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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3981 1808 6 26 Am Vormittag heiter, nach Mittag trübte es sich. Schon um ½ 9 h kam der Graf. Ich lag noch im Bette, er setzte sich und plauderte eine halbe Stunde. Nachher zog ich mich an und blieb bis 12 h bei ihm. Bei uns versammelten sich Nitschner, Josephine, Werlen, Peter, Nina und die 2 Goldmann. Wir strichen über Graben und Kohlmarkt und fuhren in 2 Wägen zum Nitschner speisen. Klimbke kam nach, Sollberger und Frau, dann Battista (?) vom Geymüller fanden wir schon. Die alte Frau ist in Baden und wir waren recht froh und munter. Mit dem tragischen Peter gab’s viel Spaß. Nach Mittag strichen wir im Garten herum. Ich plauderte mit dem alten Herrn lange allein, sahen den neuen Stadel, die Burschen Kegel spielen, schäkerten etc. und so wurde es 8 h. Im Salettl wurde etwas gegessen und um 9 h nach Hause. Ich befand mich heute ziemlich gut. Band 06 (VI.), Seite 88v
3982 1808 6 27 Den ganzen Tag beinahe Regen. Ich blieb bis 9 h im Bett, dann zum Grafen, wo ich Quarin sprach, der meinen Puls gut fand. Bei Therese waren Goldmann Josephine, Nitschner und Werlen. Mittags allein, nach Tische kam der Graf, gab mir einige Aufträge. Ich arbeitete, es hörte zu regnen auf. Nun erwachte in mir der Entschluss, den kranken Eckhart aufzusuchen, welchen ich ausführte. Die Krünes war bei uns. Therese arbeitete, dann machte sie Toilette ins Burgtheater „Singspiel“ mit der Haim, welche darin gefällt, dann „Wandernde Komödianten“, wobei der Buberl bellte. Der Abend war nach dem Regen sehr angenehm. Ich fand Schikh (?) vom Versatzamt samt Frau, welche bald gingen, dann war ich mit Eckhart allein. Ich musste Schokolade nehmen und blieb bis ½ 7 h. Auf der Glacis wurde von der Cavallerie und Infanterie exerziert. Ich fand Compagnie, sprach Zeuner (?) und ging zum Burgtor herein. Goldmann Josephine, Rodler, Nitschner, Werlen und Peter waren da und unterhielten sich mit Lesen der travestierten „Erwine“ von Gewey. Band 06 (VI.), Seite 88v
3983 1808 6 28 Ein warmer, schöner Tag. Den Vormittag meistens zu Haus, ich lag lange. Nitschner und Werlen kamen schon früh. Der Graf ist in Baden. Ich schlenderte herum, war in der Theaterkasse, sprach Prinz, traf später Peter, Werlen und Nitschner; letzterer war unser Gast. Ich ging nach Tisch mit Nitschner zur Goldmann und Rodler. Erstere fuhren zusammen in den Prater, erwarteten dort die Gattin, wollten dann Buschs Phantasmagorie und Optik besuchen; es waren aber zu wenig Gäste. Ich arbeitete, es kam der Graf, ich musste zum General Strauch, Krautauer und ging dann in Peters Garten, wo ich alle erwartete. Die morgen für Grisch (?) bestimmte Gans wurde schon heute gespeiset und viel gelacht. Baumann kam mit einem Räuschgen mit und machte uns viel lachen. Peter erleuchtete einige Laternen. Wir blieben bis ½ 10 h, dann fuhren wie nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 88v
3984 1808 6 29 Peter und Paul. Am Vormittag windig, mittags großes Gewitter, welches Stuwers zweites Feuerwerk ganz verdarb. In der Nacht war es bei uns sehr unruhig. Um 8 h ging ich schon zum General Strauch, dann war ich den Vormittag beim Grafen. Therese hatte die gewöhnlichen Besuche. Mit Peter kam ich auf dem Kohlmarkt zusammen. Rodler war unser Gast und blieb auch den Nachmittag. Ich arbeitete, schlief, es kamen die 2 Goldmann, Nitschner. Wir lasen Geweys „Erwine“. Abends wollte ich nach langer Zeit wieder ins Burgtheater „Die Entführung aus dem Serail“ mit Campi, Müller von Breslau und Dirzka gehen, da gesellte sich Umlauf dazu, und so blieb ich teils der Gesellschaft, teils der feuchten Witterung wegen ganz zu Hause. Im Kärntnertor-Theater „Weiberehre“. Band 06 (VI.), Seite 89r
3985 1808 6 30 Sehr veränderlich. Früh fing es mehrmals zu regnen an. Ich ging in die Langische Niederlage, kaufte mehreres für den Grafen Carl und war dann beim Grafen, arbeitete. Suchte Nitschner in seinem Gewölbe auf und kam später in Peters Compagnie. Nitschner speiste bei uns und ging dann in sein Gewölbe schreiben. Um 4 h versammelten sich Rodler, Nina, beide Goldmann, Nitschner, dann kam auch die Bulla, welche aber nicht mit zu Peter ging. Sehr verdarb uns um 3 h ein Wetterregen den Spaß, weil es feucht und im Gärtchen nicht so angenehm war. Ich schrieb einen langen Brief an Keglevich nach Nagy Oroszy, und um 5 h gingen wir zum Peter. Nach uns erst kamen Nitschner Vater, die junge Frau, Sollberger und seine Gattin. Wir waren froh, der Papa ziemlich gut disponiert und alles gut, bis gegen Abend die Nitschner eine Eifersucht und ihn eine Krankheit anwandelte, die allen Spaß verdarb, alle verstimmte. Gegen 8 h, als wir uns eben zum Soupieren in die Zimmer retirierten, fing es zu gießen an und dauerte mehrere Stunden fort. Wir waren alle warm, ich noch so sehr rekonvaleszent, doch gelang es mir, für viel Geld einen Fiaker zu bekommen. Nahm die Goldmann und Rodler mit und ließ die Goldmann Therese zu Fuß gehen, weil sie sich unterstand, den Künstler (?) einzuladen und nachher leugnete. Um 10 h im größten Regen kamen wir zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 89r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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