Früh Regen, nach Mittag heiter. Großes Fest bei den Ursulinerinnen, im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“ mit Schreck, im Kärntnertor-Theater „Tanzsucht“, worin Duport tanzt. Stuwers Feuerwerk ist heute zum 3. Mal verdorben. Fuchs schickte uns Billetts auf den Chor, die ich in die Apotheke gab. Leber besuchte mich früh, später Légrády, Scheiger und Frau, später Hüttel, Elsler und beide Prinster, Werlen, Nitschner, Peter. Früh besuchte mich Lissl und versprach wieder zu kommen. Werlen und Mayerhofer waren unsere Gäste. Therese ging nach Mittag spazieren. Heute zum ersten Mal fühle ich mich besser, aß mit Appetit und freue mich des bequemen, nützlichen und hübschen Schlafrocks, mit dem mich meine gute, vortreffliche Therese schon in voriger Woche überraschte. Meine Situation war so traurig, dass ich mich darüber gar nicht freuen konnte. Nun erst danke ich dem besten Weibe für diesen neuen Zug ihrer Herzensgüte. Abends war ich mit Peter und Mayerhofer allein.
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Stürmisch, großer Staub. Ich befinde mich besser. Die Eisenstädter Tonkünstler nahmen Abschied und um 2 h beginnt die Rückreise. Ich schrieb meiner Mutter ein Billet. Leber drückte meine Wunde und Umgebung sehr kräftig und fand sie besser. Ich hatte wieder viele Besuche, die mich abends alle verlassen. Mittags allein, nach Mittag Besuche, worunter auch der Graf war. Abends waren Peter und Werlen bei uns, vorher Gewey, der mit mir wegen der Oper für Eisenstadt sprach, und nachher ins Kärntnertor-Theater ging, „Armut und Edelsinn“, Mad. Schreck als Josephine soll nicht sehr gefallen haben.
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Ein warmer Tag. Früh kamen Graf und Leber, später die alte Töpfer, welche unser Gast war. Ich hatte meine gewöhnlichen Besuche, stand um 10 h auf. Therese ging zu Stöger, Lektion geben, und besorgte mir einige Kommissionen. Nach Tische kam der Graf wieder, fand die Rodler und Gewey, plauderte und gab mir einige Aufträge. Die Goldmann Therese, Werlen, Mayerhofer und die Töpfer Waberl waren den Abend bei mir, Nina ließ sich einen Augenblick sehen. Heute spielte die Fleck im Burgtheater die Julie in der „Beschämten Eifersucht“. Im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, worin Miller von Breslau als Belmonte und Dirzka, neu engagiert, als Osmin auftreten..
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Warm wie gestern. Im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte", Baumann statt Möglich, und „Zerstörung von Pompejanum“, worin Duport zum 4. Male tanzt. Ich befinde mich um vieles besser. Leber und der Graf trafen und küssten sich. Er bat ihm, das Rezept nochmals zu schreiben, welches vor ein paar Jahren seinen Lefzen so gut tat, und dankte ihm für die Sorge, welche er für mich hatte. Ich zog mich heute ganz an, und beschloss, ohne jemandes Wissen mit Therese, Goldmann Therese und Werlen in den Landstraßer fürstlichen Garten zu fahren und so zum ersten Mal nach 14 Tagen wieder reine Luft einzuatmen. Therese besorgte Billetts, ging zu Stöger, ins fürstliche Haus. Ich empfing indessen Besuche, las, schrieb, schnitt Federn, und so wurde es Mittag. Da kam Quarin, der eine volle Stunde bei unserem ganzen Essen war. Indessen besuchten mich, Eckhart, Werlen und Mayerhofer. Um 3 h fuhren Therese, Goldmann Therese, Werlen und ich auf die Landstraße in den fürstlichen Garten, nahmen den Bartl und Zimmerputzer mit und durchstrichen den ganzen Garten, der sich sehr schön zusammenwuchs, sahen den Tempel, Teich und Wassermaschine. Die Zimmer gegen den Garten sehen gut aus und sind auch etwas möbliert. Bartl öffnete uns den Lobkowitz-Garten, wo wir die Kollektion von Papageien, Affen und seltenen Vögeln ansahen, den halb wüsten Garten durchstrichen und uns so ein paar Stunden angenehm unterhielten. Ich fühlte mich stark und marschierte wacker herum. Um ½ 6 h kamen wir nach Haus. Abends waren Mayerhofer und Werlen bei uns.
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Christi Himmelfahrt. Ein heiterer warmer Tag, Den Vormittag zu Haus. Die Lavotta, Nitschner, Werlen, Peter, Mayerhofer besuchten mich. Mittags allein, nach Mittag, aber nur auf einen Augenblick kam Therese Goldmann. Später Klimbke, blieb und fuhr mit uns nach 6 h zum Peter, wo wir Mayerhofer und Schwägerin fanden. Wir unterhielten uns bis ½ 9 h und schlichen dann ganz piano in die Stadt. Vom Prater herauf wimmelte es von Menschen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).