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Anzeige von 3966 - 3970 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3966 1808 6 11 Ein regnerischer, kühler und düsterer Tag, gerade so wie es vor 8 Jahren war; so lange freue ich mich des guten Besitzes meines vortrefflichen Weibes. Heute früh weckte ich Therese, freute mich ihres Wohlseins. Sie gab mir 4 Brustflecke von Wallis, ich ließ ihr 6 Paar Handschuhe aus Percal machen, sie wurden aber noch nicht fertig. Der Schneider Mayer wurde auch bezahlt. Wir taten uns gütlich, frühstückten Kaffee, ich blieb bis ½ 12 h bettliegerig. Es kamen Leber, Nitschner. Werlen, Goldmann und Therese probierten Canons, später Mayerhofer und Peter. Mittags allein. Therese besuchte die Pepermann und brachte ihnen die Loge ins Kärntnertor-Theater zu „Orpheus“. Ich traktierte Therese und nahm eine Loge an der Wien „Der Bund bei Alcala“, Schauspiel in 5 Akten, und engagierte Nitschner samt Frau, Werlen, Rodler und Goldmann. Letztere kamen schon nach Mittag und tranken mit Therese Kaffee. Ich arbeitete, beantwortete des Grafen Brief und schrieb ihm die angenehme Nachricht, dass heute die Papiere steigen und die Münze etwas gefallen ist. Im Burgtheater ist heute zum ersten Mal „Ferdinand und Maria“, ein dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen, in Jamben von Friedrich Treitschke, Ouvertüre und Zwischenakte von Paul Wranitzky, Dekors von Janitz. Die Kunde kam, dass es missfiel und dass Treitschke aus Ärger bei der Probe Blut zu speien anfing. An der Wien war die Unterhaltung unter uns vortrefflich. Das Stück selbst und die Darstellung sind mehr als schlecht. Es ist unbegreiflich, wie man solchen Unsinn dem Publikum auftischen kann. Die junge Rivolla gefiel so wenig als Majetti (?), die durch 5 Akte durchhielten. Im Hereingehen regnete es stark. Band 06 (VI.), Seite 86r
3967 1808 6 12 In der Nacht goss es und regnete anhaltend. Am Tage wolkig, heiter und wieder trüb. Im Burgtheater „Singspiel“ in 1 Akt, die Haim tritt auf; dann „Dorfbarbier“. Im Kärntnertor-Theater die ausgezischte Tragödie „Ferdinand und Marie“. Früh kamen Nitschner und Frau, Werlen, Rodler, Bulla, Klimbke und Goldmann Josephine. Nitschner las ich das Patent vom 9. Juni vor, worin das Publikum mit der Versicherung beruhigt wird, dass die Landwehr in einem Zeitpunkte organisiert wird, wo wir mit allen Mächten des Kontinents in friedlichen Verhältnissen stehen. Mittags war die Goldmann unser Gast. Nach Tische arbeitete ich, schrieb an den Grafen, es kam Gewey. Therese, Goldmann und ich fuhren nach Hetzendorf zum Mayer, es wurde heiter und eine angenehme Fahrt. Mayer war mit seiner Familie nach Lainz gegangen, also besuchten wir Lefèvre in seinem Gärtchen, wurden mit süssem Obers bewirtet, empfahlen uns und fuhren nach Lainz. Auf der Wiese begegneten wir den Mayerischen, wir plauderten, aber ein Hofwagen verdrängte. In Lainz war Kirchtag und große Messe. Der Ort war gedrängt mit Menschen voll. Das Gemisch von Menschen, die verschiedenen Gruppierungen, Equipagen, unterhielten uns. Wir fuhren durch Hietzing und Schönbrunn und waren um ½ 7 h zurück. Abends ging ich der Compagnie wegen ins Kärntnertor-Theater. Die ersten 4 Akte des Stückes missfielen nicht. Das Ganze würde sehr gewonnen haben, wenn der 5. Akt weggeblieben und dem 4. Akt eine Schluss-Szene eingeschaltet worden wäre. Übrigens war am Ende alles ruhig und wurde ziemlich viel geklatscht. Band 06 (VI.), Seite 86r
3968 1808 6 13 Antonsfest. Trüb, kühl. Großes Diner bei Quarin. Früh arbeitete ich, schrieb an Kárner und schloss ihm den 1. Akt der Operette „Er hält richtig Wort“ ein. Therese sang mit ihren Schülerinnen, Klimbke besuchte mich. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, Rousseau (?) von Hamburg als Advokat Hellmuth. Im Kärntnertor-Theater „Singspiel“ mit der Haim, „Figaro“ mit Duport. Ich war wegen der Loge für Quarin in der Theaterkasse. General Strauch besuchte mich und kündigte dem Grafen vierteljährig 22.000 fl.; ich bat ihn, ihm dies selbst zu schreiben. Therese ging im Staat gratulieren. Im Hause des Grafen rangierte ich, ging wegen Theresens percalenen Handschuhen, sprach Peter. Bei Quarin speisten die Phillebois, Peck mit Frau, Weinmüller und Vogel, Staatsräte Graf Chorinsky und Lorenz (?), Baron Schall, chargé d' affaires von Frankfurt, Kreibich (?), Sekretär von Hz Albert, der Prälat von Schotten P. Andreas und Schönauer. Nach Tische kam Rathmayer, es wurde gesungen, nach 5 h empfahl sich alles, nur wir mussten bleiben, bis Quarin und Phillebois ins Theater an der Wien fuhren, „Bund von Alcala“. Therese führte ich nach Haus, fand Werlen. Kleidete mich um weil es abends kalt wurde, ging zu Peter, wo Patsch und Mayerhofer waren. Band 06 (VI.), Seite 86v
3969 1808 6 14 Trüb, kalt, ohne Überrock kann ich gar nicht ausgehen. Therese sang mit ihren Mädchen. Werlen, Nitschner und Mayerhofer probierten das Böller-Lied für Peter. Peter sprach ich vor Mittag und Freund Kárner begegnete ich ganz unvermutet am Graben. Er war erst angekommen und speiste bei uns. Wir schrieben eine Ordre wegen Anzug der Damen am Donnerstag, hatten bei Tische viel Spaß. Dazu kam der junge Weidmann, Mayerhofer. Ersteren nahm ich zu einer Spazierfahrt auf dem Würstl mit, und auch den jungen Hitzinger. Wir fuhren auf Mariahilf wegen einem Gehäusmacher zu meiner neuen Uhr, in die Porzellanfabrik und etwas zum Peter. Abends ging ich wegen Patsch ins Kärntnertor-Theater „Ferdinand und Marie“ zum 3. Mal. Kárner ging zu „Camilla“. Den Werlen zu überraschen nahm ich beide in den Garten des Fürsten Liechtenstein mit, durchstrichen ihn und zeigten uns zuletzt den Platz, wo Harmonie gemacht wird. Ein paar Stücke hielten wir aus, dann fuhren wir in die Stadt. Zu Haus fand ich Briefe vom Grafen, besorgte einige Geschäfte, soupierte im Komödiengassel, war auf dem Theater und unterhielt mich lange mit Weissenthurn und Koberwein. Band 06 (VI.), Seite 86v
3970 1808 6 15 Wärmer, doch veränderlich. Früh wurde wieder gesungen, Canons von Therese, Goldmann, Nitschner, Werlen und Mayerhofer. Leber besuchte mich. Ich schrieb, war in der Theaterkasse, und als ich nach Hause kam, wurde noch der Canon „gu gu“ und „pi pi“ probiert. Kárner und ich verabredeten uns, den Circus DeBach zu sehen und so in Compagnie zu kritisieren. Ich schrieb an den Grafen, es kamen auch Briefe von ihm. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Um 4 h fuhren Kárner und ich mit dem Postzug zum Wasser in den Prater, kehrten um, hielten beim ersten Bierhaus und gingen in DeBachs Circus. Es war nicht voll, doch unerträglich dunstig. Ich bekam wütende Kopfschmerzen und musste nachher noch mit Kárner zum Turm von Gothenburg soupieren gehen. Am Ende fing es zu regnen an, ich bekam Fieber und musste bis zum Theater an der Wien gehen, da nahmen wir erst einen Wagen. Band 06 (VI.), Seite 87r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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