In Baden. Früh badete ich im Johannes-, Therese im Engelsbad. Später zum Grafen, der mich den ganzen Vormittag beschäftigte. Nach 12 h in den Park und nachher nach Hause speisen. Rosine ist unglücklich, heute Fermier nicht gesehen zu haben. Nach Mittag kamen sie zu uns und wir gingen zum Kaffee in den Doblhoff’schen Garten, dann durch die Weingärten. Die Damen gingen ins Theater „Deutsche Kleinstädter", Therese, Nina und ich beim kaiserlichen Schranken zwischen den Felsen auf den Berg. Die letzte Passage hinauf über rollende Steine war sehr beschwerlich und erschöpfend, Therese brach an 2 Stellen in heulendes Weinen aus. Ich half und unterstützte sie noch. Dies ermattete mich so sehr, dass ich von Schweiß triefte. Wir wurden am Gipfel für unsere Anstrengung hinlänglich belohnt. Unbegrenzt war die Aussicht. Wir befanden uns gewiss noch einmal so hoch als die Spitze des Kalvarienberges ist. Schon kühl war die Luft; obwohl ich mich gleich zuknöpfte, empfand ich gleich einen Frost, der wohl von Folgen sein dürfte. In der Redoute wurde soupiert und wir begleitet.
Band 06 (VI.), Seite 96r
4022
1808
8
6
In Baden. Ich bin nicht wohl, sehr ermattet und habe keinen Appetit. Die Nacht brachte ich im Schweiße und sehr unruhig zu. Den Vormittag beim Grafen und einen Augenblick in der Probe des „Carolus Magnus“ als heutige Einnahme des Franz Denifle. Später in den Park, Fermier führte die Damen in die Probe, dann in den Park, wohin auch Therese und Billinger kamen. Wir speisten im Bierhaus Garten; da die Hitze heute unerträglich ist, so blieben wir bis 4 h im Garten. Therese, die Damen, Bill[inger] und Fermier tranken im Doblhoff’schen Garten Kaffee, ich setzte mich in den Park und las die sehr guten Bemerkungen über die französische Armee. Um ½ 7 h besuchten wir, auch Nina, den „Großen Galatag in Krähwinkel", Lustspiel in 3 Akten. Wir unterhielten uns vortrefflich, es gefiel auch sehr, wurde viel gelacht und applaudiert. Nach dem Theater begaben wir uns durch den Park nach Haus und gleich ins Bett. Ich bin sehr matt und fühle heftiges Kopfweh.
Band 06 (VI.), Seite 96r
4023
1808
8
7
In Baden. Strenge Hitze. Ich hatte eine schlimme, unruhige Nacht, Kopfschmerzen, keine Esslust, viel Durst, und bin ganz abgeschlagen; fatale Empfindung. Ich bin in meinen Kräften zurückgesetzt. Früh besuchte uns Theresens Mutter, zusammen hörten sie in Wetzlars Schloss die Messe. Ich ging zum Grafen, den Augustinern und in den Park. Therese ging nicht aus. Mittags zu Haus, ich aß wenig und ließ mir nach Tische Hähneln heiß absieden, die mir schmeckten. Im Park fand ich Schröder, Wieshofer, Rottensteiner und die Reimannischen mit Peck und Gabriel (?), letztere besuchten uns. Therese führte sie in den Doblhoff’schen Garten, ließ Kaffee geben. Ich erwartete auch Krauss und Su[chodolsky] und kam nach. Später auf die Langische Anlage, die ihnen sehr gefiel. Ich ruhte da eine halbe Stunde, der Durst trieb mich in den Kiosk, dann nach Haus. Es war eine ungemein schöne Mondnacht, ich befinde mich aber so übel, dass ich selbe leider nicht genießen kann.
Band 06 (VI.), Seite 96r
4024
1808
8
8
In Baden. Außerordentliche Hitze. Ich hatte wenig Schlaf und eine so üble Nacht wie die vorige. Ich triefte von Schweiß, fühle mich matter und leide sehr an Kopfschmerzen. Ich wand mich aus dem Bett, wo mich noch Ungeziefer quält. Später zum Grafen und in den Park. Die Hitze ist schrecklich. Therese blieb zu Haus. Mittags in unserem Zimmerchen, ich konnte nichts essen. Nach Tische musste ich mich legen. Ich erwarte und sehne mich nach Eckhart. Heute soll er kommen und kam auch abends 8 h mit seiner Waberl an. Im Park sprach ich Krauss und Saar, Lissl kam nicht, welches mir sehr recht war. die Su[chodolsky] mit ihrem Zimmer, und Billinger, welche im Bierhaus speisten und nach Mittag nach Schönau fuhren. Nach Mittag besuchte uns die Mama. Ich ging in die Stadt, kam mit dem jungen Huber zusammen, plauderten bis 7 h. Dann zur Mama, wo Therese war. Ich spürte Appetit, begab mich gleich ins Bierhaus, aß mit Appetit. Holte Therese ab, durchstrichen den Park, besuchten um 10 h noch Eckhart, den wir seines Negligés willen in Verlegenheit setzten, dann nach Haus.
Band 06 (VI.), Seite 96v
4025
1808
8
9
In Baden. Ein stürmischer Tag und außerordentlicher Staub. Mit Schweiß erwachte ich und fühle mich heute auch nicht besser, dazu gesellen sich Schmerzen der Goldenen Ader. Therese badete und fand selbst bei ihrer Rückkehr den Kaffee wegen der beispiellosen Liederlichkeit dieser Dirn noch nicht fertig, weswegen ich mich sehr ärgerte und der Mama sie zurückgeben wollte. Ich schrieb, las und suchte Eckhart im Park. Mittags aßen wir zu Haus. Mit Eckhart und Seitz saß ich bei Stunden im Kiosk und sprachen vorzüglich vom Frieden, den England mit der spanischen Nation gemacht hat. Nach Mittag zu Haus. Ein wohltätiger Regen mit einem leichten Gewitter erquickte die schon ganz welkende Natur. Therese blieb zu Haus, Um 6 h ging ich ins Theater „Was sein soll, schickt sich wohl", Lustspiel in 3 Akten und „Capitän Cook" Mit Schröder, Franzl und jungem Huber unterhielt ich mich. Nach dem Theater nach Haus.
Band 06 (VI.), Seite 96v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).