Warm und heiter. Den Vormittag beim Grafen, der heute um 1 h nach Preßburg fuhr. Mit Nitschner und Frau schlich ich etwas herum. Sie waren heute beim Quarin, der sie sehr freundschaftlich empfing und ihnen versprach, sie am Mittwoch zu besuchen. Mittags sprach ich Peter wegen Patsch. Nach Mittag kam Mayerhofer, ich schrieb, ging dann spazieren, zum Peter, bestellte Obers. Therese, später Werlen kam nach. Wir waren in Peters Gärtchen sehr vergnügt, blieben bis 3 h. Mayerhofer begegnete uns, ging mit und ich ging in Compagnie noch etwas soupieren.
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Ein schöner Tag. Früh sandte Quarin und verschob Nitschners Besuch bis zum Sonnabend. Therese ging zu ihm, um auch die Phillebois einzuladen, welcher es sehr gut aufnahm. Therese fuhr nachher mit mir zum Brandmayer, gingen in seinen Garten und fanden alles in voller Tätigkeit. Therese ging zu Stöger; die Frau fuhr heute mit 3 Kindern nach Baden. Ich erwartete Nitschner, um mit ihm wegen unsererer Theatergeschichten zu reden. Therese war gestern mit der Goldmann beim Eckhart und brachte ihm den Lichtschirm mit dem Monument und dem Motto „Dem Edelsten“; zugleich luden sie ihn auf heute zum Speisen ein. Er war nicht zu Hause, sie begegneten ihm aber und da nahm er die Einladung an. Er ist also heute unser Gast. Im Burgtheater ist heute „Agnes Sorel“, im Kärntnertor-Theater „Rollas Tod“. Nach Tische kamen mit Nina Plank (?) und Kempfler (?), später Goldmann Josephine, Bulla, Werlen und Gold. Letzterer machte wieder wegen der Rodler und seinen Rollen so viel Anstände, dass ich böse wurde und ihm sagte, ich kann nichts ändern, finde es sehr undelikat und er soll es mit Nitschner ausmachen. Dann gingen wir außer Gold (?) alle in den Prater. Nina, Goldmann, Plank und Kempfler kehrten gleich in die Stadt zurück, wir blieben, ich traf Kárner, Hampel, Nitschner. Gegen Abend gingen Therese, Bulla und Werlen zu Peter, Mayerhofer kam nach. Wir ließen uns Bier, Kälbernes und Würste bringen, und waren sehr vergnügt. Bis 10 h saßen wir im Garten und lachten sehr viel.
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Heiter, aber kalt. Früh schrieb ich zu Haus, Therese rangierte und machte alles, weil unsere sehr empfindliche Mademoiselle wegen einem Zeckenstich in die Wade liegt. Therese ging zur Stöger und speiste bei ihrer Mutter. Im Burgtheater „Einquartierung“, dann „Helena und Paris“, im Kärntnertor-Theater „Alte und neue Welt“, im Theater an der Wien „Adalrich“. Wegen Neuville wurde der Ballett abgesagt und dafür „Milton“ gegeben. Ich besuchte Kárner, um mit ihm wegen einem Quartier für den jungen Bix zu reden, dann mit dem Stessel, wo ich für Marcus einen Tabaks-Pass zu besorgen übernahm. Ich kam mit Peter zusammen und fand Compagnie zum Speisen. Gleich nach Tisch schrieb ich der Krieghammer. Therese besorgte mir einige Gänge und war abends allein zu Haus. Ich ging später zu Peter, abends nach Haus und nach Erholung und eingenommener Pastete ins Kärntnertor-Theater, wohin auch Patsch kam, ich die Saalischen fand und so der Compagnie wegen blieb.
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Windig, großer Staub. Früh harcelierte ich mit Nitschner wegen Nachgiebigkeit gegen Gold. Später fuhr ich mit Therese zum Keglevich, zum Wisenfeld wegen Tabaks-Pass für Marcus und zum Peter, wohin ich wegen Reparatur den Bschaidner bestellte. Therese aß bei ihrer Mutter, ich ging mit Peter zu ihm speisen. Nach Tische kamen Mayerhofer und Röckel, wir schwatzten und ärgerten uns. Nach Mittag war ich zu Haus, Therese auch, wir hatten Besuch von der Umlauf. Abends ging Therese mit ihrer Mutter, Nina, Bulla und Werlen in die Loge im Theater an der Wien „Idas und Marpissa“. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Das Milchmädchen“, Singspiel in 2 Akten von Leroy (?), nach Sewrins (?) Vaudeville von Treitschke, Musik von A[nton] Fischer, Kapellmeister an der Wien. Im Burgtheater geben sie heute nach vielen Jahren wieder „Das öffentliche Geheimnis“. Es war nicth voll, ich kam mit Michel, Castelli, später mit Klimbke und Kárner zusammen. Die Musik ist sehr entlehnt, besonders aus den „Deux journées“, das Sujet langweilig, am wenigsten war das Publikum mit dem lokalen Reden des Weinmüller, mit dem Kleiderwechseln des Obigen mit Neumann zufrieden. Die Oper gefiel nicht. Von da ging ich ins Burgtheater und sah noch den 5. Akt. Es war nicht fleißig memoriert und gefiel auch nicht mehr. Mit Umlauf war ich zwischen 1. und 2. Akt im Bierhaus, und fanden zusammen, dass die Oper ihr Grab findet.
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Ein schöner und für mich auch freier Tag, denn mein Graf ist in Preßburg. Früh arbeitete ich, sah im Hause herum. Im Burgtheater „Milchmädchen“, im Kärntnertor-Theater „Macbeth“, an der Wien „Kaspar der Thorringer“, ich besuchte Stessel, um ihm zu sagen, dass Marcus seinen Tabak in einigen Tagen bekommt. Später kam Nitschner, brachte alle Rollen zum Quodlibet, und schrieb Probe am Montag drauf, schickte Lotti damit herum. Mit Nitschner verabredete ich zu speisen, und abends ins Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Der Feldtrompeter“ als Oper von Perinet und Musik von Kauer, dann „JugendFleiß“, Lustspiel in 1 Akt von Hirschfeld, worin die Pepi Hensler exzelliert. Zu uns gesellten sich noch Peter und Mayerhofer, welche wir im Garten bei den Sieben Kurfürsten traktierten. Nach Mittag ging Nitschner in den Prater, ich zum Ritter, dann zum Peter, wo ich mit Prinz war. Dann ins Leopoldstädter Theater, Mayerhofer ging gleich mit, Peter kam nach. Die Oper langweilte mich mehr, und dauerte zu meinem Verdruss 2 Stunden. Zu Hause fand ich Briefe vom Grafen, die mich für den morgigen Vormittag ganz beschäftigen. Therese war den Abend mit Jo[sephine] und Bulla und waren zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).