Trüb, kühl. Annenfeste in Baden. Nina kam zu uns, da taten wir sie angratulieren. Ich schrieb und las bis 10 h, dann zum Pächter Müller ins Wetzlarische Haus wegen 15 Metzen Haber. Therese ging zu ihrer Mutter und erwartete mich im Park. Ich machte beiden Damen einen Besuch, sah und ordnete manches in beiden Häusern des Grafen. Machte mich in den Park, fand Therese, die beiden Damen, Markel (?) und Michela (?) von Preßburg, Dornheim, Zinnicq. Mittags zu Haus, nach Mittag revidierten wir unsere Kassa, es kam Wittmann, Waldmautner außerhalb Helena, und brachte mir seine Beschwerde an Hardegg wegen des in seinem Haus wohnenden Holzhauers Jammer. Später kamen Krauss und S[uchodolsky], wir aßen bei Scheiner Gefrorenes und gingen ins Theater „Erbschaft“, „Beide Billetts“ und „Dorfgratulanten", Ballett von Heiss. Es war sehr voll, ich bekam ein Plätzchen neben Breslauer (?) und ging nachher in den Park, ins Wiener Bierhaus soupieren. Mit Markel auf den Platz, wo Gen[eral] Bauer in russ[ischen] Diensten die Dudler Binder (?), Wieser (?), Soor (?) singen ließ, fanden die Lampi'schen, blieben bis 11 h, dann nach Haus. Therese hatte Besuche von der Nagy und Oberkorn und unterhielt sich mit der Verfertigung des Hutes.
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In Baden. Ein schöner Tag. Therese badete im Engelsbad, ich las, schrieb, zahlte bei Müller den Haber, ging in beide Häuser, zu Zinnicq und mit der Dornheim wegen Terzagas Quartier zum Grundgeyer. Dann in den Park, wo ich Breslauer fand, später Therese mit beiden Damen. Ich war bei Lanuti (?) und sprach sie dann bei Dornheim und Piber. Mittags zu Haus, nach Mittag kamen Krauss und S[uchodolsky], wir gingen zu Scheiner. Dann bestiegen Therese und ich allein den Gipfel des Kalvarienberges. Sie blieb, ich ging ins Theater „Korb" und „Waldmädchen". Sprach Tannenberg (?) und ging mit den Lampi'schen ins Wiener Bierhaus, wohin auch Piber mit Rüssel (?) etc. kam. Um 11 h nach Haus, wo ich einen Brief vom Grafen fand, der mich zu meiner größten Pein morgen nach Wien ruft..
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Fahrt nach Wien. Ein heisser Tag, nach 3 h wurde ich schon wach, ich lag ganz im Schweiß. Vor 5 h ging ich schon auf den Platz, um mir eine Gelegenheit zu suchen, fand einen Fiaker, der aber erst um 6 h wegfuhr. Ich war über diese Reise sehr übel disponiert. Der Staub, die Hitze, alles fatigierte mich so sehr, und um einer Laune willen. Ich hatte noch das Glück, mit einem Dilettanten zu fahren, der mich für einen Polizei-Kommissar hielt, sehr zutraulich tat und mich so etwas amüsierte. Nach 9 h war ich beim Grafen, der mich sehr beschäftigte. Beim Grafen war ich bis nach 12 h, zahlte dem Pichl Alois für das Modell der Ácser Kirche und seine Arbeit 800 fl, er war sehr übel zufrieden. Der Graf baut nach einem anderen Plan, dann ist die Belohnung zu gering. Zu Haus fand ich meine Mutter, die ich mitnehmen wollte, aber schon mit Nina versprochen war. Im Kärntnertor-Theater sah ich die Verschönerung, die neu gemalene Galerie und der Logen, sprach mit Ortner über manches, war in der Theaterkanzlei und Kasse. Fand Kárner zufällig auf dem Graben und Klimbke, ließ mir von ersterem den 3maligen Brand von Ödenburg umständlich erzählen, wo bis 500 Häuser und viele Menschen verbrannten, da man schon 27 Verbrannte aus dem Schutte zog. Ich sah mich um Peters Compagnie um, aß etwas und fuhr um ½ 3 h in einem Badenwagen, mit einem gebildeten Hauermädchen aus der Annengasse No. 29, dem Baron Pergler (?), und einem Kammerdiener, der einst in besseren Umständen sein Tafeldecker war. In Neudorf kamen wir mit Nitschner und Frau zusammen, die nach Wien fuhren. Gleich beim Theater stieg ich ab, „Abälino", Bonnot (?) gefiel, es war voll. Unsere Rückreise begleiteten Sturm, Blitz, Donner und Regen. Nach dem Theater gleich ins Bett. Therese hoffte mich schon nicht, sie war ausgegangen.
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Kühl, stürmisch, außerordentlicher Staub. Wir können kein Fenster öffnen. In Baden ist so ein Wetter äußerst unangenehm. Therese badete im Engelsbad, ich schrieb, machte meine Gelder zusammen, ging in beide Häuser, erwartete und rangierte die Leute und Bagage des Grafen. Ging in den Park, las und trieb mich so in dem kleinen Zirkel herum. Therese besuchte Krauss und S[uchodolsky], ihre Mutter, ordnete zu Haus das Zimmer für meine Mutter und Rodler. Mittags zu Haus. Ich war sehr müd, legte mich nach Tische, schrieb, las. Therese ging mit Krauss und S[uchodolsky] in den Doblhoff'schen Garten, ich ins Stollische Haus, dem Tapezier nachzusehen, und erwartete im Park Therese mit meiner Mutter und Rodler. Sie kamen mit Krauss und Suchodolsky erst um 8 h, im Tempel lesend fanden sie mich. Wir durchgingen die Langische Anlage bis zu seinem Gipfel, saßen an den angenehmsten Plätzen und soupierten im Wiener Bierhaus mit den Lampi’schen, mit welchen wir auch nach Hause gingen. Lange wurde noch geschwätzt.
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In Baden. Stürmisch, unerträglicher Staub, kühl. Ich verkühlte mich, musste in der Nacht viel husten und badete darum nicht. Therese nahm die Josephine ins Engelsbad mit. Meine Mutter und ich blieben zu Haus, da wurde gefrühstückt und Toilette gemacht. Therese rangierte zu Haus, ging mit meiner Mutter auf die Braiten, um für uns Essen anzuschaffen. Ich ging mit Josephine in der Stadt, den Bädern herum, ließ ihr eine Probe vom hiesigen Schaus[piel] sehen, begaben uns in den Park, erwarteten die Lampischen und promenierten zusammen auf die Braiten speisen. In der Laube waren wir von dem fatalen Wind und Staub geschützt, aber ein Regen nötigte uns, im 1. Stock Zuflucht zu suchen. In der Probe der „Löwenritter" lud ich Billinger ein, unser Gast zu sein. Wir waren sehr lustig. Nach Mittag kam Nina zu uns, wir tranken im Doblhoff’ schen Garten Kaffee, gingen gegen Helena, stiegen bei Schönfelds Garten auf die Alexandrowitschische Anlage und erwarteten Jean, Werlen und Hitzinger im Park, welche wir aber erst zu Haus trafen. Ich musste erst Anstalten wegen Zimmer machen und kamen spät ins Bett. Unsere Ankömmlinge waren in Cölestins Einnahme.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).