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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4271 1809 4 12 Die Barometer fallen noch immer. Trüb, kalt Regen. Früh zum Grafen, zu Stessel. Wir sprachen von unserer Gefahr, der Vernichtung unserer ganzen politischen Existenz; der Gedanke ist zum Verzweifeln ! Therese hatte Probe von „Adam in der Klemme“. In der Stadt wegen Todestag Theresens keine Theater. Im Theater an der Wien „Das Kleid macht nicht den Mann“, langweiliges Lustspiel in 1 Akt, worin ein kleines Figürchen, die Mlle. Grünwald, als Soubrette viel Streiche machte; dann Pantomime „Insel der Amazonen“ von Lafargue, Musik von Blumenthal d[em] Ält[eren]. Missfiel nicht, besonders die Gefechte am Schluss. Mittags allein, nach Tisch besuchte uns Rahl (?), dann zu Brandmayer und in die Porzellanfabrik. Abends ins Theater an der Wien, fand Grüner, Castelli, Hampel und Kárner, der von Eisenstadt kam und mir Zimmermanns Entlassung ankündigte, mit einem Jahresgehalt. Mit Umlauf ging ich nach Haus. Bei Therese war die Hocheder, Schmidt, Werlen. Die Goldmann ist bedeutend krank. Band 06 (VI.), Seite 210r
4272 1809 4 13 Früh Schnee, es heiterte sich aus; kalt, ewiger Winter ! Im Burgtheater „Beide Savoyarden“, „Gespenst im Träume“; im Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“, Mad. Benicke (?), ehemalige Fährmann (?) als Johanna, Ziegler statt des heiseren Lange als Estavajel. Therese hatte Probe von „Adam in der Klemme“. Früh zum Grafen, zu Stessel; schrieb an meine Mutter und schickte das Manifest an den französischen Hof, den Brief von Palafox an Lefèvre. Heute erschien der erste Tagesbericht von unserer Armee, aus dem Hauptquartier Braunau, 10. April, dass die ganze Armee nach Bayern ging. Ein Brief des Carl an den König von Bayern ist interessant, der König erhielt selben in München, da noch der französische Gesandte da war. Mittags allein, nach Tische mit Brandl zum Vinzenz in die Fuhrwesen-Kaserne, sprach mit dem Leutnant Scharrer (?) vom Befehls-Departement wegen dessen Befreiung, und hörte den dummen Vorschlag, ihn zum Meister mit dem Nachteil des Franz zu machen, dieserwegen bei Magistrat und Regierung einzukommen. Von da zum Peter, ließen heute den Teich mit Wasser an; es dauerte über eine Stunde. Dann mit Therese und Aloys ins Kärntnertor-Theater, voll. Ich fand Wisenfeld, Zeuner, war auf dem Theater. Nach dem 2. Akt, in welchem die Fährmann (?) besser als im ersten gefiel, ging Therese nach Haus, ich zum Konzert beim Baron Sala, hörte ein Klavierkonzert von Mozart, von der Wertheimstein gespielt, eine Tenorarie, von einem italienischen Abbé gesungen, die Symphonie von Haydn, wo jeder sein Licht auslöscht und einer nach dem anderen mit seinem Instrument sich verliert, endlich das Abschiedslied, von Werlen gedichtet, recht hübsch gemacht. Band 06 (VI.), Seite 210r
4273 1809 4 14 Es scheint, als wollte es Frühling [werden ?]. Es ist nicht so kalt und ziemlich heiter. Am Vormittag beim Grafen vollauf beschäftigt. Im Burgtheater „Erste Liebe““, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Vereitelter Plan“ und „Insel der Amazonen“. Heute erschein in Quart auf 18 Seiten das Manifest oder Erklärung des kaiserlich österreichischen Hofes an den französischen, welches die Geschichte und unbilligen Anforderungen enthält, vom Pressburger Frieden angefangen. Balassa ist hier und so kam ich erst um ½ 2 h vom Grafen los. Nach Tische fuhr ich mit Kutschersfeld im Postzug zu Reimann, zu Bartl wegen Fischen und Peter zeigte sein Gärtchen. Dann schlenderte ich mit Kridl (?) und Castelli herum, ging mit letzterem zum Mohren, bayrisch Bier trinken, traf da den Sohn des großen Wieland. Dann in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater war es ziemlich besetzt, desto leerer im Burgtheater. Therese war nach Tische bei Phillebois, bei der Geissler und mit Hocheder bei Goldmann. Abends war sie und Werlen bei Therese. Band 06 (VI.), Seite 210r
4274 1809 4 15 Früh trübte es sich. Vor 8 h zum Grafen, später zu Kárner, der mir von meiner Mutter Schinken brachte. Im Burgtheater „Heftige junge Frau“, „Beide Nebenbuhlerinnen“ von Taglioni. Im Kärntnertor-Theater „Intermezzo, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Biedersinn und Vaterlandsliebe“, Lustspiel in 4 Akten von Schildbach; die Loge erhielt Sarto[ry ?]. Therese hatte Probe von „Adam in der Klemme“. Ich schrieb meiner Mutter und sandte das Manifest. Mittags war Kutschersfeld unser Gast. Es fing zu regnen an und regnete den ganzen Nachmittag. Ich fuhr zu Reimann und Bartl wegen Färber-Siegelwachs, welches ich nachher durch Aloys wieder zurückschickte, weil es ganz unbrauchbar war. Viermal war ich wegen einer Kaffeemaschine vom Fantz (?) bei der Keglevich, um ihre Übereilung zu reparieren. Abends war ich zu Haus und bei uns die Hocheder, Schmidt, Mafficioli und Werlen. Ich las ihnen einige Gedichte von mir und Grécourt (?) vor. Band 06 (VI.), Seite 210v
4275 1809 4 16 Heiter. Den Vormittag beim Grafen und Bar[on] Peck (?) wegen Röckel. Kridl holte ich in seinem Zimmer ab, Werlen fand ich auf dem Michaelsplatz, gingen zu Peter und später in Gesellschaft der Czaczek mit Ullmann, Jungmann und Geissler. Im Redoutensaal für die Wohltätigkeitsanstalten die „Wehrmannslieder“, Das Kärntnertor-Theater bleibt geschlossen. Im Burgtheater „Hausdoktor“, Lustspiel in 3 Akten von Ziegler. Im Theater an der Wien „Biedersinn und Vaterlandsliebe“, ländliches Lustspiel in 4 Akten, elendes Machwerk. Nach Mittag tranken wir im Garten Kaffee, es war sehr angenehm. Um 6 h ins Theater an der Wien, nahmen die Loge und unterhielten uns zusammen. Heute erschien der 2. Tagesbefehl, vermög welchem unser Hauptquartier am 12. In Altötting in Bayern und Passau besetzt war. Therese speiste zu Haus, fuhr nach Tische zu Nitschner, der jungen Frau zum Geburtstag am 18. gratulieren, und ging zurück; abends mit der Schmidt. Band 06 (VI.), Seite 210v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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