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Anzeige von 4006 - 4010 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4006 1808 7 21 In Baden. Die Hitze dauert fort. Früh schrieb und las ich, um 10 h wegen Stall in Schildknechts Haus, in die Pfarrkirche, wo zum Abschied des Kaisers ein feierliches Hochamt gehalten wurde. Dann zur Krauss und in die Probe vom heutigen Mohren-Ballett. Da fand ich den zum Verschwender erklärten Marinelli Carl, Landerer und Switil, den jungen Landl (?), Fermier und Billinger ? Ich blieb eine Weile, dann in den Park. Therese war mit der Krauss in einer Laube des Parks, wo ich sie abholte. Im Kiosk sprach ich Nitschner, Frau, die ihre Resi von Wien brachte. Ersterer kann wegen Schmerzen eines Hühnerauges, welches ihm eine Jüdin aufschnitt, nicht gehen. Mittags besuchten wir Stuhlhofer (?), der Therese alle Zweifel wegen des Badens nahm und ihr das Johannes- oder Engelsbad empfahl. Wir aßen zu Haus, nach Mittag ruhte ich, Therese badete beim Peregrinus. Nach 5 h kamen Krauss und Suchodolsky, ich führte sie in Scheiners Kaffeehaus, blieb bis nach 6 h und trug dann ein Scherflein zu Franz Marschalls Einnahme bei. Anstatt der verbotenen „Barmherzigen Brüder" gab er „Alle strafbar", Lustspiel in 2 Akten und ein großes Mohrenballett in 2 Akten von ihm. Dabei tanzten Heiss und Frau, er und seine Frau, Allram (?), 2 Wilhelm und mehrere Figuranten. Nitschner und Frau fand ich gleich beim Eintritt, vor der Tür saß Frau v. Piber (?) von Pest, welche mit ihren 3 Mädchen in Baden ist. Mit diesen unterhielt ich mich und entschädigte mich für die schlechte Produktion des Stückes und Balletts, wobei die Garderobe das Beste ist. Therese ging mit ihren beiden Weibern ins Engelsbad des Doblhoff. Ich ließ ihnen die Bäder zeigen und Therese bestellte sich No. 3 zum Baden für morgen 7 h. Nachher führte ich Therese auf die Braiten, nach Leesdorf und kamen durchs Fischertor zurück. Im Park holten sie mich ab, die beiden gingen nach Haus, Therese mit mir und Gold ins Bierhaus, wo wir Nitschner und den naseweisen Schloissnigg fanden. Band 06 (VI.), Seite 93v
4007 1808 7 22 In Baden. Sehr windig und unerträglicher Staub. Vor 7 h ging Therese zum ersten Mal ins Engelsbad, Nr. 3, mit Kopfschmerzen, kam auch zurück und musste sich legen. Ich schrieb, las, besuchte Krauss, ging in den Stall, ins Schildknechtische Haus, dann in den Park. Traf Nitschner, Gold, Markel (?), Piber, später in der Laube Therese mit Krauss und S[uchodolsky ?] Mittags zu Haus, nach 6 h kamen beide Damen, ich führte sie zu Scheiner und ins Theater „Heinrich der Stolze". Therese ging nach Haus und erwartete Nina und Rodler. Letztere kam nicht. Ich besuchte den Park und ging mit den 2 Damen ins Bierhaus soupieren. Vom Grafen erhielt ich mehrere Aufträge, auch dass ich Montags nach Wien muss, welches mir sehr ungelegen kommt. Band 06 (VI.), Seite 93v
4008 1808 7 23 In Baden. Fataler wie gestern. Früh badete Therese und schlug ihr gut an. Nachher gingen wir in den Doblhoff'schen und Wetzlarischen Garten. Ich frug mich in beiden Kanzleien wegen Haber an, fand aber keinen. Nina besuchte uns, ich schrieb, las. Später ging ich zu beiden Damen, in die Häuser des Grafen, dann in den Park. Therese besuchte ihre Mutter, erwartete dann im Park und zwar in der Laube Krauss und Such[odolsky]. Mittags speisten wir zu Haus, nach Mittag ruhten wir. Um 5 h zu Krauss, dann mit ihnen, Mama und Nina in die Optik zu Valmagini, die sie uns sehr kurz und noch ohne Musik zeigten. Nachher suchte ich ein Zimmer, wo wir morgen, weil Lissl erwartet wird, allein speisen können. Abends ins Theater „Pfändung und Personalarrest", Oper in 2 Akten von Schikaneder. Elende Produktion, nur Gruber als Lenzl (?) war uns erträglich. Therese erwartete uns im Park. Wir soupierten im Bierhaus und gingen mit den Lampi'schen nach Haus Band 06 (VI.), Seite 93v
4009 1808 7 24 Stürmisch, unerträglicher Staub. Früh bestellte ich bei unserem Leutnant zu einer Spazierfahrt nach Mittag und zur Wiener Reise für morgen eine Equipage. Therese richtete Wäsche zusammen, die ich mitnehme, ich las, schrieb, ging mit Therese zu Krauss, dann auf den Platz zur galanten Messe. In den Park, erwarteten Lissl, schlichen im Park und bereiteten uns, im Wiener Bierhaus No. 5 allein zu speisen. Nach 12 h fing es etwas zu regnen an, dies trieb alles so in den Kiosk hinein, dass man sich nicht rühren konnte. Lissl kam mit Rosinens Mutter, R[osine] klagte über mich und Fanny. Dies brachte mich sehr gegen ihn und sie auf. Ich äußerte mich auch, dass ich und alle Menschen um dies unerträgliche Geschöpf nur ihm solche Opfer bringen könnten. Wir aßen sehr spät und blieben bis gegen 6 h. Lissl fuhr nach Wien, ich mit Therese und den beiden nach Vöslau. Es umzog sich ganz, doch regnete es nicht und wir genossen im Vöslauer Garten einen angenehmen Abend. Die Ruine mit Felsenpartien, einige kleine Wasserfälle, besonders aber das Grabmal mit der Gruft sind vorzüglich. Nach 8 h kamen wir aus dem Garten, sahen im Wirtshause dem Kirchtagstanze zu, fuhren zurück. Therese ging nach Haus, ich mit Krauss und Fanny ins Wiener Bierhaus. Band 06 (VI.), Seite 94r
4010 1808 7 25 Stürmisch, nach Mittag trüb. In der Nacht heiß ersehnter Regen. Fahrt nach Wien mit Krauss und Suchodolsky, abends zurück. Therese blieb in Baden. Um 5 h fuhren wir mit des Leutnants [ .. ?, Name fehlt] vom Fuhrwesen Equipage nach Wien. Zu meinem herzlichsten Vergnügen fand ich meine gute Mutter mit der Tischlerin. Mit Innigkeit küsste ich sie und beschwor sie, nach Baden zu kommen, welches sie auch verhieß. Den ganzen Vormittag beim Grafen in angestrengter Beschäftigung. Meine gute Mutter besuchte ich auch beim Hitzinger, wo ich auch gratulierte, sah mich nach Peters Compagnie um, speiste bei ihm, obwohl mich Krauss bat, sie zum Speisen zu führen. Als ich hinkam, hatten sie schon gegessen. Um 3 h kam ich zu Haus, fand meine Mutter, Bruder, Goldmann Josephine und Werlen. Ich unterhielt mich mit ihnen, erzählte Nitschners Vernachlässigung unserer Freundschaft, holte um 4 h meine Damen ab und fuhr in einem mörderischen Staub nach Baden zurück. Bei Therese waren die Lampi. Wir plauderten, ich ging nicht mehr aus. Um 9 h lagen wir schon und hörten nichts von allen Annen-Serenaden. Band 06 (VI.), Seite 94r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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