Ein schöner Tag. Die Entzündung unter dem linken Arm verursacht mir solche Schmerzen, dass ich die ganze Nacht im Fieber und schlaflos zubrachte. Ganz ermattet ging ich früh zum Grafen, Theaterkasse, Fürst Batthyány, führte dann den ungarischen Sekretär Légrády bei Scheiger auf, wo er wohnen wird. Ließ Nagl (?) wegen Veränderung der Loge im Kärntnertor-Theater in No. 5 rufen. Mayer und Frau von Hetzendorf besuchten uns. Eckhart kam, besah diese heftige Entzündung, verbot das Ausgehen und das Spielen, welch ein Schlag ! Verordnete alle 2, 3 Stunden die Knöcheln (?) umzuschlagen. Peter und die Csekonics, welche nach Tische mit Langreuter nach Haus fährt, waren unsere Gäste. Die alte Töpfer holte den Buberl zum Waschen ab. Nach Mittag war wieder Probe von unserem Quodlibet, Weil selbe als Generalprobe dienen sollte, dauerte sie bis nach 8 h, wozu die Korrektionen des Buches nicht wenig beitrugen. Ich hatte abends ein heftiges Fieber, Beginn meiner Leidenstage.
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Schlaflose Nacht, Mangel an Appetit, heftige Schmerzen. Am Vormittag im Bette. Mittags fing es heftig zu regnen an. Weil heute Norma-Tag ist, Produktion des Quodlibets bei Nitschner. Trotz meiner Krankheit schlichtete ich und vollendete die Geschäfte meines Grafen, der zweimal bei mir war, besorgte die so zahlreiche Garderobe, beorderte Sartory zu Nitschner. Bei mir versammelten sich alle Damen, Nitschner fuhr mit den 2 Goldmann, Werlen und Rodler um 12 h weg. Mayerhofer fuhr mit Werlett. Ich aß nichts, war mit Therese allein. Ruhte nach Tische und entschloss mich, um 4 h hinauszufahren. Schon im Wagen empfand ich außerordentliche Schmerzen. Alles empfing mich freudig. Es wurden Terzett, Duett und Chor probiert. Theresens Mutter, welche mit uns fuhr, unterhielt sich bei Nitschner. Ich ruhte bis 6 h, da fand sich’s, dass Therese meinen neuen Frack vergaß. Schnell sandte ich den Artilleristen Müller darum. Kárner und Hampel kamen gar von Dornbach. Massbruck mit Frau, Weigl mit Töchtern, Kridl, Martin (?), Kempfler (?). Schon in der 1. Szene verdarben Mayerhofer und Sollberger (?) alles, ich zürnte mich sehr. Bei anderen Szenen ging es gut, die Szene aus Essex war sehr brillant. Mehrere Szenen gefielen sehr. Als Vanderhusen war ich schon sehr matt, ich hatte Fieber; es ging doch. Man sagte mir viel Verbindliches für das Opfer, das ich der Gesellschaft brachte. Ich setzte mich nach dem Vanderhusen ins Parterre zur alten Nitschner, die mich den König der Gesellschaft nannte. Die Oberstin kam nach dem Chor zu uns in die Garderobe, dankte, küsste meine Frau und machte große Äußerungen der Freude. Ich hüllte mich in meinen wattierten Überrock, nahm mein Weib, Mutter und Nina und fuhr gleich nach Hause. Schlaflose Nacht.
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Schlaflose Nacht und schmerzvoller Tag. Am Vormittag lag ich, bekam Besuche von Goldmann, Bulla, Rosel, Werlen, Mayerhofer, Peter etc. Mittags mit Therese allein. Ich aß nichts. Nach Mittag saß ich in meinem Sorgenstuhl. Um 6 h wurde das Fieber so heftig, dass ich mich schnell legen musste und mit großen Schmerzen die Nacht durchbrachte.
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Abwechselnd Regen. Schlaflose Nacht, heftiger Schmerz, Mangel an Esslust und beklemmter Atem, so ist mein Zustand. Die Entzündung mehrt sich, auf der Brust fuhr mir eine Blase auf, die mich sehr schmerzt. Eckhart und Quarin, welcher unvermutet kam, trafen zusammen. Quarin bot sich an, mir den Leber (?) zu schicken, welches ich nicht abschlagen kann, so gerne ich es möchte. Mittags stand ich auf, um nichts zu essen. Peter und Mayerhofer waren unsere Gäste, mit letzterem hatten wir Spaß. Die gewöhnlichen Besuche kamen, auch Légrády, Scheiger, Bulla, Nina. Mit Peters Gratulation gab’s Jux.
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Etwas Regen. Peters Namenstag. Früh kam Leber, schon um 6 h sandte Quarin, mir dies zu avisieren. Leber griff mich äußerst unsacht an und verordnete mir auf der Blase einen Terpentin- und Kampfer-Balsam und ein Eichel-Pflaster über das Ganze. Eckhart schien es etwas übel zu nehmen und wollte mir auf den hinteren Teil einen Vesikator setzen. Um alles zu tun, was mir nützlch zi sein schien, beschloss ich, mir abends eine ganze Vesikatur setzen zu lassen. Mittags kamen Peter und Mayerhofer. Therese und ich machten Peter ein Geschenk mit einem Déjeuner auf 6 Personen von weißem Porzellan, welches ihn zu freuen schien. Ich saß und aß nichts, alles schmerzte mich und keine Hoffnung zur Besserung. Ich war wenig allein. Peter ging abends nach Haus, seinen Geschäften und seinen Leuten nachzusehen. Um 10 h wurde mir die Vesikatur appliziert, wobei Peter, Mayerhofer und Werlen waren. Ich hatte wieder eine Nacht zum Verzweifeln.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).