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Anzeige von 4001 - 4005 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4001 1808 7 16 In Baden. Kühl, windig. Noch konnten wir nicht erfahren, wo es gestern abends brannte. Die Röte und selbst die Flammen über dem Sauerhof ließen ein großes Feuer vermuten. Später hörten wir, es sei in Sollenau gewesen und durch Tabakrauchen entstanden. Ich schrieb der Sepherl, gab ihr verschiedene Aufträge, schrieb dem Eckhart über mein Befinden und war eine Weile auf dem Gang. Nitschner kam mit seiner Gattin, erzählte mir Manches von Wien, brachte Komödienzettel und Zeitungen. Wir aßen das Junge vom Gansel, holten uns beim Schenk Pöttschinger Sauerbrunn und schlenderten auf die Braiten speisen. In einer Laube postierten wir uns und waren recht lustig. In einer Filialhandlung von Geistinger (?) fanden wir Mahlknecht (?), Nitschner kaufte da Verschiedenes. Seine Gattin und Therese gingen ins Peregrini-Bad, er nach Haus und erwartete Sollberger und Major Majonits von Wien. Ich schrieb, las zu Haus und erwartete Therese. Man plagt mich heute, mein Schärflein zu Fermiers Einnahme beizutragen „Beschämte Eifersucht", Lustspiel in 3 Akten und „Capitän Cook", Ballett in 2 Akten vom Heiss. Ich langweilte mich wie gewöhnlich und saß viel auf dem Theaterbankl. Das Ballett war gar nichts, nur das Solo von Marschall mit den 2 Fahnen war hübsch. Ich schlenderte mit Nitschner, Carli (?) Schmirer und Masini, nach dem Theater in den Park und mit den 2 Nachbarinnen nach Haus. Therese hatte Besuch von ihrer Mutter und verfertigte sich einen Hut. Band 06 (VI.), Seite 92r
4002 1808 7 17 In Baden. Ein schöner, warmer Tag. Wir schliefen gut. Früh kam der Hofkonzipist Predetitz (?) mit einem Brief von Lissl wegen Quartier für Rosina. Ich ging mit ihm Zimmer suchen und nahm gleich jenes in No. 63, vis-à-vis vom Grünen Baum. Dies schrieb ich ihm und gab Nina den Brief samt schmutziger Wäsche mit. Ich suchte Nitschner und Sollberger, fand selbe auf dem Platz. Da blieben wir bis nach geendigter ½ 12 h Messe, dann ging’s in den Park. Therese war bei ihrer Mutter und gab Nina den Buberl mit. Mittag aßen wir zu Haus, nach Mittag ruhte und schlief ich, Therese machte der Spuler einen Besuch. Um 6 h gingen wir – Nitschner, die Oberkornischen und Sollberger, sie machte eigene Compagnie – nach St. Helena. Ein paar hundert Wagen und alle Tische besetzt trafen wir da, den Koch, Schmutz (?) sprachen wir. Wir gingen zur Maut und fanden da noch den Wittmann, unseren alten Bekannten vor 3 Jahren. In seinem Gärtchen ruhten wir uns aus, er begleitete uns über den von ihm neu gelegten Steg auf die Wiese, da hörten wir Terzetten und Quartetten singen und ein Instrument akkompagnieren. Als wir näher kamen, waren es Kamper (?) mit Stein (?), der die Orphica vortrefflich spielte, zwei andere noch, wovon ich einen kannte. Sie unterhielten uns vortrefflich und begleiteten uns auch. Wir sahen à l' Esperance Nitschner und Sollberger fahren und zwar in sehr verdrießlicher Stimmung. Desto besser war die unsrige, denn sehr angenehm überraschte uns die Musik. Um 10 h kamen wir zurück. Band 06 (VI.), Seite 92v
4003 1808 7 18 In Baden. Sehr warm. Am Vormittag zu Haus. Ich unterhielt mich eine Weile mit Lampi und Anhang, erhielt ein Billett von Nitschner, worin er mir klagt, dass durch die Sollb[erger] seine Frau die Haarlocke der G[oldmann] entdeckte, wie unvorsichtig, und dass er sagte, sie sei von Therese; noch dümmer ! Therese ging zu ihrer Mutter und mit der Oberkorn (?) in den Park. Ich schrieb an Peter, ging zum Grünen Baum und bestellte für morgen für 5 Personen Essen, dann auch in den Park. Therese und ich fanden Nitschner, behandelten sie kalt. Mittags zu Haus. Nach Mittag 5 h gingen wir ins Peregrinusbad, holten die Oberkorn im Petersbad ab und gingen nach Sooss. Erst nach 7 h machten wir uns auf den Weg, und lenkten gleich rechts über die Felder und Wiesen, es war ein angenehmer Gang. Um 8 h waren wir bei der Kirche, die außer dem Dorf von einem tiefen Wassergraben umgeben, mit Bäumen besetzt, sehr romantisch liegt. Als der Lehrer zum Gebet läutete, sahen wir hinein. Sie ist alt und gotisch, das Sanktuarium aber neu gebaut. Auf dem Hochaltar ist die heilige Anna und ein in Tirol in Absam in einem Fenster erschienenes Marienbild. Wir gingen durch das Dorf, welches 2 Tore und Mauern als Überbleibsel einer Stadt hat und 48 Häuser und 400 Seelen zählt. Das Wirtshaus ist sehr alt, man sagt etwas von 1500 Jahren. Im Rückweg war es finster und die Oberkorn führte uns zweimal irre, so dass wir einen sehr beschwerlichen Weg zwischen Feldern gehen mussten, um auf die Landstraße zu kommen. Erst nach 10 h kamen wir zurück. Band 06 (VI.), Seite 92v
4004 1808 7 19 In Baden. Sehr warm und staubig. Die Hitze jagte mich früh aus dem Bette, ich schlich herum, las, schrieb. Um 11 h ging ich in No. 63 um Lissl und Krauss (?) zu erwarten, dann in den Park. Mittags bestellte ich für 5 Personen – für obige, Suchodolsky und Saar (?) – einen Extratisch beim Grünen Baum. Therese hatte ihre Mutter zu Gast und aßen zu Haus. Lissl suchte mich im Kiosk; wir gingen ins Quartier, sie waren mit allem zufrieden. Dann zum Speisen, wir waren sehr munter und zechten wacker. Nach Mittag suchten wir eine Stunde im Theresienbad zu bekommen. Ging in den Ursprung hinein, der mir gar nichts machte, in Scheiners Kaffeehaus. Dann fuhren Lissl und Saar mit der Sophie (?) weg und ich führte beide ins Theater „Die Zanksüchtigen“, Lustspiel in 3 Akten, uralte Farce und elende Vorstellung; wir langweilten uns. Nach dem Theater in den Park und ins Bierhaus soupieren. Therese unterhielt sich mit ihrer Mutter und war en visite bei der Oberkorn im Spital. Zu Hause fand ich einen Brief vom Grafen und eine Kiste mit 12 Bouteillen Nessmüllner. Ersterer war noch von Preßburg geschrieben. Der Wein freute mich sehr. Band 06 (VI.), Seite 93r
4005 1808 7 20 In Baden. Warm. Früh schrieb ich, ging in des Grafen beide Häuser wegen Zimmer, Betten etc., zum Zinnicq, wo ich in Verlegenheit wegen dem Stall kam. Ich wollte gleich welchen suchen, da drang sich die Dornheim (?) auf, mitzugehen. Ich nahm den Stall bei Schildknecht, ging zur Krauss, führte sie ins Theresienbad und schrieb dann bei ihr einen langen Brief an den Grafen. Mittags fanden wir uns im Park, wohin auch Therese kam. Die Damen setzten sich in eine Laube, ich ging in dem Park und Kiosk herum. Sie speisten zu Haus von der Krone, wir auch von der Nany. Nach Tische ging Therese baden, ich las Zeitungen und unterhielt mich mit unserem Leutnant [ ... Name fehlt] vom Fuhrwesen. Seine Mama Baumgartner (?) sandte ich mit einem Brief wegen Fourage an Hofer nach Münchendorf. Um 6 h kam die Krauss und Suchodolsky, wir besuchten den Doblhoff-Garten, tranken in der Meierei Kaffee, gingen durch die Mühle in die Weingärten nach dem Kalvarienberg in die Anlagen des Lang, die sehr gefielen. An jedem schönen Plätzchen weilten wir, schlichen dann durch den Park hinab, um im Bierhausgarten zu soupieren. Nachher lockte uns Musik von der Harmonie noch einmal in den Park. Um 11 h kamen wir nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 93r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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