Heiter, kalt, noch immer sehr kotig. Am Vormittag beim Grafen. Später mach Ma[ria]hilf, sprach Münchhausen (?), Peter in Compagnie. Mittags allein, nach Tische kam Klimbke. Wir plauderten zusammen, gingen zum Jüngling ins Kaffeehaus, schwätzten vom Theater, von seinem Neffen Ignatz, der schon in Wiesen sein wird. Ich ging zu Peter wegen Obers, dann ins Leopoldstädter Theater „Faschingswochen“, Lustspiel in 3 Akten von Kringsteiner. Vorher postierte ich mich ins Bierhaus, kam mit Schmirer zusammen. Im Parterre fand ich Nitschner und Frau, die Unterhaltung war gespannt.
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Ein kalter finsterer Tag. Norma wegen Josephs Tod, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, im Leopoldstädter Theater „Rothmantel“, Joh[ann] Sartorys Einnahme. Früh zum Grafen, in die Theaterkasse, da erfuhr ich, dass die galizische Garde ganz und die ungarische bis auf 12 Köpfe aufgelöst sei. Bei Rohrweck holte ich ein Glas für die Rodler. Mittags allein, nach Tische mit Therese zu Reimann wegen Intabulierung der 15.000 fl. der Therese Terzaghi auf sein Haus. Später erwartete ich Erhart. Den Aloys nahm ich mit zu Peter und brachte ihm eine große Schinke von meiner Mutter. Peter begleitete Erhart, ich ging ins Leopoldstädter Theater, fand gleich Compagnie und sprach auch Zimmermanns Schwägerin Pehaker (?), einer Venezianerin. Therese war mit Caroline zu Haus.
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Feucht, kalt, neblig. Früh zum Grafen. Lange zum Goldenen Kreuz. Im Burgtheater „Iphigenie in Aulis“, mit der Neuville, im Kärntnertor-Theater „Merope“ mit der Mad. Hendel. Am Vormittag hatte ich wegen mir von Ács geschickten Nessmüllner, Slivovitza einen fürchterlichen Sturm. Er betrug sich schlechter, gemeiner wie eine Fratschlerin, ich musste ihn mahnen, dass sich kein Cavalier so betrage. Ich zitterte am ganzen Leibe, ging zum Keglevich, auf die Bastei, dann nach Hause. Mittags allein, ich konnte nichts essen. Nach Mittag zu Haus. Therese ging spazieren, besuchte die Eberl. Die Hahnl besuchte uns nach langer Zeit wieder. Werlen vollendete Geweys „Pygmalion“. Ich ging in beide Theater, blieb im Kärntnertor-Theater, plauderte mit Bernard (?) und Nanett. Am Ende wurde die Hendel, obwohl etwas mühsam, hervorgerufen. Sie sprach: „Ihre Güte erhebt mich; wenn Sie mich meinen würdigen Vorgängerinnen, einer Mad. Sacco, Mlle. Jaquet und der verewigten Roose an die Seite setzen, so bestärken Sie mich in meiner Ansicht von der Kunst, in welcher ich mit Konsequenz fortfahren werde“; schrecklich gelehrt !
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Ein stürmischer Tag, abwechselnd heiter. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Caliph“ und „Helena und Paris“, im Theater an der Wien „Raul Blaubart“. Früh zum Grafen. Mit diesem Wüterich sprach ich wenig, obwohl er wieder ganz gut ist. Nachher zum Keglevich und Quarin. Nach 11 h h zu Peter, sprach Patsch und las in der Theres[ianischen] Halsgerichts-Ordnung. Mittags waren Jungmann, Ullmann und Czaczek zu Haus, wir lachten. Ich heiterte mich aus. Nach Mittag kam Werlen, wir blieben bis 6 h in Gesellschaft. Dann ins Kärntnertor-Theater und Burgtheater, sehr voll. In ersterem blieb ich. Erst um ½ 8 h wurde angefangen, wegen Lauchers Nachlässigkeit, weil sie kein Kleid hatte. Franz Esterházy, nachher der Fürst kamen auf’s Theater, es gab Spektakel, sie schrie noch obendrein. Ich sah dem Spasse auf dem Theater zu, dann war ich im Parterre und unterhielt mich mit Escherich und dem Com[ponisten ?] Vogl. Ich war recht gut unterhalten. Im Ballett, als die Venus sich mit Amor in die Luft erhebt, fing ihr Rock zu brennen an. Die Göttin – die junge Venturini – welche gleich Feuer fing, hatte seltene Geistesgegenwart, vertilgte die Flamme und flog fort.
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Kalt, trübe, windig. Im Burgtheater zum ersten Mal „Prüfung“, Lustspiel in 1 Akt von Steigentesch, dann „Jugend Heinrichs V.“. Im Kärntnertor-Theater „Leonore“, Oper von Paër, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“ Gittig ist angekommen und unser Gast. Ich war meistens auf der Maut, bei Terzaghi und Baron Mayern. Nach Mittag zur Geissler, sprach die Berger, dann holte ich den kopierten „Pygmalion“ vom Buchbinder. Therese ging mit Gittig einkaufen. Abends zusammen ins Burgtheater, die Benard mit Nina und Richart waren auch da. Peter war mit Damen im 3. Stock. Nachher eilten wir wegen Feuerröte auf die Bastei, in Atzgersdorf sei eine Mühle abgebrannt. Beim Lamm soupierten wir.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).