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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3911 1808 4 17 Ostersonntag. Kalt und fast den ganzen Tag kleiner Regen. Früh ließ ich noch Sartory rufen und besorgte noch erwas von der Garderobe für Nitschner. Den Vormittag beim Grafen. Um ½ 12 h fuhr ich mit Therese, Nina und Goldmann Therese zu Nitschner, speisten da mit Bulla, Josephine Goldmann, Rodler, Peter, Mayerhofer etc. Bei Tische waren wir sehr lustig. Ich rangierte noch vor Tische mit Dolleschel manches am Theater. Der Nachmittag wurde mit Herrichten des Theater und der Garderobe zugebracht. Ich empfing Nagy, Hocheder, Martin und führte selbe in Nitschners Appartement. Nach ½ 7 h begann der „Totenansager“, der sehr gefiel, dann die „Heirat durch ein Wochenblatt“, worin Peters Szenen ermüdeten. Den Schluss machte die „Geburtsfeier im Tempel Hymens“ und war von der größten Wirkung. Alles war überrascht und sehr zufrieden. Nach dem Spektakel wurde noch gezecht, geschäkert und um 11 h sehr ermüdet nach Hause gefahren. Band 06 (VI.), Seite 77v
3912 1808 4 18 Ostermontag. Kalt, aber meistens heiter. Therese ist nicht wohl und musste den ganzen Tag liegen. Den Vormittag beim Grafen und wegen Auswechslung der # beim Offenheimer. Mit Patsch auf die Bastei. Mittags bei Brandl, mit Nina, Mama, Goldmann Josephine, und Jean. Therese verdarb uns den ganzen Spaß. Gegen 5 h kamen Peter und Mayerhofer und wir gingen ins Burgtheater „Machtspruch“, kamen mit Patsch zusammen. Machte mich nach dem Theater gleich ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 77v
3913 1808 4 19 Osterdienstag. Kalt, aber abwechselnd heiter und trüb. Schon um 5 h zum Grafen, der gegen 7 h nach Ács fuhr. Den Vormittag zu Haus; ich befinde mich sehr matt und muss viel husten. Therese ist besser. Ich fuhr zum Högler, Keglevich und zahlte bei Demser (?) für den Grafen Vinzenz. Mittags mit Therese zu Haus. Ich schlich herum und ging nach Mittag und abends nicht mehr aus dem Zimmer es kamen Mayerhofer (?), Werlen, der alte Pfaller, Jeanette, Röckel, die Töpfer Babett, welche mit uns Schinken und Kälbernes speisten. Bei Brentano war Musik. Ich blieb bis nach 8 h beim Fenster, dann legte ich mich wegen Husten und Schnupfen. Band 06 (VI.), Seite 77v
3914 1808 4 20 Heiter. Früh arbeitete ich, schrieb wegen einem jungen Mann vom Feldsberger Forstamt an Stessel, den mir Klimbke empfahl und der in die Eisenstädter Forstschule zu gehen wünscht. Ich fuhr mit Turnau in Compagnie zu Brandmayer und in die Porzellanfabrik, traf mit Nitschner zusamen und versprach ihm mit Therese da zu speisen, das ist morgen. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich, zahlte, las, ging zu Rohrweck. Therese war bei Stöger. Abends ins Burgtheater „Jäger“, ein H[err] Grimmer spielt den Anton. Goldmann Josephine und Therese besuchten nach Mittag Eckhart, Werlen holte sie ab und sie kamen erst gegen 8 h zurück. Die Töpfer Babett, Rodler und die Kammerfrau von Carl Zichy besuchten uns. Röckel schrieb mir um 5 fl. auf ein Paar Stiefel, ich schickte ihm alte Stiefel, die ihm mehr nützen werden. Im Burgtheater fand ich gleich Compagnie, Hartmann, Rivolla, Weidmann, war auch im 3. Stock. Dieser Grimmer von Weimar ist ein hübscher Bursche, gefiel aber gar nicht und das mit Recht. Er ist monoton, unverständlich, zerreisst seine Reden und hat ein unrichtiges Spiel. Band 06 (VI.), Seite 78r
3915 1808 4 21 Ein schöner. warmer Tag. Früh besorgte ich noch einige Geschäfte, fuhr mit Therese durch den Prater zum Nitschner, Seppel führte uns. Speisten da und waren recht guten Humors. Nach Tische stiegen ich und der junge Nitschner in der Artilleriekaserne herum, besuchten Dalberger (?), Wolfscron (?), die Kirche, das Festungsmodell u. dgl. Im Burgtheater ist heute das höchst langweilige Stück „Die Verwöhnten“, im Kärntnertor-Theater wurde „Armida“ wegen Vogls Heiserkeit abgesagt und „Junggesellenwirtschaft“ und „Tanzsucht“ gegeben, im Theater an der Wien „Wladimir“. Ich nahm den Logenschlüssel und persuadierte den alten Nitschner und sie mitzufahren. Die Oper unterhielt sie und Therese recht gut. Schmidtmann spielte den Stummen vortrefflich. Die kleine Resi war auch mit. Band 06 (VI.), Seite 78r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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