Veränderlich. Ankunft des Grafen. Am Vormittag blieb ich wie täglich im Bett und hatte die gewöhnlich alten zärtlichen Besuche, wozu auch die alte Töpfer kam, die unser Gast war und bis Abend blieb. Nach Mittag hinderten mich die Kopfschmerzen etwas zu arbeiten. Es kam die jüngere Goldmann und gegen 5 h der Graf, eben als er vom Wagen stieg, Er war sehr gut und fragte mich um mein Befinden. Wir sprachen verschiedene andere Gegenstände, dann ging er. Therese war zu einem Besuch bei der Phillebois. Ich schlenderte, weil es etwas warm wurde, in die Cames[inasche] Buchh[andlung] auf den Hohen Markt, zum Rohrweck und am Graben herum. Um 7 h lag ich schon. Die Bulla und Joseph[ine ?] waren bei uns.
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Veränderlich. Früh schlief ich erst ein, ich hatte die Nacht fast durchwacht. Der Husten und Schleim verursachten mir heftige Kopfschmerzen, ich fühle mich außerordentlich matt. Um 9 h stand ich auf und schleppte mich zum Grafen, saß da ein paar Stunden, schlich in die Theaterkasse, suchte Compagnie und kam mit Peter zurück. Mittags allein, nach Tische kam der Graf. Es waren eben Goldmann Therese, Werlen und Gewey da, und sagte mir, dass ihm der Quarin versicherte, ich müsste wegen Luftveränderung und Ruhe auf 4 Wochen nach Baden. Abends war Werlen allein da, um 9 h erst kam Peter. Es wurden wieder Gedichte gelesen, räsoniert. Um 10 h gingen sie und ich schlief ein zu einer sehr unruhigen Nacht. Heute debütierte Mad. Voss im „Machtspruch“ und gefiel sehr.
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Am Tage heiter, warm, am Abend türmten sich Gewitterwolken auf und es regnete etwas. Um 9 h stund ich auf, zum Grafen und Theaterkasse schleppte ich mich. Mittags allein; ich aß mit wenig Appetit. Nach Mittag kam ich nicht mehr aus dem Hause. Es kamen Nitschner, seine Resi, Rodler, die uns beiden die Haare schnitt, Nina, Werlen und Gewey. Nach 7 h waren wir allein. Es besuchte uns noch Klimbke und schenkte uns den Abend.
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Ein schöner, warmer Tag. Am Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, plauderte mit Werlen herum, mit Nitschner, ging in sein Gewölb und kam in Peters Compagnie. Hörte von der Unverschämtheit Mayerhofers, dass er alle Leute narren will mit seiner Laxenburger Reise. Mittags allein, nach Tische ging Therese zum Scheiger wegen einem Ring für den Grafen, dann zur Josephine, um sie zu einer Spazierfahrt in den fürstl[ichen] Landstraßer Garten einzuladen. Dann zu Nitschner, beide Goldmann und Werlen waren auch in der Gesellschaft. Ich übergab dem Bartl die 2# als Rest vom Patengeschenk. Wir durchstrichen den Garten, ich lagerte, um zu ruhen und erwartete die anderen. Therese und Pölt gesellten sich zu mir und blieben bei der Grotte bis ½ 7 h sitzen, dann machten wir uns auf den Weg zu Nitschner. Wir fanden alles im Garten, es war die Fleischhackerin samt Tochter und Gemahl da. Dann gingen wir ins Salettl, die Gesellschaft trank Milch und aß Butter, ich 3 weiche Eier. Gegen 9 h fuhren wir nach Haus. Ich hatte keine gute Nacht.
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Wie gestern. Der Vormittag wie gestern. Ich bin sehr schwach, der krampfhafte Husten quält mich so sehr als die Goldene Ader. Mittags allein, nach Tische kam die Hitzinger mit der Kaintschin (?), später die 2 Goldmann, Bulla, Nina, Nitschner und Werlen. Es wurde geschäkert und gelacht, ich machte eine Weile mit, arbeitete, schrieb an Kárner wegen Geweys Oper und sagte wegen Hummel derb meine Meinung. Abends wollte ich spazieren gehen, da aber Nitschner und Goldmann Josephine blieben, so ging ich nicht mehr aus. Nitschner sah bei mir Duports letztes Auftreten im „Figaro“.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).