Neblig, nach Mittag heiter. Den Vormittag beim Grafen. Mittags war Aloys unser Gast. Therese ging nach Mittag zu Stöger, sich um sein Befinden zu erkundigen, dann zum kranken Eckhart. Ich war zu Haus, musste um 5 h zu Kröpfl, dann ins Burgtheater, zum ersten Mal „Talisman“, dann „Tanzsucht“ mit Neuville. Das erste ist in Reimen, von Contesta (?), Verfasser vom „Rätsel“, dessen Fortsetzung der „Talisman“ ist; gefiel nicht sehr. Ich fand Compagnie, schwätzte mit Bernard und Lehner. Nach dem Stück eilte ich gleich ins Bett und schlief recht gut. Therese war zu Haus.
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Wie gestern. Den Vormittag beim Grafen, Offenheimer und Zimmermann, um ihm zu sagen, dass er am 16. bei uns kochen soll, und dass ich den Grafen bewog, ihn zu sich zu nehmen. Mittags war Mayer unser Gast. Quarin machte uns recht traurig, denn er verkündete mit Schrecken den Krieg, dessen schlimme Folgen fast gewiss sind. Therese hatte Besuche von der Rohrweck, Schmidt, Werlen, Goldmann, mit letzterer ging sie zum Färber an die Wien. Ich war zu Haus, arbeitete, ging abends zur Geissler und ins Burgtheater „Singspiel an den Fenstern“, dann oriental[isches] Divertissement vom Bido. Nach der Oper ins Bett. Bei Therese waren Goldmann, Schmidt und Werlen. Ich schlief sehr unruhig; unsere Existenz dauerte am längsten.
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In der Nacht Regen, gegen Morgen Schnee. Die Kälte [wächst ?] mit jeder Stunde. Mittags beinahe gefroren. Den Vormittag beim Grafen sehr beschäftigt. Mittags allein. Therese gab ihre Lektionen. Nach Tische zu Peter, fand Gesellschaft, die Genesung wurde gesegnet. Fiala ist nicht ganz gesund. Abends ins Kärntnertor-Theater „Leonore“, Oper in 3 Akten, Musik von Paër; im Burgtheater „Menschenhass und Reue“, Mad. Riotte (?) als Eulalia, Döbler (?) als Greis. In der Oper tritt Auernhammer als Marzelline, Tochter des Kerkermeisters auf. Die Oper gefiel nicht. Die A[uernhammer] oder Bessenig, samt Riotte und Döbler, fielen ganz durch und wurden nicht einmal vorgerufen. Zuerst war ich in der Oper, dann holte ich im Burgtheater Therese in der Loge ab.
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Strenge Kälte. Neunte Redoute. Heute übernahm ich die Zuckerbäckerei vom Scarpetti und übergab selbe dem Franz. Damit war ich den ganzen Vormittag beschäftigt, dann zum Keglevich, zu Hamberger (?) und wegen Platz zu „Pumpernickel“ zu Mayer an die Wien. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag und abends zu Haus. Schrieb meiner Mutter und empfahl ihr den Neffen des Klimbke, Ignatz Pferfort (?), welcher bei ihr übernachtet, dann nach Wiesen fährt. Jeanette besuchte uns. Therese brachte der Kohl unser Redoutebillet, besuchte die schwer kranke Karilla, die Rohrweck, von der sie mehrere Glasgeschenke erhielt. Ich ruhte ein paar Stunden, um 9 h mit Werlen in die Redoute, Wir postierten uns gleich neben dem Haupteingang, ich blieb sitzen bis 2 h. Es war außerordentlich voll, bei 5500 Ballgäste – worunter über 1300 freie – drängten sich herum, während ich bequem saß. Werlen schlich wohl manchmal herum, kam aber wieder. Neben uns setzten sich die Hönigshof (?) mit ihrer Freundin, schwarz maskiert. Rohrweck, Nina mit Salieri, Goldmann mit Schwester, Krauss mit Suchodolsky, Zimmermann mit Compagnie, Rosenwirth (?) mit Frau, Rosal[ie] mit Zeuner, alles passierte bei uns. Wir blieben bis 5 h und noch war es voll.
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Ein stürmischer, sehr kalter Tag. Der Sturm treibt unmäßig den Staub ins Gesicht. Den Vormittag beim Grafen und Keglevich, Therese war bei Rivolla, Lektion geben. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Es kam die Goldmann, später Werlen und die Schmidt. Nach 5 h sprach ich Hofstätter (?) aus Galizien, war eine Stunde im Komödi-Bierhaus und den 1. Akt von „Regulus“ im Burgtheater. Mad. Hendel als Attilia gefiel mir gar nicht, in der schönen Erzählung von der Schlacht ließ sie mich ganz kalt. Um 8 h war iuch im Bett und erholte mich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).