Trüb, warmer Wind. Früh studierte ich meine Rolle, dann zum Grafen, mit ihm fuhr ich zu Pichl, das Modell der Ácser Kirche zu sehen. Später ging ich zu Lissl ins Bureau, Therese war bei Stöger in der Lektion. Jean war unser Gast, nach Tische war Leseprobe von „Heirat durch ein Wochenblatt“, „Totenansager“ und „Hymen“. Später mit Nitschner ins Laboratorium, dann in die Josephstadt, zu Haumer, ins Gasthaus, wo ich Röckel bewirtete, dann ins Theater. Senfelds (?) Einnahme „Der feurige Mann“, Zauberspiel in 3 Akten. Es war sehr voll. Haumer und Eckhart kamen nach, ich blieb in Compagnie und fand das Stück nicht schlecht. Im Nachhause gehen hauste ein fürchterlicher Wind. Therese war den Abend allein.
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Früh Regen, dann heiter. Den Vormittag beim Grafen, zum Herz, # auswechseln. Theresens Mutter schickten wir Fisch. Heute sind wegen Vigilien der Kaiserin keine Theater in der Stadt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Es kamen die Rohrweck (?) und Bulla, Therese hatte die letztere den Abend bei sich. Ich besuchte den etwas maroden Kárner und suchte mir Compagnie, um den Abend zu passieren.
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In der Nacht und am Tage außerordentlicher Sturm, mitunter Schnee, kaltes Wetter. Im Kärntnertor-Theater „Armida“, Einnahme der Milder, letztes Theater vor Ostern. Gewöhnlicher Vormittag, Kárner und Quarin besuchte ich. An Kainovits schrieb ich wegen Roose und Holbein, um ihnen eine Gelegenheit nach Esterháza zu verschaffen. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Nach Tische tranken Bar[on] Beck (?) und Pöhsel (?) eine ganze Bouteille Nessmüllner und waren guter Laune. Abends war Therese mit Werlen, ich war im Laboratorium unseren Arbeiten nachzusehen, suchte mir dann Compagnie, um den Abend zuzubringen. Im Burgtheater „Brautschmuck“. War im Parterre, und im 2. Akt, der Vermählungstafel, auf dem Theater selbst. Es unterhielt mich, alle die Damen im Putz zu sehen.
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Ein stürmischer, rauer Tag, es schneite auch. Den Vormittag beim Grafen, Kárner und Theaterkanzlei. Im Burgtheater „Jahreszeiten". Im Leopoldstädter Theater Tuczeks „Die Eroberung von Malabar“, Oper in 3 Akten. Schöne Musik, aber schlechte Exekution. Therese brachte ihrer Mutter Fisch und Wein zum Geburtstag und speiste da. Ich suchte mir Compagnie, Peter holte mich ab und wir hatten nach Mittag 3 h Probe vom „Totenansager“, „Heirat durch ein Wochenblatt“ und „Hymen“. Um 6 h mit Peter ins Leopoldstädter Theater, wir fanden Kárner in Jauners (?) Compagnie und fuhren zusammen nach Haus.
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Stürmisches Wetter, kalt, Regen, Schnee. Gewöhnlicher Vormittag. Hüttel (?) und Prinster besuchten uns. Mittags allein, nach Mittag 4 h Probe, sie dauerte bis ½ 8 h. Therese blieb zu Haus, ich ging in Peters Compagnie, der uns mit seinen Szenen aus „Hamlet“ und „Fiesko“ marterte. Gleich nach Tisch fuhr Therese zum Bart[l ?] auf die Landstraße, um in Carolus (?) Namen seinen Sohn aus der Taufe zu heben, der den Namen Carl erhielt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).