Ein warmer Tag, außerordentlicher Staub. Früh zum Grafen, der gestern von Seibersdorf kam. Meine Wunde ist noch offen, ich fühle mich sehr matt und habe öfters Nasenbluten. Von der alten Echner (?) kauften wir 54 Ellen Leinwand, zu 2 fl. 19x, für 125 fl. Die Schneider besuchte uns und ihr erzählten wir, dass Therese am Sonnabend die beiden Nitschner mit einer Kantate von Triebensee überraschen wird. Therese ging mit Goldmann zur Nagy, um sie um den Tempel zum Nitschner hinaus zu leihen. Peter und Nitschner besuchten mich, ersterer pränumerierte für mich ohne mein Wissen auf des Schauspielers Lang Biographie. Mittags allein, nach Tische erwartete ich die Großbauer, später kamen auch die 2 Mädchen, der Sohn, unterhielten sich mit den Costumes und blieben den Abend. Später kam Nitschner, mit dem fuhr ich in den Prater, abends in den Garten zu Peter. Ich blieb in seiner und Zeuners (?) Compagnie den Abend, waren allein und unterhielten uns gut. Spät erst kam Mayerhofer, war begeistert und erzählte, dass er mit Prinz bei der Wildgans gewesen.
Band 06 (VI.), Seite 84v
3957
1808
6
2
Warm. Therese ging zum Stöger, ich zum Grafen, Theaterkasse. Im Burgtheater „Öffentliches Geheimnis", im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“ und „Caliph“, worin Duport tanzt. Dann zum Keglevich, Nitschner, Therese und Goldmann probierten Terzett. Die Barometer und mit ihnen ziemlich auch unsere Illumination am Sonnabend fallen. Nach Mittag kam wieder die Harmonie, um wieder die Kantate vom Ttiebensee zu probieren. Auf der Straße war alles alarmiert. Werlen, Peck, Haim, Pöhsel (?), Dolleschel und Ortner kamen und leerten meinen Nessmüllner. Anfangs war alles munter, dann schauerte einem jeden vor einem Blick in die Zukunft. Die Bulla und Josephine kamen nach 8 Tagen und besuchten uns. Ich war etwas kalt. Nach Mittag arbeitete ich, schloss meine Rechnung ab. Abends besuchte ich das Burgtheater. Es war leer, ich fand Wisenfeld, Gilge (?) mit Frau, Zeuner (?), blieb der Compagnie wegen und sah das ital[ienische] Lustspiel nach 20 Jahren wieder, aber welch ein Abstand ! Um 8 h gingen Therese mit Bulla und Rodler zu Peter in den Garten und kamen erst nach 10 h zurück.
Band 06 (VI.), Seite 84v
3958
1808
6
3
Warm, unerträglicher Staub Im Burgtheater „Milton", „Dorfbarbier"; im Kärntnertor-Theater „Adelheid, Gräfin von Burgau“ von der Weissenthurn. Früh zum Grafen, ordnete die Konten, machte Extrakte, dann in die Theaterkasse, machte mit Dolleschel wegen der Transparente alles in Ordnung. Früh war Therese bei der Nagy und ließ den Tempel wegtragen. Therese ging wegen Krämpfungen nicht zum Stöger und musste sich legen, blieb bis 4 h im Bett. Ich saß allein, Peter und Mayerhofer kamen. Ersterer nahm die Inschriften mit. Nach Mittag kam Csermak, ich arbeitete mit ihm in Instituts-Geschäften, war beim Uffenheimer und hörte zu meiner neuen Bestürzung, dass die Staatspapiere und Lose sehr gefallen sind. Nach 4 h stand Therese auf und gegen Abend fuhren Therese, Josephine Goldmann und Werlen zu Nitschner, wo auch Peter und Dolleschel waren. Wir begannen die ersten Anstalten zur Illumination zu machen, obwohl es sich öfters trübt und den morgigen Spaß zu vereiteln scheint. Bis ½ 10 h waren wir im Garten, dann eine Weile im Salettl, wo der Oberste, Hauptmann Majonits (?) und Sollberger (?) spielten, und fuhren um 10 h nach Haus.
Band 06 (VI.), Seite 84v
3959
1808
6
4
Ein stürmischer, sehr staubiger Tag. Illumination bei Nitschner. Früh kam Leber, fand an meiner Wunde wildes Fleisch und verordnete Zucker streuen, auch erlaubte er mir zu baden. Am Vormittag mit dem Grafen sehr beschäftigt. Um 12 h fuhr Therese mit der Nitschner, ich mit dem Sohn und Werlen zum Speisen. Nach Tische gleich in den Garten, Dolleschel war schon da und wir arbeiteten bis 9 h. Der Wind hinderte uns sehr und verdarb uns viel. Peter kam erst um 8 h und wurde mit seinen Laternen am spätesten fertig. Schon begann die Gesellschaft im Garten herum zu schleichen. Wir waren noch nicht fertig, denn der Wind löschte immer wieder das Angezundene aus. Die Symphonie aus der Zauberflöte wurde zuerst gemacht, dann sang Nitschner die Arie „In diesen heil‘gen Hallen“ mit einem auf seinen Vater passenden Text, zum Ende stiegen romanische Lichter und es erschien das Transparent „Dem Biedermann Franz Nitschner“. Darauf sang Therese die Kantate von Triebensee, vortrefflich, dann erschien „Dem Thaliens Priester Franz Nitschner von seinen Brüdern“, und den Schluss machte das Terzett von der Goldmann Josephine, welche erst mit der Schwester und Rodler nach den „Deutschen Kleinstädtern“ kam, Therese und Werlen gesungen. Endlich wurden auch komische Terzette gesungen. Im Garten wurde auch gleich soupiert. Die Hocheder und Nagy begleitete ich um ½ 11 h zum Wagen. Vor 12 h begannen wir auszulöschen und abzuräumen. Um 1 h kamen wir nach Haus. Ich war heiser und sehr matt.
Band 06 (VI.), Seite 85r
3960
1808
6
5
Pfingstsonntag. Wie gestern, nur öfters trüb, was Hoffnung auf Regen machte. Den ganzen Vormittag beim Grafen, weil er heute abreist. Nach 12 h kam ich auf dem Kohlmarkt mit Peter, Mayerhofer und Gewey zusammen. Ich suchte mir Compagnie zum Speisen, weil Therese bei ihrer Mutter speist. Um 5 h zum Grafen, der um 6 h abreiste. Mayerhofer erwartete mich beim Taroni. Wir suchten Therese auf, fanden sie nicht, sie war mit Bulla und Rodler im Schwarzenbergischen Garten, gingen also allein zu Peter. Einen Augenblick war Patsch da, ich saß bis nach 8 h. Mayerhofer begleitete mich bis zum Tor, ich nach Haus und gleich ins Bett. Ich war sehr matt und heiser.
Band 06 (VI.), Seite 85r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).