Ein schöner warmer Tag. Den Vormittag war ich sehr beschäftigt. Ich fuhr in Reimanns neues Haus, zu Brandmayer, in die Porzellanfabrik und schrieb an den Grafen einen langen Brief. Therese fuhr mir der alten, ich mit der jungen Nitschner zu ihnen speisen. Vorher hatten wir einen Strauß mit Peter, wegen seiner Wut, 3 Zarenszenen zu spielen. Bei Tisch war Werlett (?), mit diesem plauderte ich. Gegen 6 h kamen Quarin und Phillebois, Frau und Babett. Sie blieben bis 8 h, sie sahen alles an und es gefiel ihnen außerordentlich. Nach ihnen gingen wir noch in den Garten, suchten uns einen Platz zur Illumination am Geburtstag des alten Herrn und gingen um 9 h über den Rennweg nach Haus.
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Unerträglicher Staub. Früh arbeitete ich. Koch kam und ersuchte um Verwendung wegen des entlassenen Arminy (?). Ich ging mit ihm in die evang[elische] Kirche, sah auch Patsch. Therese ging mit Bulla, Rodler und Goldmann in den Prater, von da mit Goldmann in den Augarten, wohin sie Mayerhofer begleitete, ins Konzert der Mad. Pinton (?), wobei der Sopran Todi (?) sang, „Aeneas in Carthago“, Oper in 2 Akten von Liverati. Ich holte um 12 h Peter ab, wir kamen nach, langweilten uns und gingen um ½ 3 h zu den Sieben Kurfürsten im Garten speisen. Nach Mittag wurde bei Peter Kaffee getrunken, wobei auch die Mayerhofer war. Therese ging mit der Goldmann nach Haus, weil sie im Kärntnertor-Theater im „Öffentlichen Geheimnis“ zu tun hatte, ich mit Mayerhofer in den Prater. Der Staub ließ mich nicht aushalten, ging mit meiner Compagnie zu Peter, soupierten da. Dann nach Haus, wo ich die Csekonics fand, welche Therese abends auf die Bastei spazieren führte. Bulla begleitete sie. Es war viel galante Welt anwesend.
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Großer Staub. Das Weib des Schnürmeisters an der Wien Wild fand man früh auf der Schmid-Seite des Kärntnertor-Theater vom Schnürboden herabgestürzt tot liegen. Den Vormittag sehr beim Grafen beschäftigt. Therese ging mit den Hofrat Stögerischen, Goldmann zu Peter, wo sie den ganzen Vormittag blieben. Mittags mit der Csekonics allein. Nach Tisch war Probe vom Quodlibet, und zwar Leseprobe. Da kam Nitschner und sagte, er spiele den Affenpreis nicht, weil er nicht Latein kann, die falsche Scham hinderte ihn, dies früher zu gestehen. Diese neue Änderung nach so vielen Änderungen verdross mich und ich sagte, dass ich auch meine Szenen wegließe. Die Sache gab sich und ich wurde ausgesöhnt. Mit Gold und Peter gab’s Spaß, die sind schon Antagonisten. Um 6 h ging ich auf den Markt, dann zu Peter, wo ich in seiner Compagnie den Abend zubrachte. Therese war mit der Csekonics, Carl und Werlen zu Haus und unterhielten sich mit Musik.
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Stürmisch, trüb; möchte es doch regnen ! Nach Tische 2. Probe. Baron Sobek (?) ließ mich zu sich rufen. Ich ging zu Scheiger wegen Zimmer für den ungarischen Sekretär. Eckhart und Peter waren unsere Gäste. Im Kärntnertor-Theater „Merope“, im Burgtheater „Junggesellenwirtschaft“ und „Dorfbarbier“, im Theater an der Wien „Brautschatz“ und „Harlekin auf den Alpen“. Die Probe ging ziemlich gut, sie dauerte bis 5 h. Dann wieder zu Sobek, um zu sagen, dass wegen der 2000 fl. keine Hoffnung sei. Mit der Csekonics ging ich zu Peter, ich fand dort schon Therese, beide Goldmann, Werlen und Mayerhofer. Wir unterhielten uns mit Singen, Repetieren unserer Szenen. Peter und Mayerhofer hetzten sich wegen Tragischem. Es wurde gegessen und getrunken.
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Trüb und kühl. Den ganzen Vormittag beim Grafen, wo ich mit ihm und dem groben Koch viel Verdruss hatte. Mit dem ungarischen Sekretär Légrády (?) ging ich zu Scheiger und wies ihm sein Zimmer an. Therese war bei Stöger, die Frau ist in Baden. Mittags allein. Nach Tische kam Rökkel, die Goldmann, Jos[ephine]. Ich passierte die Rollen, probierte meinen Essex-Anzug. Therese und Goldmann besuchten Rösler und blieben den Abend da. Csekonics, Sohn und Werlen kamen auch. Ich ging auch einen Augenblick zu Rösler. Die Csekonics kam nicht nach. Dann begab ich mich in Kárners und Jauners Compagnie ins Theater an der Wien, den Abend zu passieren. Zum 1. Mal „Demophon“, Oper in 3 Akten aus dem Französischen des Desriaux von Castelli, Musik von Vogel. Schöne Musik, sonst langweilig. Die Bearbeitung gelang nicht, auch machte die Oper kein Glück.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).