältnis des kleinen Teiches zu sehen, da begegnete uns Brandl, dass seine würdige Frau abends in die Totenkammer zu den Schotten gesetzt und morgen nach Mittag ganz in der Stille begraben wird. Mir ist unendlich leid um sie. Mittags allein, nach Mittag las ich. Ich ging zu Peter, es wurde der Grund zu Rooses Monument ausgemauert. Noch fanden sich beim Ausgraben der Grundfeste verschiedene unverwesene Teile und ein Pestgestank erhob sich. Es kam Jungmann nach Hause, da hatten wir Gesellschaft. Um ½ 7 h ins Leopoldstädter Theater „Johanna von Montfaucon“, Karl Müller, Sohn und Enkel des pensionierten Burgschauspielers als Philipp. Er war sehr unvorteilhaft gekleidet und fremd auf der Bühne. Einige Stellen gelangen ihm, sein Spiel war zu überladen, manieriert. Er wurde vorgerufen, sagte viel und langes Zeug, nach ihm die Ennöckl (?), Doppler, Riedl (?), Walser, Stephanie. Jean Sartory konnte gar nicht zu Wort kommen, um zu annoncieren, so nahm sich das Publikum Satisfaktion für die elende Produktion. Therese war mit Hocheder, Goldmann und Martin in Hernals, abends zu Haus, wozu auch die Schmidt und Werlen kamen. Heute schrieb mir Seitz von [...?, Ort fehlt] wegen Befreiung meines Bruders. Band 06 (VI.), Seite 206r
4250 1809 3 22 Heiter. Begräbnis der ausgelittenen Brandl, nach Mittag 3 h. Früh zum Grafen, später zu Keglevich. Im Burgtheater „Findelkind“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Am Vormittag ging Therese zu ihren Lektionen, ich sprach Peter vom Testament der Brandlin. Mittags lud Therese die verwaiste Oberkorn zum Speisen, sie wurde unpässlich und erschien nicht. Dafür speisten Mayer und Lefèvre da. Letzterer vesprach, mir und Peter eine 6 Schuh hohe Zypresse zu verschaffen. Bis 2 h war ich beim Grafen, der mir heute eine artige, goldene Dose schenkte. Reimann und Peter kamen, mit beiden deliberierten wir über das Postament zu Rooses Kopf, welches 50 fl. kostet. Nach Tisch kam Vinzenz Brandl, mit diesem ging ich weißes Tuch zur Uniform kaufen, dann zu ihnen, wo ich Therese in Tränen, die Bauer und Weiner (?) fand. Nach 5 h nach Haus und machte mich gleich bequem. Später kamen Nina und Rosalie, wozu auch Werlen kam, und überraschte uns Jean, der als Marodeur hier ist, mit der Feigl und Nanett. Ich gab ihm Seitz‘ Brief, worin er mir alles wegen Befreiung versicherte. Sie blieben bis ½ 9 h. Band 06 (VI.), Seite 206v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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