Ein schöner heiterer Tag. Den ganzen Vormittag beim Grafen und im Cavrianischen Haus beim Bau. Mittags allein mit der Töpfer Mutter. Die Joseph[ine] hat heute den Czernin zu Gast und ließ darum alles auf Glanz herrichten. Nach Mittag arbeitete ich, war mit Jahny im Cavrianischen Haus. Ging abends ins Burgtheater „Paul und Rosette“ und war in Gesellschaft unterhalten. Therese war mit Nina und der Mutter bei der Wallis, wo ihr angenommenes 3jähriges Mädchen singen und tanzen musste. Um 8 h kam Therese nach Haus und blieb.
Band 06 (VI.), Seite 58r
3732
1807
10
21
Ein angenehmer; warmer Tag. Den ganzen Vormittag beim Grafen und mit ihm ins Cavrianische Haus, wo ich Verdruss hatte. Ich wollte zur Joseph[ine] gehen; auf der Stiege begegnete ich Gesellschaft und hörte, der Czernin sei so mürrisch und dulde niemanden. Ich sprach Reider, dann nach Haus, wo mich Peter erwartete. Unterm Essen kam die Csekonics von Eisenstadt, sie aß und blieb bei uns. Nach Mittag arbeitete ich. Abends zu Peter, dann ins Leopoildstädter Theater „Evakathel und Schnudi“. Volles Haus, ich ennuyierte (?) mich, sprach die Wollerschen. Peter holte mich ab, die verdross mich, sah mich getäuscht, schickte Peter zur Gesellschaft, kam nach, fand alles falsch. Therese ging mit der Csekonics ins Burgtheater „Hadrian“. Ich kam etwas später nach Haus, weil ich wartete bis Schauf (?) ging.
Band 06 (VI.), Seite 58r
3733
1807
10
22
Kalt. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Theaterkasse. Mit dem Grafen Louis in die Redoutensäle, wo die Plafonds fertig sind, mir aber nicht gefallen. Dann ins Cavrianische Haus. Csekonics war unser Gast. Nach Mittag war ich zu Haus. Mich quälen Schnupfen und Husten in gleich hohem Grade und machen mich ganz missmutig. Therese spielte im Kärntnertor-Theater in „Wandernde Komödianten“, dann „Paul und Rosette“. Ich ging ins Cavrianische Haus, suchte mich zu zerstreuen, war bei Brandl, später im Gewölbe bei Rohrweck. Um ½ 9 h kam ich nach Haus und legte mich gleich. Auf dem Hof sah ich den Kometen.
Band 06 (VI.), Seite 58v
3734
1807
10
23
Kalt. Csekonics und wir frühstückten um 8 h, dann ging sie zu ihrem Sohn in den Garde-Hof, ich ins Cavrianische Haus. Heinrich von der Reider (?) kam und bat mich um 2 gesperrte Sitze zu „Idas“. Therese besuchte die kranke Hocheder und speiste bei Gulyás. Ich suchte mir Compagnie zum Speisen und nahm mir vor, abends ins Kärntnertor-Theater in „Bianca della Porta“ zu gehen. Ich sprach Peter und hörte eine Menge Wäscherei der Reider (?); es ist sehr unangenehm, bei der Lage der Sachen in Gesellschaft zu sein. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Die Csekonics jammerte mir wegen ihrer unglücklichen Lage vor; der General verweigert ihr wieder die 1000 fl. zu geben. Abends ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie, plauderte mit Klimbke. Wir sprachen von dem grausamen Streich des Seypold (?), der in seinem Zimmer einen Lichterputzer vom Theater an der Wien prügeln ließ, weil er einen vorgeblichen Öl-Verkauf des Inspektors Mahr (?) nicht eingestehen wollte. Wie schändlich ! Solche Greueltaten geschehen in Wien !
Band 06 (VI.), Seite 58v
3735
1807
10
24
Abreise der Csekonics und des Wobraska nach Ungarn. Meine Augen und mein Schnupfen verschlimmern sich. Vormittags im Cavrianischen Haus beim Grafen, wo der Plenipotentiar Michel Wester wegen Verkauf seines Hauses unterhandelte. Peter sprach ich, der mir wieder Dummheiten von der Reider (?) sagte. Mittags allein, nach Tische ging Therese zur Joseph[ine] und brachte ihr ein schönes Schreibzeug. Ich war zu Hauae, saß und las. Abends ins Kärntnertor-Theater „So muss man Füchse fangen“.. Mich unterhielt das Stück sehr, es wurde sehr con amore gegeben. Peter kam spät hinein und so hatte ich doch Compagnie. Therese war den Abend bei Hocheder. Ich holte sie ab, da wurde von Zuhausebleiben gesprochen, welches mir unerträglich ist.
Band 06 (VI.), Seite 58v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).