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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4221 1809 2 21 Ein stürmischer Tag. Im Burgtheater „Singspiel an den Fenstern“ und „Jahrmarkt im Gebirge“, im Kärntnertor-Theater „Prüfung“ und „Beschämte Eifersucht“. Früh ließ uns Quarin auf den Abend zu einem Plausch laden, ich besuchte ihn selbst. Mittags allein, nach Mittag besuchte ich Karilla und Baron Mayern. Abends ging Therese zu Quarin, ich zur Rodler, traf Nina, trank Kaffee, schwätzte. Um 7 h in Werlens Compagnie ins Burgtheater, Berger, Zimmermann und Goldmann waren da. Um 9 h zu Quarin, wo die Phillebois waren. Wir blieben bis nach 10 h. Högler war da, wir bestimmten die Erschaffung einer Melpomene mit Krone und Dolch für Peters Garten. Abends Regen. Band 06 (VI.), Seite 201r
4222 1809 2 22 Gefroren, es schneit. Im Burgtheater „Spieler“, Holbein als Wallenfels, die Weissenthurn als Baronin. Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“. Am Vormittag beim Grafen, Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Tische in Peters Gesellschaft. Klimbke besuchte uns nach Tische und brachte die so unmäßige Erhöhung der Theater. Ich staune, dass man den Cavaliers so etwas erlauben konnte. Es ist das Publikum in seinen Vergnügungen gestört. Ein Sturm wütete den ganzen Tag und drohte alles zu zerstören, gegen Abend fror es. Ich war mit Therese und Werlen zu Haus und begab mich früh ins Bett Band 06 (VI.), Seite 201r
4223 1809 2 23 Kalt, stürmisch, abwechselnd schneit es. Den Vormittag beim Grafen. Graf Vinzenz als Rittmeister bei Ferdinand-Husaren machte einen kurzen Besuch. Einnahme der Nalej-Neuville im Kärntnertor-Theater, „Talisman“ von Contessa, dann „Achille“ von Angiolini, renoviert, anstatt Vanie durch Neuville. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, mit Mad. Hendel; im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“; dem Klimbke verschaffte ich für Chasteler eine Loge. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Tische wurde wegen Rooses Krankheit statt „Talisman“ der „Caliph von Bagdad“ angesagt. Therese ging samt mir nach Mittag nicht aus. Martin zog uns Slivovitza und Wermut ab, ersterer ist gut, letzterer schlecht. Abends ging ich ins Burgtheater, von da ins Kärntnertor-Theater; nirgends voll. Die Schmirer besuchte uns und sagte, dass sie auf 5 Jahre bei Hensler engagiert sei, das 1. wöchentlich 12 fl., dann jedes Jahr 1 fl. Zulage wöchentlich, und im 5. Jahr eine Einnahme habe. Die Mad. Hendel war modern wie eine elegante Hausfrau angezogen, hatte eine weißes Kleid, Vortuch, dergleichen Halstuch und ein schmales Atlasband durch das Haar gezogen. Sie rührte nicht. Nach dem 2. Akt ins Kärntnertor-Theater, leer, ich fand keine Bekannten und hielt mich auf der Bühne auf. Ein Pas de deux von Taglioni und der Neuville gefielen sehr, das Ballett langweilte, obwohl es sehr viel kostete. Therese fand zu Hause die Hocheder mit dem Martin, welche sich bestellten. Band 06 (VI.), Seite 201r
4224 1809 2 24 Ein stürmischer Wintertag, es schneit und weht, sehr kotig. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie in Aulis“, im Theater an der Wien „Abälino“ Abends um 9 h im kleinen Redoutensaal mimische Vorstellung der Mad. Hendel. Bis 8 h arbeitete ich zu Haus, dann zum Grafen, um 9 h mit der Reimann zum Chimany certiorieren, zum Bar[on] Mayern wegen Strakin (?), dann ins Bürgerspital wegen Vormerkung der 15.000 fl., dann zum Keglevich. Mit Högler sprach ich, diesem band ich unsere Melpomene sehr auf’s Herz. Gegen Mittag zur Geissler wegen meinen und der Rodler Billetts. Therese gab totz dem schlechten Wetter ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Ich war müd vom Herumlaufen am Vormittag. Abends ins Burgtheater, dann zu den mimischen Gruppierungen der Hendel. Vorher sprach ich Cartier (?), Filath, war auch bei Brandl und im Michaeler Bierhaus. Im Theater langweilte ich mich und schlief. Um ½ 10 h begann die mimische Rappresentation und dauerte bis 11 h. Die Hendel mit 8 Mädchen, von Teiner, Demmer, kleiner Milder und Röckl, operierte. Sie begann mit der ägyptischen Mumie, der Isis, dann folgten griechische Darstellungen, die betende Marie, die Gruppe der Niobe mit mehreren Abänderungen, die Heloise, Ariadne, schlafende und erwachende Nymphe. Betrug sich dabei sehr grazios, naiv, lose und manipulierte mit einem weißen und gelben Schal. Therese war mit der Hocheder, Tschebulz und Martin im Leopoldstädter Theater „Haus in Wien“ vom Kringsteiner und unterhielt sich gut. Band 06 (VI.), Seite 201v
4225 1809 2 25 Strenge Kälte, sehr glatt zu gehen. Bis 2 h beim Grafen und Keglevich. Mittags allein. Die Brandl Reserl kam im Jammer ihres Herzens und klagte, dass man ihren Bruder zum Fuhrwesen in die Heumarkt-Kaserne genommen habe, und der alte Herr ganz verloren sei. Ich wies sie an Ullmann und Hofstädter. Die Reimann war bei uns wegen der Vormerkung der 15.000 fl. Ich schickte ihnen ungarischen Wermut. Nach Mittag zum Offenheimer wegen 500 #, dann zum Grafen, der heute für Vinzenz zwei Pferde für 1600 fl. kaufte. Ich blieb bis 7 h, dann nach Haus. Fand die Caroline, später kam Werlen. Fassbender ist dem Tode nahe, welches ich Demelmayer wissen ließ. Band 06 (VI.), Seite 201v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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