Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3996 - 4000 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3996 1808 7 11 Ein schöner, warmer Tag. Fahrt nach Baden um 4 Wochen zu bleiben. Nach 6 h kamen Nina und Agnes, frühstückten mit uns und nahmen Abschied. Um 10 h waren wir in Baden, Johannesgasse No. 41 und fanden das Quartier zu meiner größten Unzufriedenheit nur halb eingerichtet. Ich donnerte herum und mühsam fand sich alles stückweis. Therese ordnete alles, Nany von der Mama kochte. Nach 11 h kam Nitschner mit Gattin, wir gingen zusammen in beide Häuser des Grafen, von Stoll (?) und Strauch (?), und fanden nirgends leere Zimmer, welches ich auch dem Grafen gleich schrieb. Ich sprach auch mit Zinnicq und Cavriani. Nach 12 h in den Park, wo ich mich sehr langweilte; ich traf wenig Bekannte. Mittags aßen wir allein von Nanys Kocherei. Nach Mittag schrieb ich, Nitschner und Frau kamen, auch die Mama. Wir gingen, Nitschner und ich, zum Scheiner und nach Tisch mit den Gattinnen nach St Helena, wo auch der Kaiser und sie waren. Wir fanden wenig Menschen, da doch der Tag so schön war, aßen etwas und begaben uns am jenseitigen Ufer nach Baden zurück. Nach 9 h legten wir uns. Nie habe ich eine Nacht unangenehmer und schlimmer verlebt. Das Bett ist mir zu kurz, die Füße höher als der Kopf. Dann biss mich immer was, dabei wurde es sehr warm. Ich erkältigte mich etwas und musste sehr heftig husten. Alles dieses quälte mich bis 4 h, auch Therese konnte nicht schlafen Band 06 (VI.), Seite 91v
3997 1808 7 12 Warm, windig, großer Staub. Gegen 8 h erwachten wir weit matter als wir uns legten; mich quält noch die Goldene Ader. Bis 10 h blieb ich im Bette. Nitschner, Gattin und Chimani kamen, zog mich an und schlenderte mit ihnen herum. Therese schrieb nach Wien um Verschiedenes, welches vergessen wurde. Therese erwarteten wir im Park und gingen zum Hafner Weinschenk essen. Ignaz Schuster, Kupferschmied Wurst (?) und Franz Gehringer (?) kamen in unsere Nähe am Tisch und unterhielten uns mit ihren populären Spässen. Nach Tische ging Therese zur Mama, welche bei der Wallis wohnt, ich aber nach Haus, schrieb, las. Gegen 5 h kam Therese, wir saßen, plauderten, speisten eine Melone und nach 6 h machten Therese und ich eine angenehme Promenade bis zum Hause, welches einem Niederländer gehören soll und eine prächtige Gegend um sich hat. Da drangen wir bei einem schönen Nussbaum in ein kleines Gässchen auf die Felder hinaus, gingen bis zur Braiten, rekognoszierten das Gasthaus und das Gärtchen mit den düsteren Lauben, schlugen dann über den Steg nach Baden ein. Da durchstrichen wir Baumgarten, Neustift u. dg. und kehrten bei der Mama in Wallis' Hause ein. Therese blieb da, ich soupierte im Biergarten und holte sie ab. Kamen um ½ 10 h nach Hause, legten uns und schliefen recht gut. Band 06 (VI.), Seite 91v
3998 1808 7 13 Schwül, großer Staub. Früh lag und las ich bis 10 h, da kam Nitschner allein, schrieb lettre amoureux. Therese schrieb der Sepherl. Nachher gingen wir ins fürstliche Haus, besuchten Stocklass und Löbel (?), begaben uns in den Park und erwarteten unsere Gattinnen. Wir fanden den Fürsten Paul, Barany, Schmirer mit Masini u. dgl.. Mittags im Bierhausgarten. Nitschner hätte mich bald erzürnt, weil nichts recht und außer Hafner alles schlecht ist. Nach Tische ging Therese zu ihrer Mutter, ich zur Schmirer, bald nach Haus. Therese kam nach, wir waren zusammen bis gegen 6 h. Wir gingen in den Wetzlarischen Garten, rückwärts hinaus. Führte Therese ins Peregrinibad und gegen den Kalvarienberg. Therese ging zurück in den Wetzl[arischen] Garten und erwartete ihre Mutter, ich opferte mich der Nitschner wegen und ging ins Theater „Haus zu verkaufen", dann „Kavallerie zu Fuß", Pantomime in 3 Akten. Elenderes lässt sich nichts denken. Vorher saß ich im Park, dann auf dem Theaterbankel, da hatte ich wenigstens freie Luft. Im Park sprach ich mit Stollhofer, Bachhofer (?), Dornheim (?), Zinnicq, Schmirer und Masini. Mit Nitschner soupierte ich im Bierhaus. Ich befinde so wohl, dass ich immer hungere. Band 06 (VI.), Seite 91v
3999 1808 7 14 Ein warmer Tag, viel Staub. Erster Badeversuch. Ich schlief recht gut, nur die Hitze ist mir lästig. Vor 8 h holte mich Nitschner ab und führte mich ins Johannesbad. Wir fanden viele Bekannte, Tugendsam (?), Großmann, Lampi, Kaiser, ich blieb eine halbe Stunde und empfand mich wohl. Zu Hause ruhte ich bis 12 h, dann begab ich mich in den Park, fand Nitschner und sie, welche heute in einer verzweiflungsvollen Stimmung ist. Sie weinte, weil sie frohe Menschen um sich sieht. Mittags aßen wir im Wetzlarischen Garten von der Weintraube, besuchten nach Tische die Schmirer, versprachen ihr, später auf Kaffee zu kommen und eine Promenade zu machen, welches alles geschah. Ich ging mit Nitschner zum Scheiner, arbeitete zu Haus und nach 6 h zum Kaffee. Nachher wanderten wir über den Steg beim Johannesbad auf die Wiesen bis zum Rechengebäude. Bei den Schönfeld'schen Gebäuden bestiegen wir den Felsen und verfolgten den Weg der schönen Anlage der Gräfin Alexandrowitsch bis zum Kalvarienberge. Auf diesem sahen wir jene des Barons Lang und kamen im Park herab. Da erwarteten wir Nitschner und Nina, welche heute von Wien kam, letztere fanden wir bei uns zu Haus. Sie brachte mir das auf Batist gestickte Gilet von der Rodler mit; schwerlich lässt sich etwas Schöneres, geschmackvoll und mühsam Gearbeitetes sehen. Sie machte mir viel Freude damit. Nina erzählte uns bis nach 10 h, dann eilte sie nach Hause. Band 06 (VI.), Seite 92r
4000 1808 7 15 In Baden. Den ganzen Tag hausete ein Sturmwind, der Staub war so stark, dass man kein Fenster öffnen konnte. Wir schliefen nicht gut. Ganz in Schweiß versunken erwachte ich. Nitschner fuhr nach Wien, seine Gattin aß mit uns von der gestern angekommenen Gans und Pökelzunge, setzten uns auf den Gang. Gegen 12 h gingen wir in den Park, kamen mit Schmirer und Masini zusammen. Des Staubes wegen erschienen nur wenige Menschen. Nach 1 h im Bierhausgarten zum Speisen. Wir kamen in Gesellschaft von Gold, einigen Klagenfurtern, des Malers Lampi und seiner Frau, einer Russin und 2 fremden Damen, wovon eine sich sehr trivial betrug. Nach Tische führte ich Therese und die Nitschner ins Peregrini-Fußbad und persuadierte sie, zum ersten Mal zu baden. Ich war zu Hause, las und schrieb. Um 6 h kam Nina. Ein Gewitter türmte sich auf; möchte es doch Hitze und Staub tilgen ! Im Theater ist heute „Schachmaschine", Fermier (?) als Paul Ruff. Heute verkaufte Perger sein Haus an den Hofrat Bengler (?); nach Mittag kamen sie schon alle Möbel notieren und heute schließt sich schon Pergers Hausherrenschaft, mir dem ich auch Rechnung schloss. Therese, Nina und ich bestiegen die Anlagen des Barons Lang auf dem Kalvarienberg und fanden manche schöne Partie. Es ist zum Erstaunen, wie auf diesem Felsen Bäume, Sträucher und der Haber so gut fortkommen. Nach 8 h kamen wir in den Park, da erwarteten wir die Mama und Nitschner. Ich fand die Heller (?) mit der Kammerfrau Hillebrand (?), und erzählte ersterer, dass gestern die Cathar (?) und Cilath (?) wegen Quartier hier waren. Wir blieben bis 9 h im Garten, dann nach Haus. Therese machte Spektakel mit dem Gilet von der Rodler, welches besonders der Marchand de Modes gefiel. Band 06 (VI.), Seite 92r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b