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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3916 1808 4 22 Ein schöner Tag. Früh arbeitete ich, ging mit Dolleschel und Eichinger (?) zu zahlen, war eine Weile im Haus und schlich so herum. Mittags aßen Therese und ich allein, Peter war Zuseher. Mit den Goldmannischen war ich in der Lizitation und kaufte da ihrer Mutter 2 Bouteillen Tokajer. Nach Tische mit Nina, Goldmann Josephine, Werlen zu Peter, wo auch Mayerhofer (?) war, um über unser Quodlibet am 15. Mai zu deliberieren. Gegen Abend in die Stadt, im Kärntnertor-Theater „Othello“, im Burgtheater „Orpheus“. Ich war auch auf dem Theater, sprach mit Fischer, Rösner wegen Parten vom „Dorfbarbier“, mit Retzer wegen Partitur, etc. Therese war mit Bulla, Goldmann und Werlen zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 78r
3917 1808 4 23 Trüb. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an Patsch, ging ins Haus zum Grafen. Therese zur Stöger, ich gratulierte im schwarzen Anzug dem Hofrat zur Georgsfeier. Heute muss ich noch vom Montag den Actus im Theater an der Wien „Adalrich Markgraf von Mähren“ nachtragen. Beim [..?. Zahl fehlt] Akt stürzte ein Pferd, doch ohne Reider, ins Orchester hinab, welche zum Glück leer war, zertrat mehrere Instrumente, wollte auf’s Theater zurückspringen, konnte nicht, und wurde ohne alles Unglück auf der Vogonedi-Seite durchs Parterre abgeführt. Nur mehrere Damen und Messieurs verloren Hut, Umhangtücher, Shawls, Ridiküls, Schnupftücher etc. Die Verwirrung soll außerordentlich gewesen sein. Ich ging zu Rohrweck wegen Schneiden der roten Gläser in die Kandelaber, zum kranken Kárner, in die Theaterkanzlei und ins Bureau des Mayerhofer (?). Kárner kann sich nicht erholen, er kränkelt den ganzen Winter. Mittags sprach ich Peter und sagte ihm, dass er nach Mittag von mir besucht wird. Eckhart war nach 4 Wochen wieder unser Gast, groß war die Freude, ihn wieder bei uns zu haben. Nach Mittag erhob sich ein starker Wind. Ich arbeitete, ging zu Peter. Im Leopoldstädter Theater ist zum 1. Mal „Götz von Berlichingen“ von Goethe, im Burgtheater „Leinenweber“ und „Pompejanum“, im Kärntnertor-Theater nach langer Zeit wieder „Das Schreibpult“. Therese unterhielt sich den Abend mit Werlen. Ich blieb bis 8 h bei Peter, es kam auch Mayerhofer (?), welcher mich begleitete. In der Stadt ging ich noch ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater, wo ich gleich Compagnie fand und blieb. Band 06 (VI.), Seite 78r
3918 1808 4 24 Ein trüber, kühler Tag. Meines guten, edlen Vaters Namensfeier. Voll des Danks erinnere ich mich des Biedermannes, seiner Wohltaten. Früh arbeitete ich, besuchte den kranken Kárner und ging in die evangelische Kirche, es predigte Wächter. Im Burgtheater „Gulistan“, Kärntnertor-Theater „Julchen“, Leopoldstädter Theater „Götz von Berlichingen“. Therese speiste allein, ich kam mit Peter und Mayerhofer zusammen, und aß bei Nitschner, da er mich schon den ganzen Morgen begleitete. Den beiden anderen gaben wir nach Mittag das Rendezvous im Prater. Zu Haus fanden wir die junge Frau sehr übel. Es gab ein jämmerliches Spektakel, ich war mit Ellinger (?) fast allein am Tische. Nitschner blieb zu Haus, ich fuhr zur Rasumofsky-Brücke, ging in den Prater, traf Prinz, Filath, Kárner, ging in seiner Compagnie herum. Er fuhr nach Haus, ich ging ins Leopoldstädter Theater. Fand auch da Compagnie, langweilte mich aber ganz außerordentlich. Therese ging nach Tisch mit Rodler zur Hocheder, dann auf die Bastei und August[iner]gang, wo der Kaiser, Kaiserin, des Kaisers gestern angekommene Schwester, mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Anton von Sachsen vom Albert herabkamen, der ein großes Diner gab. Nach Mittag waren sie auch im Prater, wo sie fast von Staub und Menschen verdeckt waren. Therese war abends zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 78v
3919 1808 4 25 Außerordentlicher Staub. Um 8 h mit Nitschner zum Quarin, dann zu Gold. Später fuhr ich zu Brandmayer, war bei Terzaghi mit einem Brief, in der Theaterkasse; Therese begleitete mich. Heute früh starb Großbauer (?) an Blutspeien; ein großes Unglück und unbeschreiblicher Jammer für die Familie. Sie ließ uns selbst die Trauerpost melden. Ich ging zum Rohrweck, Prinz, schlenderte herum. Mittags allein, nach Tische kam die Bulla. Wir begaben uns mit ihr zum neuen Reimannischen Haus, sahen das Gärtchen des Freundes, mussten die Nigris (?) besuchen und gingen von da zur Töpfer, um Mutter und Tochter auf morgen zum Speisen zu laden. Bulla, Werlen und Mayerhofer (?) blieben bei Therese, letzterer quälte fast mit Vorlesungen aus Hoffmannischen Stücken. Ich ging ins Theater-Bierhaus, ins Kärntnertor-Theater „Ersatz“, Lustspiel in 4 Akten, Mad. Brochard (?), Mutter der Renner und kön[iglich] bay[rische] Schauspielerin, als Mad. Herz. Ich kam mit Prinz zusammen, fand Schmirer Jeanette, Fallon (?); die Mad[ame] gefiel, mir trug sie zu stark auf und übertrieb manches. Sie wurde trotz des leeren Theaters vorgerufen. Gegen 9 h fing es zu regnen an. Band 06 (VI.), Seite 78v
3920 1808 4 26 In der Nacht und den ganzen Tag Regen; welche Wohltat ! Segen und Gedeihen schafft dieser Regen. Früh arbeitete ich. Die Sieber, welche bei uns frühstückte, reist heute nach Eisenstadt. Therese schrieb meiner Mutter und ging dann zur Stöger. Ich besuchte Kárner, der wieder kränker ist. Die Töpfer, Babett und Peter waren auf Schinken unsere Gäste. Peter quälte Therese so lang, bis sie versprach, die Paulowna zu spielen. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Csekonics. Abends begab ich mich ins Burgtheater „Ring“, im Theater an der Wien „Lodoiska“. Brockmann spielte den Klingsberg mit sehr viel Laune und war sehr gut angezogen. Ich blieb 3 Akte, dann suchte ich mir Compagnie um etwas zu soupieren. Mayerhofer, den ich aufsuchte, und Werlen waren bei uns. Band 06 (VI.), Seite 79r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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