Fronleichnamstag. Abwechselnd Regen, nach Mittag kalter Wind. Feier unserer Vermählung bei Peter mit Kantate, Illumination etc. Früh 8 h holte ich Werlen ab, wir durchstrichen die Straßen. Es regnete; am Stock-im-Eisen-Platz fanden wir Nitschner und klagten über den halb verdorbenen Spaß. Trotz dem Regen und bei zum Teil schon aufgeschobenen Treppen begann die Prozession. Es heiterte sich aus, der Umgang war feierlich. Die Kaiserin war angekleidet wie die Koberwein als Marie in „Ferdinand“ vom Treitschke. Nach der Prozession zu Hocheder, da war Therese mit 2 Stögerischen, Goldmann, Martin, die gelehrte Tschebulz samt Vater. Bis alle Corps vorüber gezogen sind, blieben wir, dann nach Haus. Hier war der Sammelplatz des Diners. Nitschner und Sollberger (?) kleideten sich in Zivil um, ihre Frauen waren schon da und so wanderten wir zum Peter. Eckhart und Mayerhofer, dessen Frau er besuchte, waren auch Gäste. Ich hatte eine üble Nacht, Fieber, Kopfschmerzen, und so befand ich mich am Tage. Die Schwäche setzt mir sehr zu. Bei Tische waren wir sehr lustig. Nach Mittag kamen Kárner, beide Goldmann, Bulla, Rodler, Werlen, Klimbke, Jean und Nina. In Heiss' Garten wu4de Kegel gespielt, es war aber sehr kalt und windig. Es gab auch in der Gesellschaft Dissonnanzen. Um 7 h kam die Harmonie. Wir stellten sie hinters kleine Gartentürl. Sie begann mit einem Vivat-Ruf, Tusch und 3 Märschen. Sehr ward er überrascht. Dann zogen Sollberger und ich voraus, zogen mit Musik in den Garten, um die Gesellschaft abzuholen und so auch wieder zurück. Bis 9 h wurde im Zimmer Musik gemacht, gesungen, Gefrorenes und Bäckerei genommen. Auf einmal stürzte ein Regenguss herab und drohte Peters Illumination Zerstörung. Er rettete mit der eiligsten Anstrengung. Es wurde wieder heiter und er überraschte uns mit der niedlichsten Illumination. Im Tempel enthielt der Altar eine Glück wünschende Inschrift, und von Werlen, Goldmann und Nina wurden wir mit einem herzlichen Terzett innig gerührt. Gleich darauf folgte die Szene bei der Einweihung von Goldmanns Monument. Wir bewunderten die Illumination, dann wurde Peter mit dem Böllerlied überrascht und dem Canon „Wann i ging mein Pipi“ etc. Nachher wurde soupiert. Ich konnte nichts genießen, sehnte mich nach Hause und erst um 12 h ward mir so wohl. Ich nahm Eckhart, Bulla und Rodler mit.
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Veränderlich, kühl. Ich hatte ein schlimmes Befinden und bin sehr matt. Den Vormittag lag ich. Mittags allein, nach Mittag und abends zu Haus, ich musste mich wegen Fieber früh legen. Bulla, Goldmann, Rodler und Werlen waren bei uns. Heute ist Duports Einnahme, den ganzen Abend Ballett. Anfangs ein Divertissement, inzwischen spielte Lafont (?) von Paris auf der Violine, dann „Die liebe Unschuld“; missfiel.
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Abwechselnd Regen. Die ganze Nacht böse Träume, schleichendes Fieber. Früh machte ich mich zum Quarin auf. Er verordnete mir ein Pulver, Dekokt und Landluft. Bei Prinz nahm ich 3 Stück Angin, etc. Mittags allein, ich kann nichts essen. Abends mit Werlen allein.
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Heute regnete es 6 Mal und in Strömen floss es herab. Ich wollte nicht ausgehen. Mittags waren wir allein, nach Tische kam die Goldmann. Sie und Therese setzten mir zu lang zu, um nicht nachzugeben und mit ihnen zum Peter zu gehen. Wir setzten uns im Garten in den Tempel. Nicht lange waren wir da, da wirkte die feuchte Luft so sehr auf mich, dass ich vom Schleim so heftig geplagt wurde, dass ich fast außer Atem kam. Ich hatte nie eine solche Empfindung. Als ich ein bisschen ruhiger wurde, machten wir uns auf den Rückweg. Peter ging mit, wir fanden aber keinen Wagen und mussten gehen. Zu Haus fanden wir Gewey, der blieb, später kam auch Werlen. Gewey brachte Peter zum Deklamieren und so gab es den Abend für alle den herrlichsten Spaß.
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Den ganzen Tag Regengüsse, kalt. Ich befinde mich mit jedem Tag schlimmer. Meine Schwäche, das Fieber mehren sich, ich konnte nichts schlafen und war meistens im Bett. Eckhart treibt mich auf’s Land. Mit aller Anstrengung beförderte ich meine Geschäfte, schrieb an den Grafen und Illésházy. Die gewöhnlichen Vormittagsbesuche, Goldmann, Nitschner, Werlen, dann mittags Peter kamen. Mittags allein mit Eckhart. Abends waren Werlen, Rodler und Bulla da und unterhielten den Leidenden.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).