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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4226 1809 2 26 Ein kalter, düsterer Tag. Früh zum Grafen, Keglevich, Filath. Mittags in Peters Gesellschaft, wo ich bis abends blieb. Therese ging zu ihrer Mutter zur Musik, speiste da, gab der Gitter Lektion und war den Abend bei ihnen, wo sich das Mädchen hören ließ. Im Burgtheater „Sitah Mani“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel an den Fenstern“ und „Achilles auf Skyros“ mit Neuville. Im Theater an der Wien „Irrtum auf allen Ecken“, Weidmann als Hans von Ullersdorf. Nach Tische kam Werlen, um 5 h fuhren Peter, Jungmann und ich ins Theater an der Wien, fanden dort gleich Compagnie, plauderten mit Mayer, Michel, Hofmüller (?), Frau, Filath und Kay (?) Das alte Lustspiel hat sich überlebt, langweilte mich. Der Franzl (?) spielte äußerst mittelmäßig, schnatterte, war unverständlich und nuancierte den Charakter gar nicht. Mit Mühe riefen wir ihn hervor. Er erschien an der Hand seines Vaters, welcher lange sprach, von Güte, Nachsicht gegen seiner Glieder Extrakt, Theatral-Rekruten, Novizen in der Kunst, von heissen Brettern, auf denen er seit 50 Jahren steht, noch brennen, und nur ein Unverbrennbarer hierhergehört, etc. Band 06 (VI.), Seite 201v
4227 1809 2 27 Kalt, Schnee, stürmisch, kotig. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich und Geissler.Im Burgtheater „Alte und neue Welt“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“. Heute ist schon dem Publikum die unmäßige Erhöhung der Preise mit Allerhöchster Bewilligung angekündigt; ich bin darüber sehr erbost. Nach 12 h zu Kárner, der morgen zur Insurrektions-Musterung nach Ödenburg reist, wohin auch der Palatin kommt. Andreossi (?) nimmt beim Adel Abschied und reist nächster Tage ab, Sekretär Dodin (?) bleibt indessen. Quarin war um 10 h beim Fassbender pro consilio, er bessert sich. Mittags mit Therese allein, nach Mittag in die Porzellanfabrik mit dem Zukkerbäcker Obermayer wegen Vasen. Niedermayer gab mir eine sehr geschmackvolle Tasse, weiß mit Gold und bronzenem Henkel. Abends zu Haus, Hocheder, Schmidt und Werlen waren da. Ich las Collins „Landwehrlieder“, wovon die Vorrede sehr interessant. Band 06 (VI.), Seite 202r
4228 1809 2 28 Wie gestern, sehr kotig. In den Hoftheatern nichts wegen Josephs Tod. Im Theater an der Wien „Hausgesinde“ und „Harlekin und Columbine auf den Alpen“, von Schlotthauer, jetzt Lafargue in Szene gesetzt. Bei Lobkowitz Oper „Camilla“, dann zieht er mit der Landwehr aus. An der Wien ebenfalls unmäßige Erhöhung der Preise. Am Vormittag beim Grafen, und wegen einem Klienten des Sartory, dem Schurken Rothjacob zum Sekretär Schmidt; der hält R[othjacob] auch für einen Spion. Mittags allein, nach Mittag besuchte uns die Kröss mit 2 Söhnen. Sie blieb lange und brachte uns die frohe Kunde, dass unsere gute Mutter schon im Zimmer auf und ab geht. Abends ging Therese zur Hocheder, wo auch die Schmidt und Werlen waren. Ich war allein, da kam Zimmermann von Pottendorf, wir plauderten ein paar Stunden; dann las und schrieb ich, um 10 h ins Bett. Heute nach Mittag um 4 h starb Mathias von Fassbender, k.k. wirklicher geh[eimer], auch Staats- und Konferenzrat, an heftiger Lungenentzündung im 43. Jahr. Vor seinem Tode fing der Magen sehr zu schwellen an und beförderte denselben. Das Parte-Zettel stellte sein Vetter und Freund, der k.k. Hofrat Johann Ludwig Freiherr von Werner aus. Band 06 (VI.), Seite 202r
4229 1809 3 1 Sehr morastiges, veränderliches Wetter. Beginn der der unmäßigen Erhöhung der Preise in den 3 Theatern. Im Theater an der Wien „Rudolph von Felseck“, im Burgtheater „Marpha“, Schauspiel in 5 Akten von Freiherr von Putlitz, Zwischenaktmusik von Hummel, im Kärntnertor-Theater „Armida“, Oper in 5 Akten, Musik von Gluck, mit Balletts. Am Vormittag beim Grafen, und in die Kasse, um beide Logen schriftlich aufzukünden, welches viele taten. Dies mag vermutlich so viel Lärm gemacht haben, dass Lobkowitz und Ferd[inand] Pálffy in des Fürsten Abwesenheit dekretierten, bis zu des Fürsten Rückkunft und einer allgemeinen Versammlung die Logenprreise für die Abonnenten beim alten zu lassen. Sonnleithner und Pfersmann kamen mit der Prostitutions-Nachricht um 11 h in die Kasse. Therese war bei Rivolla, Lektion geben. Mittags war die Kröss mit beiden Söhnen bei uns zu Tisch. Nach Mittag zu Brandmayer, zu Peter, blieb in seiner Gesellschaft, sprach Stessel, der mir sagte, dass sich meine gute Mutter ziemlich erholte, schon im Zimmer herumginge, und er mir 2 Schinken brachte. Bei Therese waren abends die Hocheder, derselben Schwager heute früh vom Nervenschlag getroffen wurde und tot blieb; die Schmidt, Goldmann, Martin und Werlen. Ich ging ins Burgtheater, nicht voll, doch viel mehr, als ich wünschte. Ich fand Compagnie, plauderte mit Eberl, Senfeld (?), Erhart mit 2 Mädeln. Im letzten Akt erst fand ich Peter. Das mit dem Jambenwust (?) ist gar nichts. Es sollte ein Gelegenheitsstück ein, packte aber nicht. Es gefiel so wenig als die Musik. Nur der Kriegesmarsch wurde applaudiert. Band 06 (VI.), Seite 202v
4230 1809 3 2 Heiter, windig. Im Burgtheater „Faniska“, im Kärntnertor-Theater „Marpha“, im Theater an der Wien „Rudolph von Felseck“, Schauspiel in 5 Akten, welches gestern ausgezischt wurde. Den Vormittag bei Stessel, dem Grafen und Keglevich. Heute soll Fassbender begraben werden. Mittags allein mit Kleinheinz. Therese erhielt heute die 18 Paar Schuhe von rotem und gelben Maroquin. Nach Mittag zu Haus, später mit Werlen in die Josephstadt. Sprach den Dichter Semler (?), Erhart, dann gleich ins Theater, des Schauspielers Schmeder (?) Einnahme „Die Belagerung, oder Männermut und Weibergrösse“, Schauspiel in 5 Akten, in Jamben von ihm selbst. Als wir noch mit Kleinheinz bei Tische saßen, kam Högler und brachte die Statue der Melpomene mit Krone und Dolch, sehr hübsch bronziert. Ich schickte gleich den Aloys zu Peter, damit selbe abgeholt wird, welches durch 3 Menschen auch geschah. Die arme Dichterin Lina Semler empfing mich äußerst artig, ich erschien ihr als ein von Gott Gesandter, da ich auf ihr Journal „Penelope“ mit 8 fl. pränumerierte. Im Theater fand ich den Kapellmeister Müller, Liebisch (?), Regisseur von Prag, Castelli, Seyfried, Hauser; diese blieben aber nicht lange. So war ich allein und langweilte mich, obwohl sie das Stück, welches wirklich hübsche Stellen hat, auch nicht schlecht spielten. Im Hereingehen war es sehr kalt. Therese war den Abend mit Schmidt, Goldmann, Martin und der fatalen Petrowitz bei Hocheder. Band 06 (VI.), Seite 202v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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