In Baden. Sehr veränderlich. Nach dem großen Frühstück teilte sich alles in verschiedene Gegenden. Meine Mutter ging mit der Muhme, Jean mit Werlen und Rodler, Therese zu ihrer Mutter, ich zum Grafen, der gestern ankam. Alles fand sich um 12 h im Park, um da schon die schöne Welt zu sehen. Ich schrieb an Eckhart wegen Quartier und gab ihn Nina mit. Nany kam mit der Székely Fanny und überraschte uns sehr angenehm. Ich traktierte unser 9 im Wetzlarischen Garten und waren herzlich froh. Wegen Grafen besorgte ich Maler und Tischler und sprach ihn auch im Park. Nach Tische nahm Nany Abschied und fuhr mit den Fürstlichen nach Eisenstadt. Therese machte ihr zum Angebinde ein Geschenk mit einem Bastkleid. Die Gesellschaft fuhr und ging nach Helena, nach den Krainer Hütten, hatten viel Spaß. Krauss und [Suchodolsky], erstere kann ich nicht mehr ertragen. Wir tranken da unmenschlich viel Obers, blieben bis es dämmerte, dann zurück. Wittmann war bei uns und bestellte auch ein Würstl für morgen. Die Uhrmacherin blieb bei einer Generalin zurück. Im Mondenschein geschah über 2 hohe Berge unsere Rückkehr, welche sehr romantisch, aber auch schauerlich war. Um 10 h legten wir uns, sehr ermüdet.
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In Baden. Ein heisser Tag. Fahrt nach Schönau. Rodler badete mit Therese, Jean, Werlen mit mir im Johannesbad, wo wir viel Jux hatten. Die übrige Zeit beim Grafen, Zinnicq, beim Grünen Jäger wo ich durch Wilde 2 Zimmer fast neu malen lasse. Mittag in den Park, dann beim Wiener Bierwirt, wo wir von den Lampi'schen Abschied nahmen; sie fahren nach Wien. Lissl kam mit Seppenburg an. Ich sah ihn nicht, sie hatten wieder Zank. Um 2 h fuhren wir in 2 Wägen nach Schönau, ich kutschierte auf dem Würstl und führte Rodler. Wir sahen alles, den Tempel, schaukelnde Brükke, Insel der Liebe, Alzingers Grabmal, Diogenes, Fischerhaus, Binder- und Milchhaus, Kuhstall auf 85 Stück, den einzigen Biber, dann alle schönen Wasserfälle. Albinsky und ein kleiner Bube führten uns überall herum. Beim Theater stiegen wir ab und sahen den großen Ballett in 2 Akten von Heiss „König Feruska“. Mit meiner Mutter fuhr Therese nach Haus, ich schwätzte noch mit der Piber, Hoffmann und Krauss, soupierten im Bierhaus, dann in den Park und nach Haus. Auf dem Platz sahen wir Harmonie, hörten einige Stücke, dann nach Haus schon im Taumel des Schlafs.
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In Baden. Am Vormittag schwül, nach Mittag Regen und kalter Wind. Rodler badete mit Therese, meine Mutter, Jean und Werlen nahmen Abschied und fuhren nach Wien. Ich ging zum Grafen, Zinnicq, wo ich den ganzen Vormittag war und die Schriften der Häuser 85 und 86 übernahm. Empfing die Terzaghischen beim Grünen Jäger, ging in den Park, mit Therese und Rodler ins Wiener Bierhaus, dann besuchten wir den Kirchhof, später Lanuti (?) Ich war beim Grafen, Terzaghi, später im Park, wo ich Therese und Rodler fand, welche in Valmaginis Optik den Sturm sahen. Wir nahmen Gefrorenes, schwätzten mit Karilla (?), Origoni suchte mich. Ich musste nochmals hin. Dann ins Theater „Advokaten" von Iffland, wo ich mich sehr langweilte. Ich schwätzte mit Bonnot (?), Franzl (?), Lanuti (?), Piber, dann ins Bierhaus. Therese soupierte mit Josephine zu Haus.
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In Baden. Regen, kühl. Früh 6 h fuhr Rodler nach Wien, nun sind wir ganz allein. Ich arbeitete, las, schrieb, ging zu Krauss, Terzaghi, Grafen, Piber, Probe im Theater und Park. Therese schrieb ihrer Schwester und sandte ihr 4 fl., damit sie morgen sicher herauskommt. Nachher besuchte sie die Nagy und ihre Mutter. Mittags aßen wir zu Haus, ich ruhte nach Tische. Therese holte die Nagy ab, sie fuhren nach Helena und gingen dann weiter ins Tal. Den Abend waren sie zusammen. Zu uns kamen Krauss und Such[odolsky], ich begleitete sie in Scheiners Kaffeehaus, dann ins Theater „Samson, Richter von Israel", Drama in 3 Akten. Im Theater machte ich den Jux und lud auf die Äußerung des Wohlgefallens der Rosine Fermier, Billinger und Lanuti zum Souper in die Redoute. Wir hörten vorher im Park eine Serenade vom Kreutzer, wobei Zinnicg die Flöte spielte. Soupierten bis 11 h, fanden auf dem Platz wieder Musik und kam so erst um 12 h in einer windigen Mondnacht ins Bett.
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In Baden. Ein stürmischer, staubiger Tag. Ich schrieb, las, schrieb auch an Eckhart wegen Bestellung des Quartiers, ging zur Terzaga, Grafen, Probe zu „Carolus Magnus" und in den Park. Therese besuchte ihre Mutter, die Nagy und in den Park. Nach Mittag mit der Krauss und S[uchodolsky]; erstere stirbt für Fermier. In den Doblhoff’schen Garten, tranken Kaffee, dann durch die Weingärten ins Theater; Therese blieb im Park. „Posthaus von Treuenbrietzen" und das Ballett „Die unterbrochene Hochzeit". Mit Schröder, Tannenberg, Piber plauschte ich, dann mit den beiden Damen und Billinger ins Redoute-Zimmer soupieren. Alles begleitete mich, es war ein schöner Mondabend.
Band 06 (VI.), Seite 96r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).